Während einige Bürgermeister im Zelt schwitzten  ... Foto: Schönfelder

Kommunale Portale werden immer mehr zur Schnittstelle zwischen Bürger und Gemeinde. Zinell: Zug der Zeit nicht verpassen.

Kreis Rottweil - Die digitale Zukunft hat für die Kommunen längst begonnen. Bürgerfreundlichkeit wird inzwischen zwar nicht nur, aber zu großen Teilen, an der Güte der kommunalen Internetauftritte gemessen. Das Internet wird immer mehr zum selbstverständlichen Bestandteil der Lebenswelt der Bürger und damit der "Kunden" der Verwaltungen.

Kein Wunder, dass sich nicht nur fast alle Bürgermeister des Landkreises Rottweil und/oder deren Hauptamtsleiter und IT-Beauftragten, sondern auch Vertreter aus ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus gestern zu einem "Gipfeltreffen" in Sachen "Internet und Kommune" in Dunningen trafen.

Gastgeber der Veranstaltung war die Firma Hitcom New Media mit ihrem Chef Steffen Hemberger mit Sitz in Dunningen, Marktführer für kommunale Internetauftritte in Baden-Württemberg. In einer Mischung aus Vorträgen und Workshops sollte die kommunale Zielgruppe die Dringlichkeit von Investitionen in schnelles Internet und die Qualität ihrer Auftritte erkennen.

Das wollten sich wenige Bürgermeister des Kreises Rottweil und der Nachbarkreise entgehen lassen. Denn, so Hemberger in seiner Begrüßung, die kleinen Gemeinden drohten von den größeren Kommunen auch auf diesem Feld abgehängt zu werden.

Die Schnelligkeit des Internets einer Gemeinde oder einer Stadt und die Qualität des Services gegenüber Bürgern und Gewerbebetrieben seien inzwischen wichtige sogenannte weiche Standortfaktoren. Die Kommunen dürften sich nicht in Sicherheit wiegen, denn sie stünden in harter Konkurrenz um Einwohner und Unternehmen.

Hemberger zitierte EU-Kommissar Günther Oettinger: "Viele Bürgermeister bauen lieber Kreisverkehre statt Datenautobahnen". Angesichts der Zukunft ein grundfalscher Standpunkt in Hembergers Augen. Und wieder Oettinger: Ihm seien im digitalen Zeitalter "Schlaglöcher lieber als Funklöcher".

Und doch seien einzelne kleine Gemeinden in vielen Dingen Vorreiter, und damit Vorbild für die Großen, nahm Hemberger eine weitere Wendung. Das Leben der Bürger werde immer mehr von digitalen und sozialen Medien durchdrungen. Zudem werde das mobile Internet für die Kommunen immer wichtiger.

"Stargast" der Veranstaltung war Ministerialdirektor und Amtschef des Innenministeriums Herbert O. Zinell, den viele Kollegen noch als Oberbürgermeister der Stadt Schramberg kennen. Zinell referierte zum Thema "Modernes E-Gouvernment", also die Dienstleistungen einer Kommune mit und durch das Internet. Er war bisher für diesen Bereich im Innenministerium zuständig.

Kommunale Portale, so Zinell, seien inzwischen wesentliche Schnittstellen mit den Wünschen und Erwartungen der Bürger. Damit entscheide sich der Erfolg des E-Gouverments auf der Ebene der kommunalen Portale. Und jeder zweite Zugriff auf das Angebot der Rathäuser erfolge von mobilen Endgeräten. Gleichzeitig verstärke sich das Interesse der Bürger an vollständig abzuwickelnde Verwaltungsvorgänge über das Internet. Er nannte die Bereiche Steuer und Finanzen, Meldewesen sowie Auto und Verkehr.

Dennoch bedürfe es einer gewissen Grundarchitektur der kommunalen Portale, damit sich der Bürger und auch ein Unternehmen selbst nach einem Umzug problemlos orientieren können.

Seit 2003 existiere das Portal Service-BW dessen Inhalte, wie Zuständigkeitsfinder, Prozess- und Formularmanagement für Standardprozesse in der Verwaltung, bereits in die Webseiten von rund 600 Kommunen eingebunden seien. Er appellierte an die versammelten Bürgermeister und IT-Spezialisten, diese zentralen Bausteine in ihre kommunalen Auftritte einzubinden und damit an Service und Bürgernähe zu gewinnen.

Auch in Zinells Augen führt kein Weg an verbesserter digitaler Kommunikation zwischen Bürgern und Rathaus vorbei. Es gelte für die Kommunen, angemessen auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu reagieren.

Für den übrigen Tag waren für die Teilnehmer weitere Fachvorträge und Workshops zu Einzelthemen vorgesehen. Auch dem Austausch untereinander war breiter Raum gelassen.