Das menschenverachtende Posting über Flüchtlinge auf der Facebook-Seite des AfD-Kreisverbands Rottweil/Tuttlingen hat tatsächlich ein Mitglied des erweiterten Kreisvorstands verfasst. (Symbolfoto) Foto: dpa

Entlarvt: Beitrag über Flüchtlinge auf Facebook hat Mitglied des erweiterten Kreisvorstands verfasst.

Kreis Rottweil - Jetzt steht fest: Das menschenverachtende Posting über Flüchtlinge auf der Facebook-Seite des AfD-Kreisverbands Rottweil/Tuttlingen hat tatsächlich ein Mitglied des erweiterten Kreisvorstands verfasst. Das bestätigt Kreissprecher Emil Sänze.

Noch am Donnerstag hatte Sänze gesagt, er wolle niemanden vorverurteilen, schloss aber auch nicht aus, dass sich Hacker an der Seite zu schaffen gemacht hatten. Gestern bestätigte er auf Nachfrage unserer Zeitung, dass tatsächlich ein Mitglied des erweiterten Kreisvorstands für das unsägliche Posting über ertrinkende Flüchtlinge verantwortlich sei.

Er könne nicht sagen, ob auch der Administrator der Seite, der derzeit im Urlaub weile, beteiligt gewesen sei. "Der war es aber meiner Ansicht nach nicht", meint der Renfrizhauser. Offenbar habe noch jemand anderes Administrator-Rechte, kann die Seite also bearbeiten.

Anhand des Sprachduktus habe er eine Person direkt angesprochen, ein Mitglied des erweiterten Kreisvorstands. Einen Namen nennt Sänze nicht, aber neben dem Sprecher, Schatzmeisterin und Kassenprüfer gibt es noch vier Beisitzer. Ein fünfter – Michael Bock aus Rottweil – hatte am Donnerstag seinen Rücktritt erklärt. Dies als Reaktion auf das Posting, von dem er sich ausdrücklich distanzierte. Bock erklärte zudem, er werde aus der Partei austreten.

Und der Autor des Postings? Sänze sagt, der Fall bedürfe der rechtlichen Klärung. Der Mann soll angezeigt werden. Parteiintern ist ein Schiedsgericht zuständig, ein Parteiausschluss ist ohne Weiteres nicht möglich. "Auf jeden Fall hat er Grenzen überschritten." Das Posting habe der Mann eigenmächtig veröffentlicht. Er sei zuvor nicht in dieser Weise aufgefallen, so etwas sei nicht zu erwarten gewesen. Die Gesinnung ließe sich nicht überprüfen. "Ich will die Extremisten aus dieser Partei haben, die sich nicht zügeln können", teilt der Landtagsabgeordnete mit.

Als Kreissprecher könne man von ihm erwarten, dass der Fall regelgerecht aufgeklärt werde. Dafür brauche er sich nicht von seiner Partei abwenden. "Ich werde die Partei weder linken noch rechten Vögeln überlassen."

Dass die AfD ein Sammelbecken für Rechte ist, sieht Sänze trotz der jüngsten Ereignisse anders. Er verweist beispielsweise auf die umstrittenen Äußerungen des früheren SPD-Finanzsenators in Berlin, Thilo Sarrazin. "Das ist jetzt kein signifikantes AfD-Problem." In der Alternative für Deutschland hätten sich jedoch innerhalb kurzer Zeit viele Menschen zu einer Gemeinschaft zusammengefunden. "Da gibt es halt auch extreme Meinungen." Doch wer Grenzen überschreite, müsse die Gemeinschaft verlassen. "Das ist meine Aufgabe. Das schreckt mich nicht."