Das Handwerk ist offen für Flüchtlinge. Foto: Kjer

Bei Vollversammlung der Handwerkskammer Konstanz stehen Integration in den Arbeitsmarkt und die kommende Landtagswahl im Mittelpunkt.

Kreis Rottweil - Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt und die kommende Landtagswahl in Baden-Württemberg standen im Mittelpunkt der Vollversammlung der Handwerkskammer Konstanz.

Die Handwerksvertreter verabschiedeten bei ihrem Treffen in Bräunlingen unter anderem ein Positionspapier, das Wege und Voraussetzungen für eine erfolgreiche Vermittlung von Flüchtlingen in Arbeit und Ausbildung aufzeigt und sich für die Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen einsetzt.

"Als Menschen der Praxis gehen wir das Thema pragmatisch an", sagte Handwerkskammerpräsident Gotthard Reiner in seiner Begrüßung. Eine Abfrage unter den Mitgliedsbetrieben habe eine große Bereitschaft zur Beschäftigung von Flüchtlingen gezeigt. Bereits über 170 Betriebe hätten sich mit konkreten Angeboten für Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze in den unterschiedlichsten Berufen vom Bäcker über den Kfz-Mechatroniker bis zum Zimmerer gemeldet. "Die Integration in Arbeit wird nicht heute und auch nicht morgen geschehen, aber vielleicht übermorgen. Und darauf wollen wir uns vorbereiten", so Reiner.

Die Handwerkskammer hat für die Betriebe und die Kooperationspartner aus den fünf Landkreisen des Kammerbezirks eine zentrale Ansprechpartnerin benannt und will im Verbund mit der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg und der Beruflichen Bildungsstätte Tuttlingen im Rahmen des Förderprogramms "Integration durch Ausbildung" des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg "Kümmerer" für die Begleitung von Flüchtlingen in Praktika und Ausbildung einsetzen.

"Es wird drei bis fünf Jahre dauern, bis die Integration wirklich läuft", ist auch die Einschätzung von Erika Faust, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rottweil/Villingen-Schwenningen, die der Vollversammlung einen Überblick über die Potenziale in der Region gab.

Wo die Berufsschulen in den Vorbereitungsklassen für Flüchtlinge ansetzen, berichtete Hartwig Hils, Leiter der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule in Tuttlingen. Außer um den Erwerb der notwendigen sprachlichen Kenntnisse gehe es darum, den jungen Menschen realistische Berufsperspektiven aufzuzeigen: "Viele träumen von einem Hochschulabschluss. Aber hier in der Region bieten Handwerk und Industrie Perspektiven. Deshalb müssen wir ihnen die duale Ausbildung durch Praxiserfahrung näher bringen."

Das Engagement in der Flüchtlingshilfe wird nur einer der Arbeitsschwerpunkte der Handwerkskammer Konstanz im kommenden Jahr sein. Als weitere wichtige Themenfelder nannte Hauptgeschäftsführer Georg Hiltner etwa die Stärkung der Ausbildung durch mehr Ausbildungsbegleitung und die Einführung eines Gütesiegels für besonders engagierte Ausbildungsbetriebe.

Auch in Sachen Nachwuchswerbung will die Kammer weiterhin starke Präsenz zeigen und beispielsweise mit einem neuen Fonds auch kleinere Projekte von Innungen und Betrieben mit neuen Ideen zur Nachwuchsgewinnung unterstützen.