"Ganz hoch bin ich leider nicht gekommen", steht unter dem Video von der Kletter-Aktion am Ulmer Münster. Screenshot: Youtube

Nach der Kranbesteigung am Test-Turm gibt’s jetzt ein Video vom höchsten Kirchturm der Welt. Nächste Anzeige am Hals.

Kreis Rottweil - Da sind sie wieder: Die "Grave Yard Kidz", die im Oktober auf dem Kran am Thyssen-Krupp-Turm herumbalanciert sind, haben jetzt ein Video von der waghalsigen Besteigung des Ulmer Münsters ins Netz gestellt. Dabei laufen die Ermittlungen zur Rottweiler Aktion noch.

Es ist wieder absolut schwindelerregend: Ein junger Mann klettert im Halbdunkel außen am Turm des Ulmer Münsters hoch. Natürlich ungesichert. In Turnschuhen. Oben an der dünnen Turmspitze filmt er sich selbst, wie er sogar freihändig dasteht. Und natürlich hat er sich nicht irgendein Kletterobjekt ausgesucht: Der Münsterturm ist mit 161,53 Metern der höchste Kirchturm der Welt. "Climbing World highest Church Tower" heißt denn auch das Youtube-Video, für das die Gruppe "Grave Yard Kidz" jetzt wieder von der "Roofing"-Szene gefeiert wird – und das bei vielen anderen einfach nur für Kopfschütteln sorgt.

Im Gegensatz zu dem Video vom Oktober, das zwei "Grave Yard Kidz" auf dem Kran des 246 Meter hohen Thyssen-Krupp-Turms zeigt, ist in Ulm nur ein einzelner Kletterer mit Totenkopf-Maske zu sehen. Ob es daran liegt, dass die Polizei erst im März einen der Thyssen-Krupp-Kranbesteiger ermittelt hat? Pressesprecher Michael Aschenbrenner vom Präsidium in Tuttlingen erklärt, dass Internet-Recherchen zu einem 21-Jährigen aus dem Kreis Tuttlingen geführt hätten. Er sei vernommen worden, demnächst sollen die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft Rottweil übergeben werden.

Wegen der unerlaubten Aktion in Rottweil wird wegen Hausfriedensbruchs ermittelt. Beschädigt haben die Täter nichts – auch nicht in Ulm, was der Maskierte in der Videobeschreibung betont: "Ich bin vor ein paar Wochen hochgeklettert, wichtig ist, dass ich nichts beschädigt habe bei der Aktion und alles so hinterlassen habe dass es nicht mal jemanden aufgefallen ist dass ich dort war", schreibt er unter das Video.

Die evangelische Kirche in Ulm findet das logischerweise nicht so witzig und hat Strafanzeige gestellt. Für die Polizei ist laut Michael Aschenbrenner nun interessant, wie die Zusammenhänge sind. Schwierig sei, in einer Gruppe nachzuweisen, wer nun wirklich in Aktion war. Nach der Kletterei in Rottweil hatte die Spur der "Kidz" unter anderem auch nach Villingen-Schwenningen geführt, weil sie mehrere Bilder von dort veröffentlicht hatten. Die Polizei hatte allerdings schon damals betont, dass es für sie noch Wichtigeres gibt, als die Ermittlung der Kletterer. Auch wenn diese durchaus mit "Unannehmlichkeiten" rechnen müssten. Das Strafmaß bei Hausfriedensbruch reicht von Geldstrafen bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe – das aber nur in drastischen Fällen.

Die Angst, erwischt zu werden, ist für die "Grave Yard Kidz" nach eigenem Bekunden übrigens größer, als die Angst vor der Höhe. Fast nicht zu glauben, wenn man das neue Video sieht.