Das Rätsel um das Fischsterben ist immer noch nicht aufgeklärt. Bachforellen sind am stärksten betroffen. Foto: Puchner

Einige mögliche Ursachen für das Forellensterben können ausgeschlossen werden. Lösung nicht in Sicht.

Kreis Rottweil - Niemand weiß, was es ist, doch es scheint sich auszubreiten. Nun sind bereits sechs Gebiete im Kreis Rottweil von dem mysteriösen Fischsterben betroffen. Behörden sind mit der Lösung des Rätsels beschäftigt, die Sorge unter den Fischern ist groß.

Es handelt sich um zwei natürliche Gewässerabschnitte – der Eberbach im Bereich Sulgen und Dunningen sowie der Zitzmannsbrunnenbach im Bereich Dornhan und Bettenhausen – und vier Weiher oder Teiche – in Aichhalden-Rötenberg, Schenkenzell, Türnentalsee bei Fürnsal und Horgen, aus denen in den vergangenen Tagen etliche tote Forellen gezogen wurden. "Die toten Fische wurden an das Veterinäruntersuchungsamt Freiburg geschickt, die Ergebnisse stehen noch aus", sagt Brigitte Stein, Sprecherin des Landratsamts. Auch beim Veterinäramt, dem Gesundheitsamt, dem Umweltschutzamt und sogar beim Polizeipräsidium Tuttlingen, Direktion Reviere Gewerbe/Umwelt Balingen, laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. "Aufgrund der zahlreichen Vorkommnisse haben sich die Polizei und das Umweltschutzamt die Aufgabe der Überprüfung aufgeteilt", erklärt Stein. "Es wurden Kontrollen hinsichtlich möglicher Schadstoffeinträge durchgeführt." Gefunden wurde bisher nichts. "In den Nachbarlandkreisen wurden ebenfalls Fischsterben gemeldet. Teilweise waren die Ursachen auf eine Gewässerverschmutzung zurückzuführen, teilweise sind sie rätselhaft." Eigenartig sei die Häufung von Fischsterben in der Region, und dass in den gleichen Teichen Regenbogenforellen überlebt haben, während Bachforellen verendet sind.

"Wir haben bisher nichts gefunden", sagt Benjamin Wodarz, Vorsitzender des Angelsportvereins Aichhalden-Rötenberg. Das Vereinsgewässer ist der Reißerweiher beim Bauhof in Aichhalden. Regelmäßig sind die Vereinsmitglieder dort, haben jedoch keine toten Fische entdeckt. "Unser Weiher wird von Quellen gespeist, deswegen ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass etwas aus anderen Gewässern hineinkommt." Besorgt ist er jedoch schon, schaue immer die Nachrichten in der Hoffnung auf Antworten. "Ein Fischsterben im Herbst ist ungewöhnlich", meint Wodarz. "Im Sommer, wo die Temperaturen steigen und der Sauerstoffgehalt im Wasser niedrig ist, kommt das schon mal vor." Aber im Herbst habe er das in den ganzen 27 Jahren seiner aktiven Fischertätigkeit noch nicht erlebt. Auch er hat keine Erklärung. "Vielleicht wurden die umliegenden Felder zu sehr gespritzt. Oder es war etwas im Wasser." Wenn Benzin ins Wasser gelange, könne man das in fließenden Gewässern schon nach wenigen Stunden nicht mehr nachweisen, überlegt er. "Es könnte einfach weggespült worden sein." Da müsse man auf die Ergebnisse der Fisch-Obduktionen warten. "Es ist seltsam, dass das Phänomen an so vielen Orten gleichzeitig vorkommt."

Eine Verbreitung nicht- nachweisbarer Stoffe über das Grundwasser könne ausgeschlossen werden, da das Grundwasser durch Deckschichten vor Einträgen weitestgehend geschützt ist und Schadstoffausträge aufgrund der unterschiedlichen Untergrundverhältnisse nicht zeitgleich aufgetreten wären, erklärt Stein. "Auch ein Anschlag durch Menschenhand, zum Beispiel durch Benzin, ist wegen der Vielzahl, dem zeitgleichen Auftreten der Fälle und den über die Region verstreuten Örtlichkeiten unwahrscheinlich."

Positiv ist, dass selbst wenn sich die Aufklärung noch zieht, keine gefährlichen Auswirkungen auf das Ökosystem befürchtet werden. "Insgesamt waren die Fischsterben kleinräumig und lokal begrenzt. Weitere Fischsterben sind nicht bekannt", sagt Stein. "Großräumige Auswirkungen sind damit nicht ersichtlich."