Um den Einwohnerschwund aufzuhalten, sind laut Landrat Wolf-Rüdiger Michel unter anderem gute ÖPNV-Anbindungen nötig. Foto: Schmidt

Wolf-Rüdiger Michel: Auch künftig müssen neue Wohn- und Gewerbegebiete ausgewiesen werden. Gute Schul- und Infrastruktur-Angebote nötig.

Kreis Rottweil - Landesweit war 2013 die Wanderungsbewegung, wie berichtet, nur im Kreis Rottweil negativ. Während vom Statistischen Landesamt für 43 von 44 Landkreisen positive Zahlen registriert wurden, schlagen für das Rottweiler Kreisgebiet 35 Personen weniger zu Buche.

Die rote Laterne, die vor allem wegen des Minus von 131 für die Stadt Oberndorf aufleuchtet, ist Wasser auf die Mühlen derer, die schon lange vor dem Ausbluten des ländlichen Raums warnen. Dies weiß auch Landrat Wolf-Rüdiger Michel, der nicht verhehlt, dass es weiterer Anstrengungen bedarf, damit "Landkreise, Städte und Gemeinden im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb weiterhin attraktive Wohn- und Industrie- und Gewerbestandorte bleiben". Das bedeute, dass auch künftig neue Wohngebiete und Industrie- und Gewerbegebiete ausgewiesen werden müssten. Parallel dazu müsse für gute Schulangebote und ÖPNV- und Straßenanbindungen gesorgt werden. Eine komfortable Internetanbindung für alle Bereiche nicht zu vergessen.

Michel schöpft auch aus einer langfristigen Trendvorschau des Statistischen Landesamtes Hoffnung für eine gute Behauptung des Kreises Rottweil im Wettbewerb mit Ballungszentren und anderen Kreisregionen im Zeichen einer älter werdenden und schrumpfenden Bevölkerung. In ihrer Juli-Prognose sagen die Statistiker für den Kreis Rottweil bis 2020 eine stabile Einwohnerentwicklung voraus.

Selbst die jetzt veröffentlichten Zahlen zur Wanderungsbewegung belegten, dass der Kreis Rottweil trotz des Rote-Laterne-Ranges von der positiven Entwicklung im Land partizipiere. Der Wanderungssaldo habe sich in die richtige Richtung entwickelt: 2010 minus 657, 2011 minus 422, 2012 minus 241 und 2013 minus 35. Das signalisiere doch deutlich eine Positiventwicklung, stellt Michel mutig fest.

Überhaupt: Insgesamt sei man im Kreis Rottweil auf einem guten Weg, konstatiert der Landrat und verweist dazu auch auf den "Focus-Regionen-Check" von vor einigen Monaten, bei dem, 33 Einzelindikatoren untersucht wurden. Der Untersuchung zufolge liegt der Kreis Rottweil bei bundesweit 402 Stadt- und Landkreisen auf Platz 49, und in Baden-Württemberg bei 44 Stadt- und Landkreisen auf Platz elf.

"Als vergleichsweise hochindustrialisierter Landkreis haben wir in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg bei den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen zu verzeichnen. Ein Beleg des Erfolges ist die zwischen 2000 und 2014 überdurchschnittlich angestiegene Steuerkraftsumme im Landkreis (im Kreis Rottweil 78 Prozent, im Landesschnitt 64 Prozent)", stellt Wolf-Rüdiger Michel fest.

Der Oberndorfer Bürgermeister Hermann Acker sieht hinter dem dieses Mal für seine Stadt (2012 -26) festgestellten höheren Minus keinen besonders nachhaltig wirkenden Negativtrend im Vergleich zu anderen Kommunen im Kreisgebiet. Klar sei aber, dass junge Leute – oft über ein Studium – den Weg in die Ballungszentren fänden. Andererseits habe man sich in vielerlei Hinsicht mit attraktiven Angeboten – von der Kinderbetreuung bis beispielsweise zu Zuschüssen für Abbruchkosten zur Förderung der baulichen Innenentwicklung – fortentwickelt, sagt Acker.

Wie viel Federn bei den Einwohnerzahlen der ländliche Raum bei einer weiter schrumpfenden Bevölkerung trotz vieler Anstrengungen zur Steigerung der Attraktivität lassen muss, wird wohl in den kommenden Jahren eine immer wiederkehrende spannende Frage sein, die in der "Gewinnerregion" Schwarzwald-Baar-Heuberg noch für viele Diskussionen und Projektideen sorgen dürfte.