Deutliche Erfolge meldet die Polizei beim Kampf gegen Einbruchsdelikte. Foto: Photographee.eu/Fotolia.com

Polizeipräsidium verweist auf sehr positive Entwicklung. Internet-Kriminalität steigt kontinuierlich.

Kreis Rottweil - Das Polizeipräsidium Tuttlingen registrierte für das Jahr 2016 einen Rückgang der erfassten Straftaten um 739 (minus 2,3 Prozent). In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) sind für die fünf Landkreise insgesamt 30 965 Straftaten erfasst.

Trotz dieses leichten Rückgangs konnte der Tiefstand aus dem Jahre 2012 mit 28 466 Straftaten (noch?) nicht erreicht werden. Jedoch ist man weit von den Höchstständen aus den Jahren 2007 (35 705) und 2008 (33 423) entfernt.

Das Polizeipräsidium Tuttlingen liegt nach eigenen Angaben mit einer Aufklärungsquote von 63,4 Prozent auf dem Spitzenplatz im Land. Gegenüber dem Jahr 2015 sei es gelungen, die Aufklärungsquote nochmals leicht zu verbessern. Insgesamt hätten die Beamten 19 628 Straftaten aufgeklärt.

Mit 3927 registrierten Straftaten je 100.000 Einwohner liegt die Kriminalitätsbelastung laut dem Tuttlinger Präsidium weit unter dem Landesdurchschnitt (5599). Man weise auch die geringste Kriminalitätsbelastung aller Polizeipräsidien in Baden-Württemberg auf, hieß es gestern bei einer Pressekonferenz in Tuttlingen.

Für den Landkreis Rottweil wurden für 2016 4563 (Vorjahr 4803) Straftaten aktenkundig. Die Aufklärungsquote betrug 63,2 Prozent.

Für die 19 628 aufgeklärten Straftaten konnten 14 404 Tatverdächtige ermittelt werden Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger erhöhte sich von 29,4 auf 33,1 Prozent.

"Ausländische Straftäter ohne Wohnsitz im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen verübten auch in hiesiger Raumschaft Straftaten in unterschiedlichsten Deliktsarten, regelmäßig auch in internationaler Tatbegehung und im Rahmen bandenmäßiger oder organisierter Strukturen. Solche Delikte waren beispielsweise Metalldiebstahl mit Verwertung im Ausland, Einbruchsdiebstähle oder Betrugsdelikte durch Schockanrufe.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche nahm im Jahr 2016 deutlich um 26,1 Prozent von 594 auf 439 Fälle ab. Aufgeklärt wurden 112 Wohnungseinbrüche (Aufklärungsquote 26,5 Prozent; Vorjahr 21,7 Prozent). Als weitere erfreuliche Tendenz wird bei der Polizei betont: Fast 40 Prozent der Wohnungseinbrüche (163 Fälle) blieben im Versuchsstadium stecken, was zu einem großen Teil auf technische Sicherungsmaßnahmen zurückzuführen sei. Landesweit gingen im Jahr 2016 die Fallzahlen um 9,5 Prozent zurück, die Aufklärungsquote liegt im Landesschnitt bei knapp 20 Prozent.

Neben der Einrichtung einer so genannten "Besonderen Aufbauorganisation" für Wohnungseinbrüche wurden zahlreiche Brennpunkteinsätze, bei denen die örtliche Polizeireviere und Polizeiposten von Beamten des Polizeipräsidiums Einsatz unterstützt wurden, durchgeführt. Verstärkte Kontrollen sollten nicht nur potenzielle Einbrecher abschrecken, sondern auch das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stärken. Beamte beraten Bürgerinnen und Bürger in Sachen Einbruchsvorbeugung und -schutz kostenlos und auf Wunsch vor Ort. So wurden im vergangenen Jahr 1521 kriminalpolizeiliche Beratungen durchgeführt. Auch im Kreis Rottweil ist eine Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle eingerichtet. Anruf genügt!

Straftaten gegen das Leben

Morde, Mordversuche und Totschlag finden sich in der Statistik des Polizeipräsidiums Tuttlingen zusammengefasst unter der Überschrift "Straftaten gegen das Leben". 42 Personen wurden im Bereich des Präsidiums mit den fünf Landkreisen Freudenstadt, Rottweil, Tuttlingen, Schwarzwald-Baar und Zollern-Alb Opfer, nur bei zwölf von ihnen ist keine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer bekannt. Das zeige, so Polizeipräsident Gerhard Regele, "dass man unter Umständen auch in einer Familie sehr gefährlich lebt" – jüngstes Beispiel dafür sei der erweiterte Suizid in Aistaig. Ob Mutter und Sohn beide je "wieder ganz gesund werden, können die Ärzte heute noch nicht sagen". Eine Bluttat, die sich für 2017 in der Statistik niederschlagen wird – 2016 wurden zwei Morde beziehungsweise Mordversuche im Landkreis Rottweil verzeichnet sowie zwei Totschlags-Delikte.

Die gefährlichen und schweren Körperverletzungen nahmen entsprechend dem Landestrend deutlich um 84 auf 836 Delikte zu. Dies entspricht einer Steigerung um 11,2 Prozent. Damit liege das Präsidium etwas über der Zunahme im Land von 8,1 Prozent. Mit diesem Anstieg erreichten die Delikte im Fünfjahres-Vergleich einen Höchstwert, liegen aber noch deutlich unter dem Jahreshöchststand vom 2007 mit 1104 Delikten.

Besonders auffallend: Zu festintensiven Zeiten wie Fastnacht oder bei Großveranstaltungen ist die Gewaltbereitschaft deutlich zurückgegangen. Hier zeigen offenbar präventive Maßnahmen wie intensive Jugendschutzkontrollen sowie die Einbindung und Sensibilisierung der Veranstalter positive Wirkung. Außerhalb dieser Eventzeiten kam es hingegen zu einem Anstieg an Gewalt, von der besonders junge Männer betroffen sind.

Gewalt gegen Polizeibeamte nimmt zu

Auch die Gewalt gegen Polizeibeamte nahm zu. In 187 Fällen kam es zu gewalttätigen Angriffen. Mit dieser Zahl wurde, wie landesweit auch, ein "Fünfjahreshoch" erreicht. Im Jahr 2015 waren es noch 176 Fälle. Mit Einführung der Bodycams wird eine Trendumkehr erwartet. Besonders eine bessere Beweisführung in schwierigen Einsatzsituationen soll zu einer vermehrten und schnelleren Bestrafung der Täter führen.

Im Bereich der Rauschgiftkriminalität sind im vierten Jahr in Folge deutliche Steigerungen der Fallzahlen zu verzeichnen. So gab es im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums Tuttlingen im Jahr 2016 eine Zunahme um 178 auf 2319 Straftaten. Die Aufklärungsquote lag bei 95,9 Prozent und damit etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Die Fallzahlensteigerungen konzentrierten sich auf die Landkreise Schwarzwald-Baar, Rottweil und Zollernalbkreis. Sie basieren im Wesentlichen auf größeren Ermittlungsverfahren, bei denen auch vermehrt Abnehmer identifiziert werden konnten.

Im Jahr 2016 mussten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen bei fünf Rauschgift-Todesfällen (Jahr 2015: zehn Fälle) Ermittlungen geführt werden.

Unter Verwendung des Tatmittels "Internet" wurde mit insgesamt 1612 Straftaten (plus 243 Fälle gleich 17,8 Prozent) ein Höchstwert erreicht. Die Aufklärungsquote lag mit 94,8 Prozent sehr hoch.

Regele konstatiert zur Bilanz 2016: Die Zunahme der Internetkriminalität, der Rauschgiftkriminalität sowie der Körperverletzungsdelikte verhinderte einen noch größeren Kriminalitätsrückgang im Präsidiumsbereich. Zu beachten sei jedoch , dass Rauschgiftdelikte stets dann stiegen, wenn aufgrund intensiver polizeilicher Aktivitäten Straftaten auf diesem Sektor aufgeklärt würden. Man spreche deshalb auch von Holkriminalität.

Die ungünstige Entwicklung bei den Körperverletzungsdelikten lasse sich damit jedoch nicht begründen. Wie bei der Gewalt gegen Polizeibeamte sei es besonders wichtig, dass die mehrheitlich bekannten Täter schnell bestraft würden. Die staatliche Sanktion müsse auf dem Fuß folgen. Ein wirkungsvoller Warnschuss sei unbestritten am besten, um besonders junge Menschen vor dem Abgleiten in die schwere Kriminalität zu bewahren, so die Auffassung des Polizeipräsidenten.