Die Kreisgeschäftsführerin des DRK, Uta Sowboda (von links), Dieter Gaus, Abteilungsleiter soziale Dienste, und Margit Armleder-Spreter. Foto: Müller

Betreuer der Demenzgruppe kümmern sich geduldig um Alzheimerpatienten. Erkrankte stehen im Mittelpunkt.

Kreis Rottweil - Über eine Million Menschen in Deutschland sind an Demenz erkrankt. Die Pflege bedeutet eine große Belastung für die Angehörigen. Die Ambulante Betreuungsgruppe für Alzheimer-Kranke des DRK entlastet die Angehörigen einmal in der Woche.

"Für Demenzkranke ist Struktur und ein gleichbleibender Ablauf wichtig", weiß Margit Armleder-Spreter. Gemeinsam mit vier ehrenamtlichen Helferinnen betreut die gelernte Krankenschwester jeden Donnerstag eine kleine Gruppe Demenzkranker. Der Ablauf des Nachmittags ist deshalb stets ähnlich.

Der Raum im Obergeschoss des alten Krankenhauses soll Vertrauen wecken, oft sind die dementen Gäste zunächst ängstlich. Das Wohnzimmer mit den alten Möbeln und den Bildern der Gruppenteilnehmer soll an das Zuhause der Senioren erinnern, an alte Zeiten – gerade weil das Erinnern bei dieser Krankheit, die sich durch die Abnahme der Gedächtnisleistung gekennzeichnet ist, zunehmend schwerfällt. Erinnerungen an die Jugend oder Kindheit können die Erkrankten meist gut abrufen, was jedoch vor wenigen Minuten oder Tagen war, ist in fortgeschrittenem Stadium der Krankheit wie ausgelöscht.

So können sich die Teilnehmer der Demenzgruppe des Deutschen Roten Kreuzes in der Regel nicht an die vorigen Besuche erinnern, oder fragen regelmäßig nach, wo sie sich gerade befinden, weiß Armleder-Spreter. "Die Gäste wissen meist nicht mehr, wer wir sind oder wo sie sind, aber sie wissen, dass wir es gut mit ihnen meinen und genießen den Moment."

Die Betreuerinnen weisen den Erkrankten nie auf sein Defizit hin, beantworten die immer selben Fragen geduldig und höflich mit den immer selben Antworten. Falsche oder fehlende Erinnerungen werden den Gästen nie vorgehalten, betont die Leiterin der Betreuungsgruppe.

"Die Erkrankten sind irgendwo in der Vergangenheit stehengeblieben, und diese Zeit versuchen wir in die Gegenwart zu holen."

Daher müssen die Betreuerinnen, wie auch die pflegenden Angehörigen viel Geduld im Umgang mit Demenzkranken aufbringen. Und daher kümmert sich auch eine Betreuerin je um einen Gast.

Die Gruppe hat noch Kapazitäten, aktuell nehmen nur wenige das Angebot in Anspruch. "Das Thema Demenz ist ein Tabuthema, damit beschäftigt man sich nicht gerne", weiß Dieter Gaus, Abteilungsleiter für soziale Dienste beim Deutschen Roten Kreuz, Kreisverband Rottweil, aus Erfahrung. "Angehörige denken oft, sie können das selbst schultern oder schämen sich, Hilfe zu suchen", erklärt er weiter. Dabei bedeuten die drei Stunden für die pflegenden Angehörigen ein Stückchen Freiheit, sie können Dinge unternehmen, die mit einem dementen Elternteil oder Partner nicht möglich sind. Das Angebot wird zudem von der Pflegekasse finanziert. Armleder-Spreter steht im ständigen Austausch mit den Angehörigen: Im Vorfeld werden die Eigenheiten im Umgang mit dem jeweiligen dementen Gast besprochen. Zudem können die Angehörigen sich Rat zur Pflege holen.

Die drei Stunden in der Demenzgruppe laufen immer gleich ab. Singen, Kuchen essen, Spiele spielen, kurze Spaziergänge, basteln und natürlich viel reden. "Verliert ein Gast den Faden, fangen wir einfach etwas Neues an", erklärt die Leiterin der Gruppe. So bringen sie Spiele nicht zwanghaft zu Ende, sondern stimmen stattdessen ein altes Volkslied an oder vertreten sich kurz auf dem Gang die Beine.

Es soll gemütlich zugehen, ein Raum geschaffen werden, in dem sich die Dementen wohlfühlen. In der Gruppe geben die Demenzkranken den Takt vor, die Betreuer gehen mit viel Empathie auf deren Bedürfnisse und Gefühlslagen ein, zeigen ihnen, dass sie wertgeschätzt werden. Dabei versuchen sie, so viel Vertrautes wie möglich anzusprechen, Dinge von früher, die noch im Kopf der Dementen verankert sind. Die Gäste haben zunächst Angst vor Dingen, an die sie sich nicht erinnern können, oder wenn ihnen im Raum niemand bekannt vor kommt, weiß Armleder-Spreter. Die Ehrenamtlichen versuchen, ihnen diese Ängste zu nehmen, erklären, die Tochter sei nur kurz einkaufen, versuchen an die Erinnerungen der Gäste anzuknüpfen. Aus Erfahrung weiß Armleder-Spreter: Je früher die Demenzkranken in die Gruppe kommen, desto wohler fühlen sie sich. Auch in einem frühen Stadium der Erkrankung sei der Besuch der Betreuungsgruppe sinnvoll.

Weitere Informationen: Weitere Infos und Anmeldung unter Telefon 0741/ 47 92 31 oder unter E-Mail m.armleder-spreter@kv-rottweil.drk.de.

Anfang des vergangenen Jahres ist das Pflegestärkungsgesetz II in Kraft getreten. Entscheidende weitere Änderungen in der Pflegeversicherung haben sich zum 1. Januar 2017 ergeben. Doch was bedeutet das für Versicherte? Wie sieht es mit der pflegerischen Situation im Landkreis Rottweil aus? Und was tun, wenn ein Familienmitglied zum Pflegefall wird? Solchen Fragen gehen wir in unserer Serie zum Thema Pflege nach.