Die Abstimmung für Helios und gegen die Ameos-Gruppe nahmen die meisten der rund 600 Zuschauer enttäuscht zur Kenntnis. Foto: Schulz

Riss zwischen Schramberg und Rottweil noch nie so deutlich zu spüren. Nachspiel droht.

Kreis Rottweil - Das Ja für Helios bedeutet das Aus für Schramberg. Oder: Sachlichkeit schlägt Emotionalität. Der Helios-Konzern hat mit einem seriösen Vortrag die Mehrheit des Kreistags hinter sich gebracht. Die meisten der 600 Zuschauer nahmen es enttäuscht zur Kenntnis.

Ameos-Gruppe hat das Nachsehen

Die Ameos-Gruppe, deren Vertreter mit Appellen und einer wiederum emotionalen Präsentation versuchten, das Ruder doch noch herumzureißen, bleibt das Nachsehen in einem aufregenden Bieterverfahren. Dieses hatte in der gestrigen Sitzung in der neuen Rottweiler Stadthalle seinen Höhepunkt erfahren. Nach mehrstündiger Debatte sprachen sich 25 Kreistagsmitglieder für den Verkauf der Kreiskliniken an den Helios-Konzern aus. Lediglich 18 Räte votierten für Ameos. Damit waren sie dem Vorschlag der Kreisverwaltung und dem Ergebnis der Matrix (585 Punkte für Helios, 479,8 Punkte für Ameos) gefolgt.

Das Ergebnis wurde nach offen erfolgter Abstimmung kurz nach 20.45 Uhr verkündet. Hinter den Räten lag eine mehrstündige Redeschlacht. Die meisten Zuschauer, darunter die beiden Oberbürgermeister Herbert O. Zinell (Schramberg) und Ralf Broß (Rottweil) Seite an Seite, nahmen das Ergebnis beinahe schweigend, aber sichtlich enttäuscht zur Kenntnis. Zuvor hatten vor allem die Schramberger Zuhörer, die eindeutig in der Mehrheit waren, je nach politischem Statement der Kreisräte diese mit Buh- oder Bravo-Rufen quittiert.

Ein juristisches Nachspiel scheint indes so gut wie sicher. Das hat mit Verfahrensfragen zu tun. Unter anderem damit, dass Ameos am 1. Februar wie auch Helios ein sogenanntes verbindliches Angebot abgegeben hat. Die notariell beglaubigten Unterlagen, die am 11. Februar das Landratsamt erreichten, waren jedoch von Ameos in Teilen nachgebessert worden. Laut Landrat Wolf-Rüdiger Michel und Stefan Schick von der Stuttgarter Beraterkanzlei Reith, Schick und Partner konnten die Nachbesserungen aber nicht berücksichtigt werden. Kreisräte aus dem Raum Schramberg wie Martin Maurer (CDU) oder Bernd Richter (ödp) sahen dies freilich anders.

Spaltlinie durch alle Fraktionen

So deutlich wie nie führte die Kreistagssitzung den Riss zwischen den beiden Großen Kreisstädten Schramberg und Rottweil und den dazugehörigen umliegenden Gemeinden vor Augen. Diese Spaltlinie geht quer durch die Fraktionen. Je nach lokaler Zugehörigkeit wurde gestern argumentiert, gestritten, debattiert und schließlich abgestimmt.

Einig waren sich die Kreisräte lediglich in einem Punkt: »Eine Entscheidung muss heute fallen«, sagte beispielsweise der Rottweiler Arzt Georg Schumacher (CDU), der nach den Präsentationen von Ameos und Helios als erster eine Stellungnahme abgab. Alles andere wäre moralisch verwerflich, politisch unverantwortbar und den Mitarbeitern nicht zumutbar, so Schumacher. Dass Schumacher nicht für die Gesamtheit seiner Fraktion sprach, machte schnell deutlich, wie schwer es den Fraktionen gefallen sein muss, zu einem Meinungsbild zukommen.

Das ging den Freien Wählern nicht anders. Der Fraktionssprecher und frühere OB aus Rottweil Thomas Engeser warf den Schramberger Kreisräten indirekt vor, die Suche nach einer Lösung für die offene Krankenhausfrage um zwei Jahre hinausgezögert zu haben. Hätten die Schramberger schon vor zwei Jahren gesagt, dass sie einer Lösung nur zustimmen würden, wenn das Schramberger Haus erhalten würde, wäre man schon weiter, so Engeser.

So umstritten wie die Frage war, welches Angebot denn nun gelte, war auch die Bewertung der Matrix durch die Kreisräte. Selbst Ameos-Vertreter sprachen immer wieder davon, dass die Bewertungsgrundlage nicht zu berücksichtigen sei, in der Hoffnung, die Kreisräte würden politisch entscheiden. Doch diese Argumentationslinie verfing nicht. Die Matrix obsiegte.