Irene Deibert steht im Rottweiler IhrPlatz-Markt vor leeren Regalen. Foto: Schickle

IhrPlatz-Filialen schließen bald. Vermieter von Schlecker-Märkten bemängeln Zustand der Räume.

Kreis Rottweil - Während die einstigen Schlecker-Filialen nach der Pleite leer stehen, stecken die IhrPlatz-Märkte, die ebenfalls zum Unternehmen gehörten, noch mitten im Ausverkauf."30% auf alles! Einzelartikel bis zu 50 % reduziert": Die roten Plakate prangen an den Schaufenstern und den Regalen der Rottweiler IhrPlatz-Filiale in der Hauptstraße. In vielen Regalen sieht es bereits mau aus. Noch eine letzte Warenlieferung soll es geben, das hatte die Schlecker-Pressestelle am Mittwoch mitgeteilt. Irene Deibert, die Leiterin des Rottweiler Markts, erwartet sie am Montag. Was dann allerdings überhaupt noch kommt, ist ungewiss.

Das gilt auch für die Zukunft Deiberts und ihrer sechs Kolleginnen. Bis 11. August soll die Filiale geöffnet haben. Sind bis dahin noch nicht alle Waren verkauft, ein paar Tage länger. Die vergangenen Monate waren für Deibert wie eine Achterbahnfahrt. Früher, erzählt die 42-Jährige, sei sie gut gelaunt zur Arbeit gegangen. "Die Ungewissheit hat die Stimmung in letzter Zeit aber getrübt." Jeden Tag hätten sie und ihr Team gewartet, was kommt. "Das Schlimmste hat uns getroffen."

Kündigung folgt am 30. August

Erst Ende Juli hatte sie per E-Mail erfahren, dass ihre IhrPlatz-Filiale nicht zu denen gehört, die die Kette Rossmann übernimmt, sondern geschlossen wird. Die Kündigung soll am 30. August folgen. Ende November würde dann ihr Arbeitsvertrag enden. "Es ist aber die Frage, ob noch Geld da ist für alle Mitarbeiter", meint sie.

Deibert und ihre Kolleginnen haben sich bereits beim Arbeitsamt gemeldet, einige sich anderweitig beworben. Noch allerdings haben sie viel zu tun – wegen des Ausverkaufs. Den haben die Schlecker-Filialen im Kreis bereits hinter sich, sie stehen leer.

Der Zustand der früheren Dorgeriemärkte lässt mancherorts zu wünschen übrig. "Da lief nicht alles korrekt", war von den Vermietern der ehemaligen Filiale in Aichhalden über den Auszug zu erfahren. Zudem sei das ausgeräumte Ladenlokal ziemlich verschmutzt hinterlassen worden. Ein großer Sachschaden sei allerdings nicht entstanden. Und angesichts der Insolvenz bei Schlecker sei eine Schadensersatzforderung ohnehin kein Thema.

Probleme mit den Schlecker-Hinterlassenschaften gab es auch in Schramberg-Waldmössingen. "Wie die Sau vom Trog", so beschrieb der ehemalige Vermieter des dortigen Ladenlokals den Zustand nach dem Auszug. Notwendige Schönheitsreparaturen seien unterblieben. Der Mietvertrag laufe noch bis September, Schlecker sei aber schon Ende Juni ausgezogen. Laut Insovenzrecht sei dann keine Mietzahlung mehr erforderlich. Und was mögliche Schadenersatzforderungen an Schlecker beziehungsweise an den Insolvenzverwalter betrifft: "Ich denke, dass es das war", so der Eigentümer.

Anders jedoch verhielt es sich mit der ehemaligen Schlecker-Filiale in Lauterbach. "Kein Problem, alles ging wunderbar über die Bühne", gab der Eigentümer zu verstehen. Auch die Vermieter der Märkte in Deißlingen und Zimmern können sich nicht beklagen. "Nach der Schließung wurden die Räume sogar neu gestrichen", berichtet die Zimmerner Eigentümerin. Sie steht nun jedoch vor einem anderen Problem: "Man findet einfach keinen Nachmieter für die meist zentral im Dorf gelegenen, ehemaligen Filialen."

"Was bringt's, wenn wir Forderungen stellen? Wir sind die 10 000. Da sind die Rechtsanwaltskosten höher als das, was man bekommt", sagt Werner Gühring aus Vöhringen, der das Erdgeschoss seines Hauses in der Ortsmitte an Schlecker verpachtet hatte. Noch hat er, wie er zugibt, nicht kontrolliert, wie es dort aussieht. Schlecker sei ein angenehmer Mieter gewesen, zwar "pingelig", aber er habe immer pünktlich gezahlt. Nach einem Nachfolger hat sich Gühring bisher noch nicht umgeschaut, doch würde er gerne wieder vermieten.

Gleich zwei verwaiste Schlecker-Filialen gibt es in Oberndorf. Im Zuge der ersten Sanierungswelle wurde die Filiale in der Talstadt geschlossen, es folgte das Geschäft in der Oberstadt. Diese Räume gehören der Oberndorfer Wohnungsbau GmbH (OWO). "Regale, Kassen, Schriftstücke – alles noch da", erzählt Gabriele Götz, Geschäftsführerin der OWO. Außerdem bestehen Mietrückstände, der Vertrag laufe noch bis September. Bislang gebe es keinen Interessenten für dieses Ladengeschäft im Herzen der Oberstadt. Die Sanierung bleibt wohl an der OWO hängen, vermutet Gabriele Götz.

In der Talstadt hat der Hauseigentümer einen Zettel mit dem Vermerk "Zum Vermieten" an die ehemalige Schlecker-Filiale angebracht. Hier stehen ebenfalls noch Regale – und diese sind sogar noch mit Ware gefüllt. Über den Zustand der Räumlichkeiten wollte die Eigentümerfamilie keine Auskünfte erteilen.