Schwung holen für die Landtagswahl 2016: Guido Wolf auf dem Trampolin im Barfußpark Hallwangen. Foto: Wiegert

Kalte Füße kriegt Guido Wolf nicht so schnell: Landtagspräsident bezieht Stellung zu Eurokritikern und flirtet mit deren Wählern.

Kreis Freudenstadt - Wer hoch hinaus will, muss zwischendurch auch mal richtig Schwung holen. Guido Wolf, Landtagspräsident und Bewerber um die CDU-Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2016, tat dies im wahrsten Sinne des Wortes: auf dem Trampolin im Hallwanger Barfußpark.

"Das kühlt nicht nur die Beine, sondern auch den Kopf", informierte Barfußpark-Führerin Elisabeth Krüger den prominenten Gast in der Kneipp-Anlage des Parks. Dann sei es das richtige Becken für Politiker, konterte Wolf schlagfertig, als er mit seinem Landtagskollegen Norbert Beck im Storchengang durch das eiskalte Wasser watete.

Die Wahlkampftour des Tuttlinger Ex-Landrats und möglichen Herausforderers von Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist nichts für Sofa-Sitzer, das wurde den rund 20 interessierten Bürgern, die dem CDU-Kandidaten auf den Zahn fühlen wollten, schnell klar: "Unter der kleinen Runde machen wir es nicht, deshalb sind wir ja hier", forderte er die Teilnehmer auf, Schuhe und Strümpfe abzulegen und mit ihm barfuß auf die Strecke zu gehen.

Zwischen Kiesbett, Rindenmulchpfad, Trampolin und Kneipp-Becken machte Wolf den Mitwanderern schnell deutlich, dass er angesichts der politischen Herausforderungen im Land nicht so schnell kalte Füße kriegt. Im Gegenteil: Die grün-rote Landesregierung liefert für ihn und seinen Landtagskollegen Beck genügend Steilvorlagen, um den Weg vom Katzentisch der Opposition zurück in die Regierungsverantwortung des Landes erfolgversprechend zu gehen.

Zum Beispiel bei der Bildungspolitik: Die will Wolf mit einem Zwei-Säulen-Modell wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen. Während die vierjährigen Grundschulen und das Gymnasium unverändert bleiben, bekommt beim CDU-Konzept die Realschule eine zentrale Rolle. Dort werden die Schüler in den Klassen fünf und sechs gemeinsam unterrichtet, so Wolfs Vorschlag. Erst danach soll eine Bildungsempfehlung für den Haupt- oder den Realschulabschluss gegeben werden. Die von Grün-Rot eingeführte Gemeinschaftsschule wäre dann wieder ein Auslaufmodell.

Zum Auslaufmodell könnte in Zukunft auch der ländliche Raum werden, denn Schlaglochpisten, langsames Internet, schlechte Autobahnanbindungen und schwindende Infrastruktur machen das Landleben nicht eben attraktiv. Die Infrastrukturpolitik ist für den CDU-Landtagsabgeordneten Norbert Beck daher eines der zentralen Themen künftiger Landespolitik. "Wir müssen aufpassen, dass die ländlichen Gegenden nicht ausbluten, während sich die Menschen in den Ballungszentren auf die Füße treten", pflichtete Wolf seinem Kollegen bei.

Baden-Württemberg brauche starke Zentren und starke Gemeinden, das Stoppen der Landflucht müsse dabei durchaus auch im Fokus der Ballungszentren stehen, damit dort die Miet- und Immobilienpreise erschwinglich bleiben. Straßenbau, Netzausbau, Schulstandorterhaltung und Ärzteversorgung sind für Wolf überlebenswichtig, damit die Landregionen für Mittelständler und junge Familien attraktiv bleiben. "Wir brauchen eine Offensive für den ländlichen Raum", fordert der Kandidat fürs CDU-Spitzenamt. Vor allem bei der ärztlichen Versorgung sei es schon fünf nach zwölf, hier hätten alle Parteien die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkannt.

Ein Thema durfte bei der Wahlkampftour im Kreis Freudenstadt natürlich nicht fehlen: der Nationalpark. Mit dem ist CDU-Abgeordneter Norbert Beck zwar noch immer "nicht glücklich", die Uhren zurückdrehen will aber auch er nicht: "Der Nationalpark birgt für unsere Tourismusregion durchaus Chancen", versicherte er, allerdings will er den Park im Falle eines CDU-Wahlsiegs auf 6000 Hektar verkleinern und auf höhere Regionen beschränken.

Von einer Verkleinerung des Parks sprach Wolf hingegen nicht. Für ihn war vor allem die Weiterentwicklung des noch jungen Parks ein wichtiges Thema: "Ich stehe dazu, dass der Nationalpark auch in CDU-Papieren schon Thema war", ließ er die Zuhörer wissen, jetzt müsse die touristische Vermarktung im Vordergrund des Projekts stehen. Für den Baiersbronner Gemeinderat Fritz Kalmbach scheint das keine Alternative: Der Nationalpark werde den Einwohner- und Arbeitsplatzrückgang in Baiersbronn verschärfen, befürchtete er.