Das Rauchen der E-Shishas ist offensichtlich doch nicht so harmlos, wie dies des öfteren dargestellt wird. Reizungen der Atemwege seien häufig die Folge, meint eine Expertin. Foto: Hopp

Expertin äußert sich zu den Folgen des Konsums. Schulen und Sozialarbeiter im Umkreis sind alarmiert. Mit Kommentar.

Kreis Freudenstadt - "Die E-Shishas sind völlig ungefährlich, da sie kein Nikotin enthalten. Der Verkauf an über 16-Jährige ist daher überhaupt kein Problem." Dies behauptete ein Horber Händler, als man ihn zu den in seinem Sortiment enthaltenen Shishas-to-go ansprach.

Der Schwarzwälder Bote hatte vergangene Woche über die Problematik der E-Shishas an Schulen im Raum Horb berichtet. Kurz darauf meldete sich Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle des Deutschen Krebsforschungszentrums bei der Redaktion. Sie arbeitete mit an einem Überblick über die E-Zigaretten und verweist nun auf Inhaltsstoffe, die sich auch in den E-Shishas wiederfinden.

Pötschke-Langer macht auf die gesundheitsschädlichen Wirkungen der Chemikalien aufmerksam. Damit widerspricht sie den Behauptungen eines Horber Händlers, der die E-Shishas als völlig unbedenklich bezeichnete. "Es ist nicht möglich, diese Inhaltsstoffe als ungefährlich zu bezeichnen, da chemische Mischungen, die inhaliert werden, immer Nebenwirkungen haben", erklärt die Expertin. In ihren Ausführungen geht sie auf das enthaltene Propylenglykol ein und erklärt dessen Gefährlichkeit.

"In kleinen Mengen ist es unbedenklich. Deshalb kann es auch in der Kosmetikproduktion verwendet werden. Allerdings werden bei der Inhalation die Atemwege kontaminiert. Die feinen Partikel können auch in die Blutbahn gelangen. Auf der Langzeitebene gibt es dazu keinerlei Forschungsergebnisse. Allerdings sind Reizungen der Atemwege sehr häufig", warnt Pötschke-Langer.

Ein weiterer Aspekt, auf den sie hinweist, ist die Gefährdung der Mitmenschen im Umfeld. "Wenn sich jemand mit einer Asthmaerkrankung in der näheren Umgebung zum Rauchenden befindet, dann kann dies zu einem Anfall führen. Die kleinen Partikel können außerdem eine große Problematik für Allergiker darstellen", sagt die Expertin.

Diesem Überblick des Krebsforschungszentrums ist zu entnehmen, dass auch eine Erhöhung des Krebsrisikos nicht ausgeschlossen werden kann, da beispielsweise beim Erhitzen von Glycerin Formaldehyd entstehen kann. "Auch Nitrosamine und Schwermetalle sind oft in den Mischungen enthalten. Dabei wurde entdeckt, dass Nickel oft in einer höheren Konzentration als in herkömmlichen Zigaretten zu finden ist. Diese Stoffe sind eindeutig krebsfördernd", berichtet Pötschke-Langer. Sie macht darauf aufmerksam, dass diese E-Shishas in den Händen von Kindern nichts zu suchen haben, und an Schulen dadurch auch für andere eine Gefahr entstehen könne.

Caro Lehert, Leiterin des Kinder- und Jugendreferats in Freudenstadt, sagt dazu: "Wir haben von der Problematik auch schon gehört, es ist uns allerdings nicht bekannt, dass diese Shishas-to-go auch an Freudenstädter Schulen aufgetaucht wären."

Des Weiteren hatte der Händler behauptet, dass die von ihm verkaufte Marke "E-Hookah" vom Fraunhofer Institut als einzige als nicht krebserregend zertifiziert worden sei. Auf Anfrage beim Fraunhofer Wilhelm-Klauditz-Institut stellt ein Mitarbeiter aber klar, dass eine solche Untersuchung nicht gemacht worden war und dass ihm auch nicht bekannt sei, dass dieses Produkt von anderen Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft eine solche Zertifizierung bekommen habe.

Schulleiter Michael Leimbach vom Gymnasium in Dornstetten wurde durch den erschienenen Artikel ebenfalls aufmerksam und ist alarmiert. Von Vorfällen an seiner Schule ist ihm allerdings nichts bekannt. Er meint dazu: "Ich sehe darin jedoch eine Gefahr für den Einstieg ins Rauchen. Die Problematik ist auf jeden Fall da, und ich bin auch sicher, dass dies an unserer Schule auftreten wird." 

Kommentar: Eile geboten!

Benjamin Breitmaier 

Wenn’s nicht verboten ist, dann ist es erlaubt. Warum dann nicht auch mit E-Shishas ordentlich Geld verdienen? Da glaubt der unbedarfte Horber Händler auch gerne unzutreffenden Herstellerangaben – "gänzlich unbedenklich" – und verscherbelt das Zeug an Jugendliche. Dass die dampfenden Plastikstäbe keine gesundheitlichen Auswirkungen haben, ist schlichtweg falsch. Das gilt im Besonderen für Heranwachsende.

Jetzt muss es schnell gehen: Die Forschung muss klären, wie groß die Gefahr für den Konsumenten ist. Eltern und Kinder müssen Bescheid wissen, was die Chemie-Pfeifchen mit dem Körper machen. Händlern muss man klar machen, dass sie den Herstellerangaben nicht vertrauen können. Vor allem müssen aber Gesetzeslücken geschlossen werden, damit kein Polizist mehr zusehen muss, wie sich 13-Jährige vor seinen Augen mit Chemie-Dampf einnebeln.