Die Tauchsteinhalle des Landkreises in Horb gilt als eine mögliche Unterkunft für Asylbewerber. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Druck auf Landkreis wächst. Zuweisung hat sich fast verdreifacht. Verwaltung bereitet sich auf Unterbringung vor.

Kreis Freudenstadt - Der Landkreis bereitet die ersten Turnhallen vor, um die steigenden Flüchtlingszahlen zu bewältigen.

Landkreissprecherin Sabine Eisele: "Angesichts der enorm ansteigenden Zuweisungszahlen kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Landratsamt im Herbst auch Turnhallen für die vorübergehende Aufnahme von Flüchtlingen belegen muss. Die Vorbereitungen dafür werden derzeit getroffen. Dafür infrage kommen zunächst die kreiseigenen Turnhallen, dies sind die Stadionhalle und die Turnhalle der Luise-Büchner-Schule in Freudenstadt und die Tauchsteinhalle in Horb."

Weil das Land immer mehr Flüchtlinge zu bewältigen hat, steigt auch der Druck auf den Landkreis. Denn: Die inzwischen auch überfüllten Landes-Erstaufnahmestellen weisen die Flüchtlinge auch dem Landkreis Freudenstadt zu. In den vergangenen drei Monaten, so Eisele, hat sich die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge fast verdreifacht. Ab September droht noch einmal fast eine Verdoppelung.

Während im Juni 46 Flüchtlinge im Landkreis Freudenstadt angekommen sind, waren es im Juli bereits 86, im August 115. Ab September erwartet der Landkreis monatlich 170 bis 180. Da kann es schon jetzt zu Überbelegungen der Sammelunterkünfte kommen, warnt die Landkreissprecherin. Eisele: "Aktuell sind in den Unterkünften des Landkreises rund 600 Personen untergebracht, davon rund 380 in Sammelunterkünften. Überbelegungen gibt es derzeit keine. Es kann aber von Ende August bis Mitte September zu vorübergehenden Überbelegungen kommen, da die Gemeinschaftsunterkunft Loßburg erst ab Mitte September für die Belegung zur Verfügung steht."

Dazu hat der Landkreis auch noch zahlreiche Wohnungen angemietet, in denen 220 Flüchtlinge untergebracht sind. Jetzt könnten noch einmal kurzfristig 50 Wohnungsplätze dazukommen. Eisele: "Ende des Monats August werden wir voraussichtlich über freie Plätze in Wohnungen für rund 50 Personen verfügen, wobei die Wohnungen aktuell noch für den Erstbezug vorbereitet werden müssen. Zu weiteren Wohnungen werden momentan Mietvertragsverhandlungen geführt."

Weil die Asylbewerber und Flüchtlinge keine Krankenkasse haben, werden die Krankheitskosten aus der Kreiskasse getragen. Laut Eisele haben sich diese Ausgaben seit dem Jahr 2008 mehr als verdreifacht. Gab der Landkreis vor sieben Jahren noch 139 364 Euro für die Krankenhilfe aus, waren es im Jahr 2014, in dem der neue Boom gestartet ist, bereits knapp 412.000 Euro.

Doch wer zahlt, wenn in der Sammelunterkunft in Horb-Talheim gleich drei Krankenwagen anrücken, nur weil sich ein Kind die Hand am Herd verbrannt hat? Fakt ist jedenfalls, so Eisele: "Nach dem Asylbewerber Leistungs-Gesetz werden grundsätzlich nur für akute Erkrankungen oder Schmerzzustände sowie für werdende Mütter Leistungen bewilligt. Im Übrigen orientieren wir uns bei den Leistungen am Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Jeder Einzelfall wird separat geprüft. Bei schwierigen Entscheidungen wird das Gesundheitsamt hinzugezogen." Und diese Krankheitskosten für die Flüchtlinge sind rein rechnerisch laut der Landkreissprecherin in der pauschalen Kostenerstattung des Landes für die Flüchtlingsaufnahme der Landkreise enthalten.

Eisele: "Der Kreis erhält eine einmalige pauschale Kostenerstattung von Seiten des Landes für jeden Asyl-Erstantragsteller in Höhe von aktuell 13 260 Euro. Darin enthalten sind Krankenbehandlungskosten in Höhe von 1832,33 Euro."