Unterdurchschnittlich wenige Hartz-IV-Empfänger gibt es im Kreis Freudenstadt. Foto: Zerbor / Fotolia.com

Leistungsbilanz des Sozialamts vorgestellt. Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 3,5 Prozent.

Kreis Freudenstadt - Im Vergleich zu den anderen Landkreisen im Südwesten war das Freudenstädter Kreissozialamt im Jahr 2016 insgesamt etwas sparsamer als im Vorjahr. Entsprechend positiv wurde die Leistungsbilanz im Verwaltungs- und Sozialausschuss des Kreistags aufgenommen.

"Sehr viel Augenmaß" attestierte Landrat Klaus Michael Rückert dem Sozialamtsleiter Robert Bornhauser und seinen Kollegen. Zwar gehe es um die Versorgung von Menschen, weswegen geringe Ausgaben allein nicht unbedingt positiv seien. Doch würden dabei immer noch Steuergelder aufgewendet, und in einigen Bereichen gebe es ja auch überdurchschnittlich hohe Ausgaben. Daher dankte Rückert dem Sozialamt für die "vernünftige Sparsamkeit".

Landesweit verzeichnen der Bilanz zufolge nur acht der 35 Landkreise noch weniger Nettoausgaben pro Einwohner an Sozialhilfe als der Freudenstädter Kreis. Zwar sind diese um fast zwei Euro gestiegen – im Landesvergleich reichte dies aber, um sich in der Ausgaben-Rangfolge der Landkreise gegenüber 2015 um zwei Plätze zu verbessern.

Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 3,5 Prozent

"Sehr wichtig" war Bornhauser die Statistik der Hartz-IV-Zahlungen, da diese besonders "aussagekräftig" sei. So sei der Bevölkerungsanteil der Personen in von Hartz IV abhängigen Bedarfsgemeinschaften im Kreis Freudenstadt mit 3,2 Prozent "gravierend niedriger" als in der restlichen Bundesrepublik (7,7 Prozent), aber auch noch geringer als im Landesdurchschnitt (4,3 Prozent). "Das ist schon ein deutliches Signal im Hinblick auf Armut", so Bornhauser. Die Arbeitslosenquote liegt insgesamt mit 3,5 Prozent knapp unter der im Südwesten (3,6 Prozent) und deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt (5,8 Prozent).

Die Ausgaben für Bildungs- und Teilhabeleistungen wie Schulbedarf und Lernförderung sind indes gestiegen, was Bornhauser "eher positiv" bewertet, da "man mehr Kinder in diese Programme reinbekommt". Die Nettoausgaben für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung sind um fast 200 000 Euro auf mehr als 4,2 Millionen Euro gestiegen.

Mehr Wohngeld für weniger Menschen

Dass die Zahl betroffener Menschen aber gesunken ist, erklärt Bornhauser mit der "Wohngeldreform", mit der die Einkommensgrenze gestiegen ist: "So haben weniger Leute Anspruch auf mehr Geld." Die Ausgaben pro Einwohner für stationäre Hilfe zur Pflege fallen im Kreis Freudenstadt mit unter 25 Euro relativ niedrig aus. Bornhauser führt dies auf das Angebot "überproportional vieler privater Pflegeeinrichtungen" zurück, die "nicht besonders teuer" seien.

Am Ende seiner Präsentation kam Bornhauser auf den Europäischen Sozialfonds zu sprechen. Das Instrument der Europäischen Union soll die Beschäftigung und soziale Integration von Bürgern fördern. Im Jahr 2015 erhielt der Kreis Freudenstadt fast 169 000 Euro aus dem Fonds, 2016 waren es mehr als 175 000 Euro und für 2017 und 2018 sind jeweils rund 174  000 Euro vorgesehen. Bornhauser hält die Idee allgemein zwar für eine "gute Sache". Mit Blick auf die bürokratischen Schritte zur Ermittlung der Beträge bedeute "das Herunterbrechen von Europa auf den Landkreis aber erheblichen Verwaltungsaufwand".

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Laut Statistik lebten voriges Jahr 3760 Frauen, Männer und Kinder von der Grundsicherung (3,2 Prozent Bevölkerungsanteil). Ein Drittel davon waren Kinder und Jugendliche unter 18 (Anteil 6,1 Prozent). 395 Hart-IV-Bezieher waren Alleinerziehende. An Bildungs- und Teilhabeleistungen wurden voriges Jahr ferner rund 166 000 Euro ausgezahlt, 25 000 Euro mehr als in 2015. Dazu zählen Zuschüsse für Schulausflüge, Schulmaterial, Busfahrkarten oder Mittagsverpflegung. 870 000 Euro wurden an Wohngeld ausgezahlt (2224 bearbeitete Anträge).

Seite 3: Eingliederungshilfe für behinderte Menschen

Das Kreissozialamt hilft Menschen mit Behinderung auch bei ihrer Eingliederung in Kitas, Schulen, Werkstätten und andere Einrichtungen. Im Kreis Freudenstadt haben die dafür aufgewendeten Nettoausgaben pro Einwohner im Jahr 2016 den Landesdurchschnitt überschritten: 165 Euro stehen knapp 150 Euro im Jahr 2015 gegenüber. Während der Kreis bei der Anzahl ambulanter Integrationshilfen in Kitas im Landesvergleich einen der Spitzenplätze belegt, schneidet die Integration in Schulen unterdurchschnittlich ab.

Dagegen liegt die Zahl der Leistungsempfänger in den Werkstätten für behinderte Menschen mit etwa 5,2 pro 1000 Einwohner deutlich über dem Durchschnitt. Dies ist laut Robert Bornhauser auf das "sehr gute Werkstatt-Angebot" im Kreis zurückzuführen, in dem es "verschiedene Nuancen je nach Behinderungsgrad" gibt.

Als "sehr gut" bezeichnete Bornhauser zudem das Angebot an ambulant betreutem und begleitetem Wohnen. Entsprechend lägen auch hier die Ausgaben des Sozialamts über dem Durchschnitt der anderen Landkreise in Baden-Württemberg.