Die Flaschenabfüll- und Etikettieranlage der Alpirsbacher Klosterbrauerei schafft 44.000 Flaschen in der Stunde. Foto: Altendorf-Jehle

Brauereien, Getränkemärkte und Biergärten jubeln über Rekord-Sommer. Nur Leergut-Mangel wird zum Problem.

Kreis Freudenstadt - Jetzt ist er weg: Vom Sommer 2015 bleibt nur noch die Erinnerung an die Rekord-Hitze – und ein dickes Umsatz-Plus bei den Brauereien, Getränkemärkten und Biergärten.

Für Schweißperlen sorgte der Sommer 2015 bei der Alpirsbacher Klosterbrauerei gleich doppelt: Die Rekord-Hitze ließ nicht nur die Ventilatoren auf Hochtouren laufen, sondern brachte die Mitarbeiter auch auf der Suche nach Leergut kräftig ins Schwitzen. Denn: Die Kunden hatten derart viel Durst, dass Bierkästen und leere Flaschen in Alpirsbach wochenlang zur Mangelware wurden. "Das ist immer das Problem, wenn der Absatz durch die Decke schießt", sagt Alpirsbacher-Geschäftsführer Markus Schlör. Stellenweise wurden Spediteure losgeschickt, um das Leergut eilig bei den Getränkemärkten einzusammeln, damit die Brauerei – im wahrsten Sinne des Wortes – wieder flüssig war.

Zwar konnte Alpirsbacher durch den Leergut-Mangel nur kleinere Margen abfüllen als gewollt, im Grunde war das aber lediglich ein Luxusproblem. Schließlich bilanziert Schlör: "Das war ein ausgesprochen guter Sommer. Es gibt kein Segment, das nicht im Plus liegt." Selbst gegenüber dem Vorjahr, das durch die Fußball-Weltmeisterschaft automatisch ein Renner war, blieben die Zahlen laut Schlör weitgehend konstant.

Auffällig: Neben dem naturtrüben Radler ging vor allem alkoholfreies Bier weg wie warme Semmeln. Hier verzeichnete Alpirsbacher sogar ein zweistelliges Plus. Schlör: "Die Leute wissen inzwischen, dass alkoholfreies Bier ein guter Durstlöscher ist, der weniger Kalorien hat als eine Apfelschorle. Genau das ist den Leuten wichtig."

Auch bei der Hochdorfer Kronenbrauerei hat der heiße Sommer die Getränke-Bilanz in die Höhe schnellen lassen. Braumeisterin Katharina Haizmann erklärt: "Vor allem die Getränke, in denen wenig oder kein Alkohol ist, haben sich diesen Sommer sehr gut verkauft. Sogar so gut, dass die Leergutflaschen für die weitere Produktion nicht rechtzeitig zurückgekommen sind. Und das, obwohl wir sehr viel Leergut im Voraus gekauft haben. Aber solange man solche Luxusprobleme hat, ist das doch schön."

Von der Leergut-Ebbe blieb auch die Baisinger Bier-Manufaktur nicht verschont. "Dieses Jahr war das Problem sogar noch größer als sonst", stöhnt Geschäftsführer Paul Teufel. Das liege einerseits an der geänderten Absatzstruktur, durch die jetzt mehr über Großhändler läuft und das Leergut somit länger im Umlauf ist. Andererseits beobachtet Teufel aber auch, dass nicht mehr nur die klassischen braunen, sondern immer häufiger auch weiße und grüne Bierflaschen bei der Leergut-Rückgabe in den Kästen landen. Diese auszusortieren und das Leergut neu zu bestücken koste nicht nur Zeit, "sondern vor allem richtig viel Geld", meint Teufel.

Insgesamt ist der Baisinger-Geschäftsführer allerdings zufrieden mit dem Sommer 2015. Bei etwas niedrigeren Temperaturen wäre der Bier-Absatz zwar größer gewesen, dafür liefen Wasser und Limonade umso besser. Alkoholfreies Bier sei laut Teufel auch bei Baisinger "auf dem Vormarsch", er bremst jedoch: "Die Halbwertszeit ist noch nicht überschritten. Ich weiß nicht, ob das vielleicht nur ein Hype ist, der noch abflacht. Man kann aber sagen, dass sich die Qualität von alkoholfreiem Bier deutlich verbessert hat."

Gejubelt wurde über die Rekord-Hitze nicht nur bei den Brauereien, sondern auch bei den Getränkemärkten – etwa bei Kübler in Salzstetten. Inhaber Thomas Kübler schätzt, rund zehn Prozent mehr verkauft zu haben als im Sommer 2014. Allerdings gibt es für ihn auch einen Wermutstropfen: "Ich merke deutlich, dass viele Leute ihren Sprudel inzwischen beim Discounter holen." Was speziell den Bier-Verkauf betrifft, hätte sich Fest-Liferant Kübler ein paar Grad weniger gewünscht, denn: "Bei warmen Temperaturen wird auf den Festen weniger Bier getrunken." Der Getränkemarkt-Inhaber räumt aber ein, dass auch er bei heißem Wetter lieber zur Apfelschorle greift. "Die stillt den Durst am besten", meint Kübler.

Und was sagen die Biergärten? Auf dem Horber Rauschbart steigt analog zum Thermometer naturgemäß auch der Umsatz. "Wir sind ein Biergarten und damit völlig vom Wetter abhängig", verdeutlicht Inhaber Michael Singer, dessen Biergarten 2012 zum beliebtesten Deutschlands gewählt wurde. Vom Ruf dieser Auszeichnung zehre man in Horb noch heute, wie Singer feststellt: "Wir merken, dass unsere Gäste überregionaler und internationaler werden. Das liegt aber auch daran, dass der Schwarzwald bei Touristen immer beliebter wird." Insgesamt spricht der Rauschbart-Chef von einem "sehr positiven" Sommer 2015 – vor allem im Vergleich zum Vorjahressommer, der trotz Fußball-Weltmeisterschaft eher durchwachsen war: "Da hatten wir nur vier richtig schöne Wochen und dazu eine Baustelle vor dem Haus."