Rückwechslung erlaubt, zumindest in der hiesigen Kreisliga B. Im Bild wechselt die Vierte Offizielle Bibiana Steinhaus Dortmunds Sebastian Kehl ein. Foto: sb

Fußball: Die Einführung der Rückwechslungen ist für viele Vereine der Kreisliga B ein zweischneidiges Schwert.

Ab dieser Saison ist in der Kreisliga B das sogenannte Rüchwechseln erlaubt: Wird ein Spieler ausgewechselt, darf er wieder eingewechselt werden. Eine Regeländerung, an der sich die Geister scheiden.

Während die Staffeln 1 und 2 der Kreisliga B erst kommende Woche beginnen, hat die Staffel 3 ihren ersten Spieltag schon hinter sich – und damit auch die ersten Rückwechslungen. Zwar dürfen nach wie vor nur drei verschiedene Spieler ausgewechselt werden, allerdings gilt ab sofort: Die dürfen beliebig oft wieder eingewechselt werden.

Gebrauch davon gemacht hat unter anderem die SG Empfingen II bei ihrem 1:1-Unentschieden gegen den TuS Ergenzingen II. "Wir haben zwei- oder dreimal rückgewechselt", sagt der SGE-Fußball-Abteilungsleiter Daniel Reich und findet: "Wir sind von dieser Regel sehr angetan. Die ist sicherlich kein Nachteil."

Eingeführt wurde das Rückwechseln, um die in der Kreisliga B oft prekären Personalsituationen zu entschärfen. "Manche Mannschaften kommen einfach auf dem Zahnfleisch daher", weiß B2-Staffelleiter Martin Stede. Er ist sich daher sicher: "Für die Vereine ist diese Regeländerung eine Erleichterung."

Grundsätzlich widerspricht dem auf Anfrage unserer Zeitung kaum ein B-Ligist. Bei den Rückwechslungen gebe es aber auch eine Kehrseite der Medaille. "Die sind immer ein Eingriff in den Spielfluss", meint etwa Sebastian Beron, stellvertretender Vorsitzender und seit vergangener Woche auch Trainer des FC Horb. Für sein Team komme die Regeländerung jedoch zu einem guten Zeitpunkt, denn da es der Club nicht ganz geschafft habe, genug Spieler für eine zweite Mannschaft zusammen zu bekommen, sei der Kader in dieser Saison relativ groß. "Durch die Rückwechslungen kann ich vielen Spielern Einsatzzeit garantieren", freut sich Beron.

"Vom Grundsatz her sehe ich das positiv", meint auch Andreas Müller, Fußball-Chef der Sportfreunde Salzstetten, die mit ihrer zweiten Mannschaft in der Kreisliga B 3 kicken. Er empfinde die Regeländerung auch aus historischer Sicht als logisch: "Ganz früher durfte man ja gar nicht auswechseln. Das ist jetzt genau die richtige Entwicklung. In der Halle ist das längst gang und gäbe." Abgesehen davon, dass die Rückwechslungen neue taktische Möglichkeiten eröffnen, würden besonders die Zweitvertretungen profitieren. Müller: "Auch bei uns ist es natürlich so, dass die Zweite komplett abhängig ist vom Personalstand bei der Ersten. Gerade jetzt in der Urlaubszeit. Ohnehin gehen die Zahlen überall zurück, das ist leider der aktuelle Trend."

Ein zweischneidiges Schwert ist die Regeländerung für den Trainer des SV Mühringen. "In einer Hinsicht ist sie nicht schlecht, weil ich so den jungen Spielern kurze Einsätze ermöglichen kann", meint Andreas Wagner, relativiert aber: "Taktisch kann ein Spiel durch die vielen Auswechslungen zerfahren werden." Wird der SV Mühringen von den Rückwechslungen Gebrauch machen? "Wohl eher weniger", mutmaßt Wagner.

Ein entschiedener Gegner der Regeländerung ist Karl-Eugen Schiller. "Ich hätte mir gewünscht, dass so etwas bei einem Verbandstag und nicht über die Köpfe hinweg entschieden wird", beanstandet der Vorsitzende des TuS Betra und kritisiert: "Ich sehe da Riesen-Probleme auf den Spielfluss zukommen." Er fürchtet zunehmendes Zeitschinden durch permanentes Auswechseln in der Schlussphase eines Spiels.

Dass es für viele Vereine personell schwieriger werde, sehe Schiller zwar auch – und unterstreicht: "Durch den demografischen Wandel wird es immer schlimmer. Außerdem ist es nicht mehr so einfach, einen Arbeitsplatz in der Nähe zu bekommen. Es ist inzwischen schwer, einen neuen Spieler für die Kreisliga B zu finden, wenn man nur im Tabellenmittelfeld steht. Darum gibt es ja immer mehr Spielgemeinschaften." Die Einführung der Rückwechslungen seien aber nicht das richtige Rezept. Besser wäre aus Schillers Sicht das sogenannte "Norweger Modell": Wenn eine Mannschaft keine elf Spieler zusammenbekommt, tritt in diesem Fall auch der Gegner in Unterzahl an. Dieses Modell ist im Fußball-Bezirk Nördlicher Schwarzwald jedoch nur in der Reserverunde vorgesehen.

Für Staffelleiter Stede steht indes fest, dass die Einführung der Rückwechslungen kein einjähriger Probelauf ist, sondern sie langfristig im Reglement verankert werden. Eine Ausweitung auf die Kreisliga A und die Bezirksliga hält Stede hingegen für unwahrscheinlich: "Dort wird erwartet, dass die Mannschaften genügend Personal haben."