Ist der Notarzt schnell genug am Einsatzort? Diese Frage wurde im Kreistag beantwortet. Foto: Hopp

Verlegung von Pfalzgrafenweiler nach Baiersbronn soll Versorgung im Kreis verbessern.

Kreis Freudenstadt - Waldachtal wird weiterhin gut mit Notärzten versorgt. Horb hat kein Hilfsfristenproblem, und die Situation in Baiersbronn und Umgebung soll verbessert werden. Das sagte Karl-Heinz Salopiata, Vorsitzender des Bereichsausschusses, gestern im Kreistag.

Weil der Notarzt zum 1. Juli von Pfalzgrafenweiler nach Baiersbronn verlegt wird, wurde eine Verschlechterung der Patientenversorgung befürchtet. Christoph Caratiola, Leitender Notarzt des Krankenhauses Freudenstadt: "Für Pfalzgrafenweiler und Waldachtal ändert sich nichts. Es gibt einen Notarzt in Altensteig und einen in Horb." Auch in der Raumschaft Horb werde sich nichts ändern.

Das bezweifelte Kreistagsabgeordneter Michael Laschinger (CDU): "Ich mache mir Sorgen um das Waldachtal. Darum, dass der Horber Notarzt sozusagen rückwärts nach Pfalzgrafenweiler ausrücken muss. Dadurch befürchte ich, dass es vermehrt kritische Situationen in Horb geben könnte bei Notfällen."

Doch die Raumschaft Horb, so Caratiola, stellt bei den gesetzlichen Hilfsfristen "kein Problem dar". Das liege daran, dass die große Kreisstadt auch gut von Notärzten aus anderen Landkreisen erreicht werden kann.

Schwieriger ist die Lage durch die Verkehrsverhältnisse in anderen Teilen des Landkreises. Das führt dazu, dass die vom Landesgesetz geforderten Hilfsfristen kreisweit nicht eingehalten werden. Bei den Rettungswagen kommen innerhalb von 15 Minuten 95,22 Prozent beim Patienten an (Jahr 2012). Damit erfüllt der Landkreis das Gesetz. Bei den Notärzten nicht: Hier erreichen lediglich 87,73 Prozent ihr Ziel innerhalb der geforderten 15 Minuten.

Salopiata: "Deshalb haben wir in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Calw ein Gutachten erstellen lassen. Weil der Notarzt in Baiersbronn auch die Schwarzwaldhochstraße und das untere Murgtal abdecken kann, hoffen wir, so die Hilfsfristen bei den Notärzten um fünf Prozent zu verbessern." Denn hier ist ein Unfallschwerpunkt durch Tages-Touristen: Motorradfahrer im Sommer, Skifahrer im Winter, so Salopiata.

Die Notfall-Versorgung in Horb sei jedenfalls gut, so Caratiola. Das liege daran, dass an der Rettungswache am Hospital oftmals nachts auch Notärzte vor Ort sind und nicht jeder Kollege erst von zu Hause aus losfahren oder abgeholt werden müsse.

Er gibt aber auch zu: "Wenn die Notärzte ihren Dienst nicht direkt am Krankenhaus leisten würden, dann hätten wir dort ein Problem."

Kreisrat Kurt Kirschenmann (SPD) wollte wissen, ob der Notarzt aus dem Nachbarkreis in Altensteig auch dazu führt, dass er "seinem" Krankenhaus in Nagold mehr Patienten zuführt. Caratiola: "Aus forensischen Gründen wird der Notarzt immer die nächstgelegene Klinik oder die geeignete wählen. Das war schon früher so."

CDU-Kreisrat Julian Osswald sagte: "Wir sind hier, um für unsere Bürger im Notfall das Beste zu erreichen. Und nicht dafür, in solchen Fällen das Krankenhaus in Freudenstadt unbedingt füllen zu wollen." Laschinger wollte noch wissen, ob es durch die vorläufige Schließung der Akut-Klinik in Horb mehr Notfälle gibt. Caratiola: "Darüber gibt es keine belastbaren Zahlen. Es fehlt die Anlaufstelle für akut-stationäre Patienten, aber die Fahrdienstversorgung ist da."

Übrigens: Landrat Klaus Michael Rückert hat vergangene Woche noch einmal an Johannes Fechner, Vize-Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg, geschrieben. Er hatte angekündigt, dass bei einer Schließung der Akut-Klinik auch die hausärztliche Notfallpraxis verlegt werden würde. Rückert: "Er hat mir und OB Peter Rosenberger versprochen, vor der endgültigen Entscheidung noch einmal mit uns Kontakt aufzunehmen. Wir werden der KV weiterhin die KLF-Einrichtung anbieten."