Die Landkreis-Sporthalle beim Panorama-Bad in Freudenstadt ist als Notunterkunft für Flüchtlinge vorgesehen. Foto: Breitenreuter

Hilfsorganisation auf Ernstfall vorbereitet. Jeden Monat bis zu 240 Flüchtlinge. Erste Anlaufstation in Baiersbronn.

Kreis Freudenstadt - Sie stehen Gewehr bei Fuß. Die Hilfs- und Rettungsorganisationen im Kreis Freudenstadt haben sich auf die kurzfristige Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerbern vorbereitet. In der Landkreishalle in Freudenstadt können innerhalb von vier bis fünf Stunden rund 200 Menschen untergebracht werden.

Da der Landkreis jederzeit damit rechnen muss, bis zu 240 Asylbewerber und Flüchtlinge pro Monat aufzunehmen (wir berichteten), haben sich Feuerwehr, Rotes Kreuz, Malteser, DLRG, Bergwacht, Bundeswehr, Polizei und Technisches Hilfswerk auf den "Ernstfall" vorbereitet. Bei einem Treffen aller Hilfsorganisationen in der vergangenen Woche wurden die logistischen Vorbereitungen zur Belegung der Sporthalle des Landkreises in Freudenstadt beim Panorama-Bad getroffen.

"Wir sind jetzt auf das vorbereitet, was auf uns zukommen kann", sagt Kreisbrandmeister Frank Jahraus auf Anfrage unserer Zeitung. "Alle Organisationen wissen, was sie zu tun haben."

Jederzeit könne beim Landkreis ein Anruf eingehen, dass Busse voll mit Flüchtlingen und Asylbewerbern unterwegs sind, weiß Sabine Eisele, Pressesprecherin des Landratsamts. Dann müsse es schnell gehen. Was die Hilfsorganisationen im Landkreis auf die Beine gestellt haben, gleicht einer logistischen Meisterleistung.

Falls eine größere Zahl von Flüchtlingen angekündigt wird, werden sie zunächst ins Feuerwehrhaus nach Baiersbronn gebracht. Dort werden sie vom DRK medizinisch untersucht, betreut und bekommen etwas zu essen und zu trinken.

Währenddessen läuft dann in Freudenstadt in der Landkreishalle eine ganze Maschinerie an. Auf dem Sportboden der Halle wird ein Kunststoffbelag ausgerollt, der aus der Stadionhalle der Stadt Freudenstadt vorhanden ist. Es werden Feldbetten und Bauzäune als Abtrennungen aufgestellt. Die Abtrennungen werden zusätzlich mit undurchsichtigen Folien bespannt, damit die Menschen wenigstens ein klein wenig Privatsphäre haben. Jeweils 20 transportable Dixi-Toiletten werden in Baiersbronn und an der Halle in Freudenstadt aufgestellt. Auch eine Essensausgabe wird vorbereitet, denn die Menschen erhalten während ihres Aufenthalts in der Notunterkunft drei Mal täglich Verpflegung aus der Küche des Krankenhauses Freudenstadt.

Im Vorfeld wurden vom Landkreis allerlei notwendige Dinge für die Asylbewerber und Flüchtlinge angeschafft. Dazu gehören zum Beispiel 250 Zahnbürsten, Hygiene-sets, Decken, Isomatten, Geschirr und auch 60 Sechsfach-Steckdosenleisten mit eigener Stromversorgung von Aggregaten der Feuerwehr, damit die Menschen ihre Handys aufladen können, die oft deren einzige Verbindung mit Angehörigen sind. Eine Infrastruktur zur Abfallbeseitigung wird ebenfalls aufgebaut. Das gesamte Material lagert einstweilen im Feuerwehrgerätehaus der Stadt Freudenstadt, von wo es jederzeit kurzfristig zur Halle gebracht werden kann.

Um das Material zu beschaffen, "haben wir schon rumtelefonieren müssen", schildert Frank Jahraus. Doch obwohl zum Beispiel die Feldbetten in Deutschland langsam knapp werden, habe man kurzfristig aus Frankfurt welche bekommen. Nach wie vor sei der Landkreis dabei, weiter Material einzukaufen, weil man nicht wisse, wie sich die Situation entwickelt.

Wenn die Halle in Freudenstadt als Notunterkunft belegt wird, dann stelle die Feuerwehr aus Dornstetten einen Container für die Einsatzleitung zur Verfügung, so Frank Jahraus. Ein Bürocontainer komme von einem Baugeschäft aus Pfalzgrafenweiler.

Drei Tage lang übernehmen die Hilfs- und Rettungsorganisationen die Verantwortung für die Notunterkunft in Freudenstadt unter der Leitung von Kreisbrandmeister Frank Jahraus, einem seiner Stellvertreter oder einer Führungskraft der anderen Organisationen, dann geht die Zuständigkeit an das Sozialamt des Landratsamts über.

"Die Organisation hat gut geklappt", ist Pressesprecherin Sabine Eisele zufrieden. Doch mit der guten Zusammenarbeit der Hilfs- und Rettungsorganisationen ist nur ein kleines Problem gelöst. Die Kreishalle in Freudenstadt oder die Tauchsteinhalle in Horb und die Turnhalle am beruflichen Schulzentrum in Freudenstadt, die eventuell ebenfalls mit Asylbewerbern und Flüchtlingen belegt werden sollen, sind nur als Übergangslösungen geeignet. "Alles hängt davon ab, ob wir weitere Unterkünfte finden", so Eisele. Ein denkbares Objekt wäre das leer stehende Bauhaus-Gebäude im Gewerbegebiet Wittlensweiler. Das werde gerade geprüft. Eine Tendenz sei noch nicht erkennbar. Der Brandschutz sei der wichtigste Aspekt bei der Anmietung von neuen Objekten, betont Eisele.

Bis die Kreishalle in Freudenstadt als Notunterkunft genutzt werden muss, laufe der Sportbetrieb ohne Beeinträchtigung weiter, so Sabine Eisele. Lediglich die Spielvereinigung Freudenstadt habe ihren Bonnfinanz-Cup, ein Jugendfußballturnier, für das sowohl die Stadion- als auch die Kreishalle benötigt worden wären, abgesagt.

Wegen der anhaltenden Aufgaben der Hilfs- und Rettungsorganisationen zur Bewältigung des Flüchtlingsstroms wurde auch eine für den kommenden Samstag geplante Katastrophenschutzübung in den Landkreisen Freudenstadt und Calw abgesagt.