Nachts bleibt der Kreißsaal des Freudenstädter Krankenhauses bis Anfang Juli geschlossen. Foto: Hopp

Personalengpass zwingt Krankenhaus zu drastischem Schritt. Ab 1. Juli wieder Normalbetrieb.

Kreis Freudenstadt - Schlechte Nachrichten für werdende Mütter im Kreis Freudenstadt. Ab Samstag, 17. Juni, heißt es im Kreißsaal des Freudenstädter Krankenhauses: Schwangere müssen nachts draußen bleiben.

Und das soll bis Ende des Monats auch so bleiben. Mehrere Erkrankungen und eine Schwangerschaft unter den Hebammen zwinge die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH (KLF) zu diesem Schritt, heißt es in einer Pressemitteilung. Trotz intensiver Bemühungen sei es "nicht gelungen, einen genehmigungsfähigen Dienstplan zu organisieren".

Betroffen ist der Zeitraum zwischen 22 Uhr am Abend und 6 Uhr am Morgen. Steht in dieser Zeit eine Geburt an, werden die Patientinnen in ein anderes Krankenhaus verlegt. Etwa nach Rottweil, Calw oder Herrenberg, erklärt KLF-Geschäftsführer Ralf Heimbach. Und betont: "Wir haben keine medizinische Unterversorgung."

Verlegt werden sollen Schwangere aber nur dann, wenn es sich um eine normale Geburt handelt. Die ärztliche Notfallversorgung sei selbstredend auch nachts "uneingeschränkt sichergestellt", erklärt die KLF. Auch wenn eine Geburt zwei Stunden länger dauert, werde man sie nicht abbrechen. Wenn ein Kaiserschnitt notwendig ist, werde auch dieser gemacht, versichert Heimbach. Die Ärzte seien auch während der Schließung des Kreißsaals da. Bei Risikogeburten gingen die meisten werdenden Eltern ohnehin nach Tübingen. 30 bis 40 Prozent der etwa 1100 Geburten pro Jahr am Krankenhaus Freudenstadt seien Kaiserschnitte, die planbar sind.

Doch zumindest samstags fällt auch Calw aus, denn dort gibt es ähnliche Probleme. Am dortigen Krankenhaus musste das Angebot wegen der Schwangerschaft von zwei Hebammen ebenfalls eingeschränkt werden. Dort bleibt der Kreißsaal samstags von 6 bis sonntags um 6 Uhr geschlossen, und zwar noch bis zum 29. Juli.

Drei neue Hebammen ab Juli

Ralf Heimbach prognostiziert, dass in den zwei Wochen der nächtlichen Schließung lediglich vier bis fünf Eltern von einer Verlegung betroffen sein werden. Damit könnte er recht haben. Denn Statistiken sagen aus, dass die meisten Kinder in Deutschland zwischen 8 und 9 Uhr auf die Welt kommen. Könnte man den derzeitigen Personalmangel im Kreißsaal nicht durch niedergelassene Hebammen überbrücken? "Nein", sagt Ralf Heimbach. "Die meisten niedergelassenen Hebammen wollen nicht ins Krankenhaus, warum auch immer." Der KLF-Geschäftsführer versichert, dass es sich um eine zeitlich befristete Ausnahmesituation handelt. Es sei gelungen, zum 1. Juli drei Hebammen für Freudenstadt zu gewinnen, "wenn’s gut läuft, sogar vier". Dann sei der Stellenplan wieder komplett besetzt.

"Wir bedauern die kurzfristige Einschränkung unseres Angebots und die gegebenenfalls einhergehenden Unannehmlichkeiten sehr", heißt es in der Mitteilung von Heimbach und Schulze-Tollert weiter. Die Erkrankungen und die Schwangerschaft im Team ließen aber keine andere Möglichkeit. Die Nachricht wurde an die niedergelassenen Frauenärzte und den Rettungsdienst weitergeleitet.

Der Hebammenmangel grassiert deutschlandweit. "Viele meiner Kollegen klagen", sagt Heimbach. Erklären kann er sich das nicht. Denn obwohl viele niedergelassene Hebammen aus Versicherungsgründen aufhören, hätten die Krankenhäuser Mühe, Kräfte zu finden. "Doch alle, mit denen ich gesprochen habe, machen ihren Beruf gerne", so Heimbach.

Verlegt werden sollen Schwangere aber nur dann, wenn es sich um eine normale Geburt handelt. Die ärztliche Notfallversorgung sei selbstredend auch nachts "uneingeschränkt sichergestellt", erklärt die KLF.  Man bedauere die Einschränkung des Angebots und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten für werdende Eltern sehr.