Die Kreissparkasse Freudenstadt (im Bild die Hauptstelle) stellt sich neu auf. Foto: Schwark

Kreissparkasse reagiert auf verändertes Kundenverhalten. Viele Geldgeschäfte werden online erledigt.

Kreis Freudenstadt - Die Kreissparkasse Freudenstadt stellt sich für die Zukunft auf und ordnet ihr Privatkundengeschäft neu. Dafür schließt sie zum 1. September zehn Filialen im Kreis Freudenstadt.

In Zeiten der anhaltenden Niedrigzinsphase, die die Ertragssituation belastet, verändertem Kundenverhalten und hohem Wettbewerb sei auch die Kreissparkasse Freudenstadt als größtes Kreditinstitut im Landkreis gezwungen, die Effizienz zu verbessern, betont Vorstandsvorsitzender Uwe Braun bei einem Pressegespräch.

Die Welt habe sich verändert, ebenso das Kundenverhalten. Viele Kunden der Sparkasse seien heutzutage online "unterwegs". Auch bei älteren Menschen nehme die Nutzung der Online-Bankdienste zu, erläutert Braun.

Dies bestätigen Erhebungen der vergangenen Monate. 192 Kontakte pro Jahr haben die Kunden durchschnittlich über das Internet oder das Smartphone per Sparkassen-App mit der Bank. 108 Kontakte sind es beim Online-Banking. 24 Mal pro Jahr geht der Sparkassenkunde durchschnittlich zu einem Geldautomaten und lediglich einmal pro Jahr sucht er die Bank für eine Beratung auf.

Dennoch lautet eines der Ziele für die Zukunft die Qualität der Beratung zu erhöhen und an die geänderten Kundenbedürfnisse anzupassen. Dies soll in Zukunft allerdings nur noch in 23 statt 33 Filialen der Kreissparkasse geschehen. Dennoch werde es mindestens eine Filiale in jeder Stadt oder Gemeinde des Landkreises geben, kündigt Uwe Braun an.

Der Sparkassenchef nennt sein Kreditinstitut die "Multikanalsparkasse" mit vernetzten Zugangswegen über die Filialen und das Internet. Im letzteren Bereich sei ein weiterer Ausbau geplant. Man habe sich die Entscheidung zur Schließung der Filialen nicht leicht gemacht, betonen Vorstandschef Uwe Braun und der Verwaltungsratsvorsitzende Landrat Klaus Michael Rückert. Jede einzelne Filiale sei nach vielen Kriterien, wie Anzahl der Privatkunden, Einwohner oder Entfernung zur nächsten Filiale auf den Prüfstand gestellt worden. Nur noch zwölf Prozent der Geschäftsvorgänge würden stationär in der Bank erledigt.

Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass die Kunden im Durchschnitt nur einmal pro Jahr eine Filiale aufsuchen. Kleinteilige Strukturen seien zwar schön, doch die Mitarbeiter in diesen Filialen seien nicht ausgelastet, betont Klaus Michael Rückert.

Zur neuen Kreissparkasse gehört auch ein spezielles "Private Banking", bei dem sich vier Mitarbeiter besonders um vermögende Kunden kümmern.

"Die Kreissparkasse wird auch weiterhin in ihr Filialnetz investieren", kündigt Uwe Braun an. Als Beispiel nennt er den Umbau und die Modernisierung des Beratungscenters in Horb ab dem Herbst. Nach anfänglichen Überlegungen ins neue Horber Einkaufszentrum zu ziehen, habe man sich für den bestehenden Standort entschieden, denn Horb sei nach Freudenstadt der zweitbedeutendste Markt der Kreissparkasse. Durch die Neustrukturierung solle keiner der rund 400 Mitarbeiter der Bank entlassen werden. Doch Uwe Braun räumt ein, dass die Mitarbeiterzahl in den nächsten Jahren durch "natürliche Fluktuation" etwas sinken werde. Wo die Mitarbeiter aus den Filialen, die jetzt geschlossen werden, weiterarbeiten, sei geregelt. Auch eine schriftliche Kundeninformation werde es geben.

Insgesamt sind von den Schließungen 4869 Kunden betroffen, das sind neun Prozent der Girokontoinhaber. "Auch diese Kunden wollen wir behalten und weiter betreuen", sagt Uwe Braun und geht davon aus, "dass sie uns treu bleiben."

Die Öffnungszeiten sollen ab 1. September kundenfreundlicher gestaltet werden und für die älteren Kunden wird ein Bargeldversand eingerichtet. Auch Schulungen im Umgang mit den digitalen Medien im Bankgeschäft will die Kreissparkasse anbieten. Die Entscheidung, Filialen zu schließen, sei notwendig, um die Leistungsfähigkeit der Kreissparkasse auch in Zukunft zu sichern. Mit 23 Standorten sei die Kreissparkasse Freudenstadt für ihre Größe gut ausgestattet, sagt der Vorstandschef.

Seite 2: Betroffene Filialen

Folgende Filialen der Kreissparkasse Freudenstadt werden zum 1. September geschlossen:

 Gemeinde Baiersbronn: Filialen in Obertal, Schönmünzach und Baiersbronn-Oberdorf.

 Gemeinde Waldachtal: Filiale in Tumlingen.

 Stadt Freudenstadt: Filiale in Dietersweiler.

 Stadt Horb: Filialen in Dettingen und Altheim.

 Gemeinde Eutingen: Filiale in Weitingen.

 Gemeinde Loßburg: Filiale in Betzweiler.

 Stadt Alpirsbach: Filiale in Peterzell.

In den nächsten Wochen lässt die Kreissparkasse noch prüfen, ob an einzelnen Standorten, die geschlossen werden, noch Geldautomaten zur Verfügung gestellt werden können.