Trotz Neubau: Das MVZ mit Hubschrauberlandeplatz soll erhalten bleiben. Foto: Störzer

Gutachter gehen von 100 Millionen Euro Kosten aus. Landkreis muss wohl die Hälfte zahlen.

Kreis Freudenstadt - Jetzt sind die Zahlen auf dem Tisch: Nach insgesamt 17 Aufsichtsratssitzungen wurdenam Montag im Kreistag die Neubaupläne für das Krankenhaus vorgestellt.

 Landrat Klaus Michael Rückert erklärte zu Beginn: "Ich spüre die Verantwortung, die wir bei dieser Entscheidung tragen. Doch wir dürfen vor der Verantwortung, die wir haben, nicht zurückschrecken."

Ralf Heimbach, Geschäftsführer der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH (KLF), extern engagiert vom Unternehmen EconoMedic, stellte gestern drei Umbaukonzepte vor. Die Generalsanierung des Krankenhauses würde 100 Millionen Euro kosten – Bauzeit: 13 Jahre!

Der Neubau auf der grünen Wiese liegt bei 106,78 Millionen Euro. Der Teilneubau vor dem jetzigen MVZ-Bau liegt bei 98 Millionen Euro und würde sechseinhalb Jahre Bauzeit brauchen.

Und diese letzte Variante ist auch die, die die Experten empfehlen. Der Landkreis hatte neben den unabhängigen Gutachtern von Teamplan aus Tübingen auch noch ein weiteres Gutachter-Team von Drees & Sommer analysieren lassen. Beide kommen zu diesem Ergebnis. Auch die noch amtierende Sozialministerin Karin Altpeter (SPD) hatte sich für den Teilneubau ausgesprochen. Das würde bedeuten, dass der Landkreis (und damit die Kommunen über die Kreisumlage) gut 50 Millionen Euro der Baukosten tragen müsste. Den Rest würde das Land Baden-Württemberg tragen. Vorteil dieser Variante laut Rückert und Heimbach: Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) und der Hubschrauberlandeplatz könnten am bisherigen Standort erhalten bleiben.

Anbindung an die Bundesstraße soll Fahrtzeiten verkürzen

Auch wenn die Variante Teilneubau klar favorisiert wird, sagt Rückert: "Diese Finanzierungssumme wäre für uns hart." Doch es müsse etwas geschehen. Nicht zu handeln und alles beim Alten zu belassen, sei keine Alternative.

Die Stadt Freudenstadt habe zugesagt, die Anbindung des jetzigen Krankenhausstandorts über die Bundesstraße zu leisten. Dadurch würden sich die Fahrtzeiten deutlich verringern. Gerade aus der Raumschaft Horb gibt es immer wieder Klagen, dass der Fahrtweg ins Krankenhaus nach Freudenstadt zu lang sei.

Auch die Nachnutzung des bisherigen Gebäudes ist bereits Thema. Landrat Rückert erklärt, dass man schon einmal geprüft habe, ob man das alte Krankenhaus dann abreißt und dort die Kreisverwaltung konzentriert. Rückert: "Nach den jetzt vorliegenden Plänen hätte man den Neubau 2021 so weit, dass große Teile des jetzigen Krankenhauses ungenutzt wären. Derzeit haben wir fünf Standorte der Kreisverwaltung in Freudenstadt. Wir haben mal rechnen lassen, was der Umzug und Umbau der alten Räumlichkeiten kosten würde. Das wäre nicht wirtschaftlich." Die andere Variante – Abriss der alten Gebäude und Neubau eines kostengünstigen Verwaltungssitzes, habe man laut Rückert noch nicht gerechnet. Der Landrat: "Wir müssten uns dann Gedanken über die Folgekosten machen. Selbstverständlich wäre das nur eine Option, wenn das wirtschaftlich wäre. Wenn wir also unsere vier vorhandenen eigenen Standorte verkaufen könnten. Das ist eine Thematik, die man zügig angehen sollte." Die Standorte der Kreisverwaltung in Horb seien von diesen Überlegungen aber ausgeschlossen, so Rückert.

Geschäftsführer Heimbach rät von Privatisierung ab

Geschäftsführer Heimbach machte auch noch deutlich, dass er von einer Privatisierung der KLF abraten würde, obwohl er an anderen Orten bereits 14 Privatisierungen durchgeführt habe. "Das wäre aktuell nur mit hohen Verlusten für den Landkreis möglich." Ein Teilneubau wäre auch in Sachen Privatisierung später vorteilhaft, falls man sich irgendwann einmal zu diesem Schritt entschließen würde oder müsste. Denn dann habe man größere Erlöschancen.

Außerdem machte er klar, dass mit einer Privatisierung die Geburtsklinik und die Kinderklinik in Gefahr seien. Auch der Standort Horb würde dann wohl in Frage gestellt werden. Apropos Horb. Hier erklärte der Geschäftsführer, dass rein rechnerisch gesehen dieser Standort ein Problem sei. "Die KLF wird durch den Standort Horb jährlich mit 2,5 Millionen Euro belastet. Tendenz steigend auf zirka drei Millionen Euro." An die Kreisräte gerichtet, sagte er: "Sie haben sich ja hier in großer Mehrheit für den Standort Horb entschieden." Eine eigene Position zum Standort Horb war von ihm gestern nicht zu hören.

Neu: Die Finanzierung des Neubaus soll in Zukunft nicht über die Defizit-Abdeckung wie bisher laufen. Der Landkreis soll einen 50-Millionen- Euro-Kredit aufnehmen und davon seinen Anteil bezahlen. Laut Berechnungen von Heimbach soll das den Landkreis im Jahr 2021 3,4 Millionen Euro kosten. Diese Summe sinkt dann auf 1,7 Millionen Euro im Jahr 2050.

Gestern wurde noch keine Entscheidung vom Kreistag getroffen. Doch wie geht es weiter? Am 30. Mai soll es eine Bürger-Informationsveranstaltung im Großen Kursaal geben. Die Abstimmung soll Mitte Juli sein.