Foto: Alexandra Feinler

Angenommen werden Hochwasser und ein Verkehrsunfall mit Ammoniak-Ausstoß und Ölaustritt in der Erzgrube. Mit Video

Kreis Freudenstadt -  "Auerhahn" hieß die Katastrophenschutz-Vollübung des Landkreises am Samstag in Freudenstadt. An sieben Standorten trainierten rund 1300 Hilfs-und Rettungskräfte mit 200 Einsatzfahrzeugen den Ernstfall.

Freudenstadt. Schwerpunkt war die Zusammenarbeit auf allen Katastrohenschutz-Ebenen. Alle Hilfs- und Rettungsorganisationen wie Feuerwehr, Rotes Kreuz, DLRG, Malteser, Rettungshundestaffel, Bergwacht, Polizei, THW, Bundeswehr-KVK und Gründler-Stiftung waren eingebunden. Weitere Besatzungen von 26 LF- KatS (Löschfahrzeuge Katastrophenschutz) des Regierungsbezirks waren dabei. Alarmierungs- und Arbeitsabläufe der Krisenorganisationen wurden durchgespielt.

Größtes Aufgebot an Kräften im Landkreis überhaupt

Dazu wurde der Führungs- und Verwaltungsstab des Landkreises einberufen, dem Einspielungen der teilnehmenden Organisationen ein möglichst genaues Lagebild brachten. Ziel der Übung war es, auf Großschadensereignisse mit seinen Folgen überlegt, zweckmäßig und in angemessener Zeit zu reagieren. "Für den Landkreis und Regierungsbezirk war es die größte Übung, die in dieser Form angesetzt wurde", informierte der erste Landesbeamte Reiner Geiser zur Begrüßung im Foyer des Landratsamt.

Als Beobachter mit dabei waren unter anderem Kreisbrandmeister Frank Jahraus, der Landtagsabgeordneten Norbert Beck, Polizeioberrat Gerold Schumacher vom Polizeirevier Freudenstadt sowie die Bürgermeister, deren Vertreter und Ortsvorsteher aus Bad Rippoldsau-Schapbach, Baiersbronn, Eutingen, Freudenstadt, Schopfloch, Seewald, Waldachtal und Mühringen, ferner Regierungsvizepräsidentin Gabriela Mühlstädt Grimm, der Sachbearbeiter für den Katastrophenschutz, Alexander Johmann-Vonier, und vom Regierungspräsidium Freiburg Willy Waldmann, der Sachbearbeiter Nato-Pipeline. Die Landesfeuerwehrschule in Bruchsal nahm mit Martin Reiter teil, wie auch Vertreter einzelner Berufsfeuerwehren.

Zur Großübung verwandelte sich das Landratsamt in eine Schaltzentrale. Im großen Sitzungssaal der Behörde war der Verwaltungsbereich (VB 2) angesiedelt, im Erdgeschoss tagte der Führungsstab. "Hier drinnen wird entschieden, was zu tun ist", erläuterte Jahraus beim Rundgang durchs Haus. " Jeder hat hier seine Aufgabe, jeder weiß, was er zu tun hat."

Mit dem Bus der Feuerwehr Pforzheim machten sich die Gäste zur Rundtour durch den Landkreis auf, um Szenarien in Baiersbronn, Seewald, Wörnersberg und Horb-Mühringen zu verfolgen. Lagen von Hochwasser (Alpirsbach, Baiersbronn, Horb-Mühringen), Waldbrand (Bad- Rippoldsau-Schapbach), Gefahrgutlage (Freudenstadt, Seewald Erzgrube) und einer Tierseuche (Wörnersberg) wurden realistisch durchgespielt. Neben der Hochwasserlage in Alpirsbach drohte im Reichenbachtal (Klosterreichenbach) ein Dammbruch. Ein Blitz hatte der Idee zufolge bei Bad Rippoldsau einen Waldbrand entfacht. Zehn Personen mussten gesucht werden, ebenfalls eine vom Feuer eingeschlossene Forstmaschine.

Im Freudenstädter Baubetriebshof kam es zum Verkehrsunfall, wobei Ammoniak austrat. Bei der Gefahrenlage in Seewald (Erzgrube) hatte ein Frontlader die Kammer eines Tanklastzugs aufgerissen. Beim Errichten der zwei Ölsperren fiel dem Szenario zufolge ein Mann aus dem Boot, ein Lieferwagen-Dummy rollte in den See. Auf dem Parkplatz P3 geriet ein Wohnmobil in Brand.

Wie im Katastrophen-Film kam man sich in Wörnersberg auf dem Hof der Familie Kalmbach vor. Hier wurde der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche durchgespielt. In blauen Schutzanzügen untersuchte die "Task Force Tierseuchenbekämpfung" aus Tübingen Proben. Eine Fahrzeug- –und Desinfektionsschleuse wurde aufgebaut. Real war die Lage auch in Mühringen, wo die Eyach immer wieder mit Hochwasser von bis zu 4,30 Meter für große Schäden sorgte.

Zum Abschluss der Großübung berichtete Stadtbrandmeister Florian Möhrle, dass der Führungsstab gut funktionierte. Erkenntnisse der Übung und Übungsbeobachtern werden nun aufgearbeitet. Für Reiner Geiser war es "sehr beeindruckend", wie viele Menschen ehrenamtlich tätig waren.