Werbung wollen die Verantwortlichen künftig intensiver betreiben. Foto: Störzer

Rückgang der Teilnehmerzahlen. Flüchtlinge nutzen Deutschkurse. Vorträge per Live-Stream.

Kreis Freudenstadt - "Ich denke der Boom der Volkshochschule ist vorbei. Die Bereitschaft, sich weiterzubilden oder Neues kennenzulernen, ist bei den Jüngeren gering", mutmaßte Kreisrätin Bärbel Altendorf-Jehle bei der jüngsten Sitzung des Verwaltungs- und Sozialausschusses.

Die Kreisvolkshochschule Freudenstadt musste auch im vergangenen Jahr wieder einen Rückgang der Teilnehmerzahlen verzeichnen, meldet jedoch gleichzeitig eine Steigerung der Personalkosten. Auf die Frage von Oberbürgermeister Julian Osswald, womit sich das erklären lasse, übte sich Sascha Falk, Direktor der Kreisvolkshochschule Freudenstadt, in Erklärungsversuchen. "Das beunruhigt uns auch", gestand er. "Es sind Aufgaben hinzugekommen, die personalintensiver sind", lenkte Landrat Klaus Michael Rückert ein. Doch damit ließ sich Osswald nicht abspeisen. Er verlangte eine Aufschlüsselung. Durch Krankheit habe es 2015 zwei Ausfälle gegeben, so Falk. Wenn zwei Personen von zehn wegfielen, dann merke man das, stellte Falk bei der Darstellung des Jahresberichts 2015 fest.

Bei Einzelveranstaltungen, also Vorträgen, sowie bei Veranstaltungen für Senioren gebe es einen großen Rückgang. Im Gesundheitsbereich fielen laut Falk beliebte Lehrkräfte weg, woraufhin die Nachfrage in diesem Bereich gesunken sei. Ebenfalls sei der Berufsbereich nicht mehr so gefragt, da der Arbeitsmarkt derzeit sehr gut stehe. "Die Leute sind beschäftigt und haben es nicht nötig, berufsqualifizierende Angebote wahrzunehmen", lautete Falks Erklärung.

Demgegenüber konnte im Bereich der politischen Bildung ein leichter Zuwachs verzeichnet werden. Auch Crashkurse für Mathe seien äußerst gefragt. "Hier stecken meist die Eltern dahinter", so Falk. Die würden ihre Kinder dazu bringen, sich anzumelden. Warum diese Altersgruppe sonst nicht übermäßig vertreten ist, erklärt Falk damit, dass die 14- bis 20-Jährigen schulisch ausgelastet seien und danach oft den Landkreis verlassen, um zum Beispiel zu studieren. "Aber die Online-Vorträge per Live-Stream werden sehr gut angenommen."

Das Augenmerk liege nun überwiegend auf der Werbung, die intensiver betrieben werden solle. Ein Werbe-Mix aus Heft, Homepage, Facebook, Online-Pressewerbung, Erinnerungsmails und Newsletter solle die Teilnehmer ansprechen und sie für die Kurse gewinnen. "2016 sind wir personell wieder voll besetzt", zeigte sich Falk motiviert. Die große Herausforderung im Jahr 2015 waren auch für die Kreisvolkshochschule die Flüchtlinge und hierbei eben speziell das Stillen der Nachfrage an Integrations- und Deutschkursen. "Der Zulauf ist groß."

Auch 2016 und 2017 werde das Thema die Kreisvolkshochschule beschäftigen. Kreisrat Klaas Klaassen erfragte die Abbrecherquote bei Deutschkursen. Diese liegt laut Falk bei rund drei von 18 Personen. Geeignete Lehrkräfte zu finden, sei hierbei das größte Problem. Im ländlichen Raum seien Deutschlehrkräfte nicht zu dicht gesät. Eine Festanstellung bei einer Schule zögen viele vor. "Viele Leute sind motiviert zu helfen, können aber vielleicht nur zweimal die Woche", meinte Falk. "Je mehr Lehrkräfte, desto schwieriger wird es." Es sei daher besser, wenn nur eine Person eine Gruppe unterrichte.