Feldbett an Feldbett steht in der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Ergenzingen. Der stetige Zustrom von Menschen stellt auch die Landkreisverwaltung in Freudenstadt vor Probleme. Sie muss mehr Stellen schaffen. Foto: Hopp

Kreistag soll in Abständen über Aufstockung entscheiden. Im nächsten Jahr vermutlich mehr als 39 zusätzliche Kräfte notwendig.

Kreis Freudenstadt - Da kann der Landkreis wohl nicht sparen. Durch die steigenden Flüchtlingszahlen braucht die untere Aufnahmebehörde wesentlich mehr Stellen.

Landrat Klaus Michael Rückert in der jüngsten Kreistagssitzung: »Wir haben eine explosionsartige Vermehrung der Aufgaben. Im Bereich der Haushaltsklarheit und -wahrheit haben wir diese Vorlage erstellt, um dem wachsenden Personalbedarf nachzukommen.« Schon zum 1. Dezember, so rechnet das Landratsamt vor, gibt es 11,8 Stellen zu wenig. Dabei bezieht man sich auf die Berechnungen der Beratungsfirma Imaka. Nehme man die Zahl von 170 neuen Flüchtlingen pro Monat, brauche man, so das Landratsamt, insgesamt 39 Stellen im nächsten Jahr mehr.

Auch im Jugendamt, Ordnungsamt und in der Finanzverwaltung warten mehr Aufgaben. Diese sollen aber über Mehrarbeit ausgeglichen werden. Rückerts Vorschlag: »Wir sollten die Stellen ab April mit einem Sperrvermerk versehen. Je nach Flüchtlingszahl sollte immer wieder neu diskutiert werden, wie viele von den jetzt prognostizierten Stellen freigegeben werden.« Das sieht das Landrat als eine »Balance der Anforderungen, die möglicherweise kommen können. Als Verwaltung wollen wir nicht über das Ziel hinausschießen.«

Grünen-Kreisrat Wolf Hoffmann wollte wissen, ob man bei diesen Quartalsentscheidungen überhaupt die Chance sehe, noch Fachkräfte zu bekommen. Rückert gab zu, dass das immer schwieriger werde. Wenigstens würden die Mehrkosten für die Stellen durch die Zuweisungen des Landes ausgeglichen.

Kreisrat Julian Osswald (CDU): »Ich bitte für 2016 um eine überschlägige Berechnung, ob die jetzt zugesagten 670 Euro pro Monat und Flüchtling auskömmlich sind in der Gesamtschau der jetzt beantragten Stellen.« Kreisrat Ernst Wolff (FDP): »Derzeit planen wir mit 170 Flüchtlingen pro Monat. Wir müssen aber auch etwas für 300 neue Flüchtlinge in Petto haben.« Der Landrat: »Das jetzt vorgeschlagene neue Personal reicht maximal ein halbes Jahr, Wenn 300 neue Flüchtlinge pro Monat kommen. Falls das so wird, müssen wir einen Nachtragshaushalt aufstellen.«

Bärbel Altendorf-Jehle (Frauenliste): »Wir haben ja eine Kaserne im Landkreis. Warum kommen da keine Flüchtlinge unter?« Landrat Rückert verwies auf ein Interview im Schwarzwälder Boten, in dem Oberbürgermeister und Kreisrat Peter Rosenberger erklärt hatte, dass man die Kaserne unter anderem deshalb nicht vorsehe, weil man dort kein Ghetto schaffen wolle. Der Landrat: »Die Stadt bietet uns Alternativen an.« Peter Rosenberger (CDU): »Ich bin verwundert über diese Anfrage. Wir haben dort fünf große Gebäude. Eins davon ist am Markt, drei sind in fester Vermarktung. Wir sind an dieser Stelle schon zu weit.«

Landrat Rückert: »Ich baue darauf, dass uns die Stadt Horb an anderer Stelle unterstützt und eine erkleckliche Zahl an Asylbewerbern unterbringen kann.« Kreisrat Adolf Megnin (CDU) sprach die Befürchtung aus, dass es durch die Einführung der Gesundheitskarte für Asylbewerber zu einer »Konkurrenz zwischen Flüchtlingen und deutschen Patienten« kommen kann. Landrat Rückert: »Ich will das Thema nicht kleinreden. Aber ich bin im Gespräch mit der Kreisärzteschaft.«