Lernen mit Tablets gehört künftig vielleicht auch in der Heinrich-Schickhardt-Schule zum Unterrichstalltag. Foto: Dedert Foto: Schwarzwälder-Bote

Kreistag sagt Ja zu möglichen Schulversuch mit neuen Medien an Heinrich-Schickhardt-Schule in Freudenstadt. Land übernimmt Kosten.

Kreis Freudenstadt - Einmal Tablets für alle, bitte: Drei Klassen der Heinrich-Schickhardt-Schule in Freudenstadt werden vielleicht bald auf Kosten des Landes Baden-Württemberg mit Tablet-Computern ausgestattet. Die Schule will spätestens ab dem Schuljahr 2016/17 Teil eines landesweiten Schulversuchs sein.

Die Bewerbung beim Kultusministerium läuft, eine Entscheidung erwartet die Schulleitung bis kommenden Montag. Schafft es die Heinrich-Schickhardt-Schule, in den Schulversuch aufgenommen zu werden, finanziert das Land die Multimedia-Ausstattung für drei aufeinanderfolgende Klassen mit insgesamt 45 .000 Euro. Schulleiter Peter Stumpp geht davon aus, dass dieses Geld ausreicht: Drei Klassen à 30 Tablets für im Schnitt je 500 Euro, so seine Rechnung, sind genau 45.000 Euro. Der Versuch wird wissenschaftlich begleitet. Das Land will herausfinden, welchen Zusatznutzen die Verwendung von Tablets im Unterricht an beruflichen Gymnasien hat, und ob Schüler damit einfacher und besser lernen. Eine erste Evaluation findet nach drei Jahren statt, eine letzte nach fünf Jahren, wenn die dritte Tablet-Klasse beim Abitur angekommen ist.

Im Regierungspräsidium Karlsruhe werden ein oder zwei berufliche Schulen ausgewählt. "Ob wir das sind, steht noch in den Sternen", sagt Stumpp. Seiner Information nach hat sich auch die berufliche Schule in Nagold beworben. Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt, dass die Schule, deren Träger der Landkreis ist, im Fall einer Zusage am Versuch teilnehmen darf. Schulleiter Stumpp zählt vor dem Kreistag die Vorteile aus seiner Sicht auf: "Die jungen Leute arbeiten motivierter mit einem Tablet als mit einem Buch." Ein Lehrer könne den Schülern über seinen Zugang zum System jederzeit aufs Arbeitsblatt schauen und individuelle Hilfen geben. Über spezielle Textbearbeitungsprogramme könnten Schüler gleichzeitig an ein und demselben Textdokument arbeiten. Spontanrecherche im Unterricht werde möglich. "Ich sehe eine Chance", sagt Stumpp. Das Kultusministerium wird den Versuchsschulen laut Projektbeschreibung exemplarische Unterrichtssequenzen zukommen lassen, die auf die neuen Geräte auslegt sind. Die Heinrich-Schickhardt-Schule will, falls sie den Schulversuch bekommt, zusätzlich zur Landesförderung noch 50.000 Euro aus ihrem Schulbudget 2015 investieren, um ein WLAN für das Schulgebäude zu installieren.

Eberhard Haug (SPD) will Elektrosmog in der Schule nicht gutheißen und kritisiert den Schulversuch. Die Stadt Freudenstadt gebe viel Geld aus für die Mobilfunkvorsorge, um die Bürger vor übermäßiger Strahlenbelastung zu schützen, und in der Schule solle sie nun durch WLAN erhöht werden? Das passe für ihn nicht zusammen. Landrat Klaus Michael Rückert sagt dazu: "Es ist die Frage, inwiefern man hier mit der Zeit geht." Christoph Enderle (FWV) findet, die Ausstattung mit Tablets mache die Schule attraktiv. "Wenn man nach drei Jahren sagt, das hat keinen Wert, dann kann man es immer noch einstellen." Nach drei Jahren Schulversuch kann der Landkreis entscheiden, ob er das Projekt abbricht oder ab 2018 auf eigene Kosten weiterbetreibt. Sollte das Projekt weiterlaufen, schlägt der Kreis schon jetzt eine geteilte Finanzierung der Tablets vor: 40 Prozent der Kosten könne der Kreis tragen, 60 Prozent die Eltern. Landrat Rückert sagt, angesichts des relativ hohen Preises solcher Geräte müsse man nach den drei Jahren Landesfinanzierung noch diskutieren, was Eltern zumutbar ist.