In Rexingen war der Blitzer direkt vor der Grundschule aufgebaut. Foto: Hopp

In Rexingen hat ein Autofahrer den Vogel gezeigt, runtergeschaltet und Gas gegeben.

Kreis Freudenstadt - Ob beim Blitzmarathon die Polizei und die Kommunen mehr Raser als sonst erwischt haben, wissen wir heute, wenn die offizielle Bilanz vorgestellt wird.

Aber eins wurde gestern schon klar: Mit dem Blitzmarathon haben die Verantwortlichen das Herz der Bürger erobert. Beispiel Freudenstadt, Lauterbadstraße: Dort steht der kommunale Vollzugsangestellte in seinem weißen Mess-Vito. An dem Abzweig bergauf. Lichtschranke und Blitzer sind aufgebaut. Er füllt das Messprotokoll aus. Schwupps – gegen 14.15 Uhr gibt’s das erste Signal vom Laptop: 64 Stundenkilometer, auf dem Beweisfoto ein Horber Kennzeichen.

Daneben steht eine Anwohnerin. Sie erzählt: "Derzeit gibt es Sperrungen. Da versuchen viele, die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Hier wird oft gerast. Dazu kommt, wenn wir mit unserem Auto auf die Lauterbadstraße fahren wollen und im Winter die Spiegel zu sind, ist das ein gefährliches Spiel. Da zittern mir die Knie. Ein Übergang zur anderen Seite für Fußgänger gibt es auch nicht. Das wurde seit Jahren nicht umgesetzt."

Der Vollzugsangestellte sitzt an seinem Messprotokoll. Doch er freut sich offenbar über die Zustimmung. Er sagt: "Wir messen an den Aufregerstellen der Bürger, die uns gemeldet wurden. Und gerade jetzt zum Schulanfang werden wir in den entsprechenden Gebieten besonders aktiv sein."

Wie notwendig das ist, erzählt sein Horber Kollege. Er steht direkt vor der Grundschule in Rexingen. Hier ist Tempo 30. Kinder sind auf dem Schulhof, teilweise auch an der Straße. Er sagt: "Wenn wir hier normalerweise messen, sind immer welche mit 80 dabei. Letztes Jahr haben wir einen Lastwagen erwischt, der bergab mit 72 Stundenkilometern durchgerauscht ist. Durch den in den Medien groß angekündigten Blitzmarathon merkt man schon, dass die Autofahrer insgesamt langsamer unterwegs sind. Doch einer hat mir einen Vogel gezeigt, hat den Gang runtergeschaltet und hat dann voll beschleunigt!" Er baut gerade die Lichtschranke ab und sagt, dass er gut 40 Raser erwischt hat. Anwohner Horst Heinrichs: "Mir bleibt manchmal das Herz stehen, wenn ich das sehe. Die Autofahrer machen sich keine Gedanken. Wenn man bedenkt, um wie viele Meter sich der Bremsweg verlängert, wenn man nur zehn Kilometer pro Stunde über dem Tempolimit fährt. Bei 60 sind das 26 Meter – das ist länger als mein Haus!"

Den Blitzer findet er gut. Die Politik weniger. Heinrichs: "Wir warten hier seit 15 Jahren, dass wir vor der Grundschule endlich eine Ampel kriegen. Aber der Ortschaftsrat ist nicht in der Lage, das gegenüber der sogenannten Verkehrsschau – was immer das ist – durchzusetzen."

Das Fazit der Bürger im Landkreis scheint also zu sein: Blitzermarathon – bitte öfter!

Mehr zum Blitzmarathon auf unserer Themenseite.