Die LBBW ist die einzige Bank im Kreis Freudenstadt, die weniger Dispozins verlangt, als der Bundesdurchschnitt. Ausreißer nach oben gibt es dennoch keine. Während andere Banken bis zu 14,75 Prozent für die Kontoüberziehung verlangen, bleibt der Höchstwert im Kreis Freudenstadt bei 12,25 Prozent. Foto: Weber

Laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest sind Zinsen für Überziehungskredite zu hoch – Gilt das auch für die Region?

Kreis Freudenstadt - Wahrscheinlich hat jeder schon diese unliebsame Bekanntschaft machen müssen: das rote Monatsende auf dem Girokonto. Der Auspuff fällt ab, das Kind fährt mit dem neuen Bobbycar den Flachbildfernseher um, oder das Studentenleben ist doch kostspieliger als nach der Bafögüberweisung vermutet. Das einzige, was einen dann noch vor dem Betteln bewahrt, ist manchmal die eigene Hausbank. Doch rote Zahlen haben ihren Preis. In ihrer kürzlich erschienenen Untersuchung sagt die Stiftung Warentest, dass dieser Preis vor allem auch bei Banken im ländlichen Raum unverschämt hoch sei. Untersucht wurden 1538 Banken im Hinblick auf die Höhe des Überziehungszinssatzes eines Girokontos. Der Durchschnittliche Dispozins lag bei 11,31 Prozent. Angesichts der Tatsache, dass sich Banken bei der Europäischen Zentralbank Geld für 0,5 Prozent Zinsen leihen können, scheint dieser Wert in der Tat außergewöhnlich hoch zu sein.

Dispo-Durschnitt liegt im Kreis bei 11,94 Prozent

Die Stiftung Warentest richtett in ihrer Untersuchung noch einen zweiten Vorwurf an die Banken: mangelnde Transparenz bei den Preisen. Von den mehr als 1500 untersuchten Instituten waren nur 413 bereit, direkt Auskunft über ihre Preise zu geben. Bei 600 Instituten wurden Tester eingesetzt, die sich vor Ort ein Bild machten. Die Stiftung schließt daraus, dass die Banken bewusst versuchen, die Vergleichbarkeit von Dispozinsen einzuschränken.

Aber wie sieht es bei den Banken in der Region aus? Der Schwarzwälder Bote hat sich die Höhe der Dispozinsen im Kreis Freudenstadt einmal näher angeschaut.

Das Ergebnis: Neun der zehn Banken liegen über dem durchschnittlichen Zinssatz von 11,31 Prozent. Im Kreis liegt der Durchschnittswert bei 11,94 Prozent, fast 0,7 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt.

Mit 11,5 Prozent ist die Kreissparkasse Freudenstadt noch die günstigste regionale Bank im Kreis (LBBW: 11,3 Prozent). Dicht gefolgt von der Volksbank Horb-Freudenstadt mit 11,7 Prozent Dispozins. Am Negativende befindet sich eine überregionale Bank mit Filiale in Freudenstadt: Die Postbank verlangt von ihren Kunden 12,3 Prozent bei Überziehung des Kontos.

Was aber noch weit unter dem maximalen Zinssatz von 14,75 Prozent liegt, der bei der Volksbank Feldatal in Hessen festgestellt wurde. Oft wird der Dispozins von den Banken als "eingeräumte Überziehung" betitelt. Macht man über diese Grenze hinaus weitere Schulden, wird es noch teurer. Hier reicht der Zinssatz bis zu 17,4 Prozent (Commerzbank für das 0 Euro Konto).

Dennoch gibt es positive Tendenzen: Sieben der zehn Banken im Kreis haben ihre Zinsen zum Vorjahr gesenkt und zwar um durchschnittlich 0,39 Prozent.

Jochen Gaiser ist Pressesprecher der Kreissparkasse Freudenstadt, er erklärt die Höhe der Dispozinsen mit einer Metapher: "Wenn man Kredite mit Verkehrsmitteln vergleicht ist der Dispo das Taxi." Schnell zur Verfügung, und eigentlich nur für kurze Strecken geeignet.

Jochen Gaiser: "Die Spielräume sind begrenzt."

Auch die Spielräume zur Zinssenkung sind laut seiner Aussage begrenzt: "Der Dispozins ist seit dem Jahr 2010 an den Referenzzinssatz ›Euribor 3 Monate‹ gekoppelt." (Anmerkung der Red.: Derzeit bei 0,224 Prozent) Deswegen habe man bei Zinsveränderungen nur begrenzten Spielraum, da man nur zum Ende des Quartals anpassen könne. Außerdem liege die Nutzung des Dispos bei den Kunden nur bei zehn Prozent, die Bank müsste aber in ihrer Risikobewertung den gesamten Betrag ansetzen.

Dennoch haben andere Banken in der Region deutlich niedrigere Zinssätze. So zum Beispiel die Volksbank Nagoldtal mit 9,9 Prozent, die ihren Zins im Vergleich zum Jahr 2012 um 2,35 Prozent zurückgefahren hat. Hierzu sagt Gaiser: "Die Banken haben verschiedene Gewinnmargen." Er räumt ein, dass derzeit Überlegungen im Raum stehen, ob man diese Marge auch bei der Kreissparkasse Freudenstadt ab 1. September nicht etwas zurückfährt.

Zur Transparenzdiskussion merkt er an: "Wir haben der Stiftung Warentest sofort alle Informationen zur Verfügung gestellt." Dennoch sucht man eine Preisdarstellung von Dispozinsen auf der Webseite vergebens. Gaiser: "Die Kreissparkasse ist eine regionale Bank und will für Kunden aus der Region da sein." Deshalb fände man die Dispo-Konditionen auch nur in den Filialen. Doch auch hier gebe es laut Gaiser Bestrebungen, das Online-Angebot auszuweiten.

Banker sind auf die Stiftung Warentest nicht gut zu sprechen

Einen Schritt weiter ist da die Raiffeisenbank in Horb (derzeit bei 12 Prozent). Auf ihrer Webseite kann man den Preisaushang unter Service als PDF herunterladen. Was das Thema Transparenz angeht wird auch hier mit offenen Karten gespielt. Vorstand Burkhard Hellstern: "Wir haben unsere Konditionen in den vergangenen Jahren immer offengelegt und Zinssenkungen weitergegeben."

Die hohen Dispozinsen erklärt er unter anderem mit dem Aufwand der Bank, die nötige Liquidität vorhalten zu müssen. Außerdem sei das Ausfallrisiko bei Überziehungskrediten größer. Dem pflichtet auch Reinhold Haschka, Vorstandsmitglied der Volksbank Horb-Freudenstadt, bei: "Die kalkulatorischen Kosten sind bei Dispo-Krediten höher, weil es häufiger zu Ausfällen kommt." Was den Vorwurf des niedrigen Leitzinses der EZB angeht meint er: "Wir arbeiten gar nicht mit EZB-Geld, sondern sind fast ausschließlich mit Kundengeld finanziert."

Auf die Stiftung Warentest ist er nicht gut zu sprechen: "Die Art, wie die Stiftung Warentest ihre Erhebungen macht, finde ich nicht in Ordnung. Man bekommt eine Mail, in der steht wir brauchen diese und diese Unterlagen, und dann zack zack zack." Aus diesem Grund hätte die Bank nicht mit der Stiftung kooperiert. Die Daten zu Konditionen sind allerdings auch bei der Volksbank Horb-Freudenstadt online einsehbar.