Der Rettungsdienst stößt im Landkreis an seine Grenzen. Foto: Gewa

Fraktion will sich dafür einsetzen einsetzen. DRK ist skeptisch, ob sich Ärzte finden. Zahl der Einsätze drastisch gestiegen.

Freudenstadt - Muss der Patient im Notfall Angst haben, dass der Notarzt zu spät kommt? Die CDU-Kreistagsfraktion ging dieser Frage beim Besuch der Rettungsleitstelle des DRK in Freudenstadt nach, die die Notarzt- und Rettungswagen für den gesamen Landkreis koordiniert.

Der Schock kam vergangene Woche: Obwohl 2013 ein Rettungsteam von Pfalzgrafenweiler nach Baiersbronn verlegt worden war, sank die Quote der Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfrist. Und das, obwohl mit der neuen Struktur eine Verbesserung einhergehen sollte. So jedenfalls wurde damals argumentiert.

Für CDU-Kreisrat Michael Laschinger ist klar: "Mir ist Wurscht, wieviel Geld ein zusätzlicher Notarzt und Rettungswagen kosten. Die Bevölkerung hat einen Anspruch darauf, dass man das verbessert." Fraktionschef Heinz Hornberger formulierte etwas vorsichtiger: "Wenn es finanzierbar ist, sollte man einen neuen Notarzt- und Rettungswagen-Standort einrichten. Wir wünschen uns diese Verbesserung."

Was stimmt nun? Wie sicher kann ich als Patient im Notfall sein, dass der Notarzt im Landkreis fix vor Ort ist?

Roland Heller ist Leiter der DRK-Leitstelle. Er sagt: "Durch die Rochaden sind die Optimierungsgrenzen im Landkreis erreicht. Wenn man wesentliche Verbesserungen haben möchte, dann muss ein vierter Standort her. Dieser weitere Notarzt-Standort bringt aber Probleme, das ärztliche Personal zu generieren." Kreisrat Laschinger schlug vor, analog zum Horber Modell zu versuchen, niedergelassene Ärzte zu einer Notfall-Ausbildung zu bewegen, um im Rendezvous-System ihn dazuholen zu können, wenn wirklich "Not am Patienten" ist.

Laut Heller gibt es das schon in Alpirsbach: "Peter Stoll in Alpirsbach hat sich bereiterklärt, das zu machen. Das funktioniert sehr gut und hilft den Notfall-Patienten. Auf die Hilfsfristen-Quote hat das aber keinen Einfluss, weil er die Einsätze allein fährt."

Heller befürchtet, dass durch den zu befürchtenden Rückgang der Versorgung des Landkreises mit niedergelassenen Ärzten dieses Modell für Ärzte, die allein praktizieren, schlecht machbar sei: "Dabei ist man sechs bis sieben Stunden weg aus der Praxis." Doch wie ist es zu erklären, dass es der Rettungsdienst nicht schafft, die Hilfsfrist - innerhalb von 15 Minuten am Rettungsort - nicht in den gesetzlich vorgeschriebenen 95 Prozent aller Fälle zu erreichen, sondern nur in knapp 88 Prozent aller Fälle?

In 500 Fällen konnte Hilfsfrist nicht eingehalten werden

Heller: "Ein Grund ist sicherlich, dass die Zahl der Einsätze drastisch gestiegen ist. Als ich 1992 angefangen habe, waren es 8500 im Landkreis. Inzwischen waren es 2013 gut 25 000 Einsätze. Davon waren gut 3000 Notfall-Einsätze. Insgesamt gibt es gut 500 Notfalleinsätze, in der die Frist von 15 Minuten entweder vom Notarzt oder vom Rettungswagen nicht eingehhalten wird."

Gibt es bestimmte Teile des Landkreises, in denen man "später" gerettet wird? Heller: "Nein. Es sind immer nur kleine Randbereiche."

Wie schnell ist der Notarzt in der Raumschaft Horb? Heller: "Sehr schnell. Wir haben das evaluiert. Weil das Krankenhaus Horb nicht mehr angefahren werden muss, hat sich die durchschnittliche Einsatzzeit dort um zehn Minuten verringert. Und: Leichtere Fälle bringen wir zu Peter Olinczuk, das hilft uns sehr." Wie langsam sind Notarzt und Rettungswagen im Rest des Landkreises? Heller: "In 95 Prozent aller Fälle sind Notarzt und Rettungswagen in 15 Minuten und 22 Sekunden vor Ort."

Muss der Notfall-Patient im Landkreis mehr Angst als beispielsweise in Stuttgart haben?

Heller: "Nein. Mal drastisch gesagt: Wenn ich morgen mit einem Kreislaufkollaps zusammenbreche, muss innerhalb von wenigen Minuten etwas passieren, sonst bin ich tot. Deshalb werden flächendeckend bei Notfällen die DRK-Mitarbeiter in der jeweiligen Ortschaft alarmiert, die innerhalb von fünf Minuten vor Ort sind. Mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung können sie den Patienten am Leben erhalten, bis Notarzt und Rettungswagen kommen. Diese DRK-Helfer gibt es in jeder Ortschaft."

Frank Klink, Leiter des Rettungsdiensts des DRK Freudenstadt: "Unsere Rettungswagen sind sowohl von der Ausstattung her als auch vom Personal überdurchschnittlich gut ausgestattet. Mit mehr Medikamenten, mehr Rettungsgerät. Die EKG-Daten können direkt in die Klinik per Funk übertragen werden. Der Landkreis Freudenstadt ist keine Rettungsdienst-Wüste - im Gegenteil."