Peter Schäfer (links) vom Landratsamt und Landwirt Martin Blaich betrachten das, was das Wetter mit einem Feld von Blaich in den vergangenen Tagen angestellt hat. Foto: Bernklau

Genervter Blick geht gen Himmel: Mit jedem Tag sinkt Qualität und Gewinn der Getreide-Ernte.

Kreis Calw - Peter Schäfer kennt die Landwirte im Kreis Calw ziemlich gut. "Eigentlich klagen die nie über das Wetter", weiß der Mann vom Landratsamt. "Aber derzeit geht ihnen der ganze Regen echt auf die Nerven." Und an den Geldbeutel. Der Regen ist in diesem Sommer ein regelmäßiger Gast in der Region. Alle paar Tage zieht ein kräftiger Schauer oder gar ein Unwetter über den Kreis Calw. Ein paar sonnige und trockene Tage am Stück wie es sich für einen Sommer eigentlich gehört? Fehlanzeige. Dabei könnten nicht nur Freibäder und Tourismuseinrichtungen ein paar sonnige Tage am Stück gut gebrauchen.

Auch die 400 Landwirte im Kreis Calw, die auf gut 8000 Hektar Fläche Getreide anbauen, sehnen eine solche Phase herbei. Und das nicht nur, weil der teils mit starkem Wind gepaarte Regen immer wieder so manche Getreidefläche zu Boden drückt, sondern weil das Korn schlicht und ergreifend reif ist und geerntet werden sollte. Am besten bei trockener Witterung. "Fünf trockene Tage am Stück würden da schon richtig helfen", sagt Martin Blaich, der seinen Hof in der Nähe von Calw-Stammheim hat. Doch den Gefallen tut das Wetter den Landwirten derzeit nicht.

Nach Informationen von Peter Schäfer, dem für die Landwirtschaft zuständigen Mann im Calwer Landratsamt, steht derzeit noch gut ein Drittel des im Kreis angebauten Getreides auf den Feldern. Und jeder Tag, an dem es nicht geerntet werden kann, bringt den Landwirten Einbußen.

Schon jetzt sind 20 Prozent des auf den Feldern verbliebenen Getreides nicht mehr in Ordnung. Bei den verbliebenen 80 Prozent sinkt auch angesichts der Feuchtigkeit die Qualität des aus dem Getreide gewonnenen Korns. Und eine schlechtere Qualität hat zur Folge, dass sie für ihr Produkt weniger Geld bekommen – "und das bei ohnehin deutlich gefallenen Getreidepreisen", wie Peter Schäfer anmerkt.

Und wenn ein Bauer ungeachtet der Feuchtigkeit trotzdem erntet, muss er mit Zusatzkosten für das Trocknen der Ernte rechnen, die auch noch einmal kräftig ins Kontor schlagen. Da sind schon mal Verluste im zweistelligen Prozentbereich drin. "Da ist dann ein Landwirtschaftsbetrieb schnell mal im Bereich, in dem er keine Kostendeckung mehr erreichen kann", berichtet der Landwirtschaftsexperte. Angesichts dessen wundert es nicht, dass die Landwirte, vor allem jene, die ausschließlich auf Getreide setzen, derzeit alle paar Stunden genervt zum Himmel schauen, ob nicht der nächste Schauer heranzieht oder ob sie nicht doch noch für ein paar Stunden aufs Feld fahren und wenigstens einen Teil des Getreides einbringen können.

Nicht anders geht es da Martin Blaich, der für diesen Nachmittag auch die Maschine zur Ernte geordert hat. Ob er tatsächlich ans Werk gehen kann, weiß er nicht. Immerhin ziehen schon wieder ein paar Wolken auf. Doch er gibt sich gelassen. Das liegt zunächst daran, dass er nicht ausschließlich auf das Getreide angewiesen ist, hat er doch eine große Zahl an Vieh in seinen Ställen.

Doch auch sonst will er nicht allzu sehr klagen, mahnt immer wieder, nicht schwarz zu malen. "Es gibt immer wieder Phasen im Jahr, die laufen wettermäßig nicht optimal", sagt der Mann, der auf diesem Sektor in der Vergangenheit schon so Manches erlebt hat. Und so ist er sich – Regen hin oder her – sicher: "Über die Jahre hinweg gleicht sich das mit dem Wetter irgendwie aus."