Im Kreis Calw wurden 2015 mehr als 3000 Verkehrsunfälle polizeilich aufgenommen. Nicht immer ging es so glimpflich ab wie in diesem Fall nahe Nagold. Foto: Bernklau

Im Kreis sterben viele Gurtmuffel. Vor allem ältere Autofahrer nehmen es mit Sicherheit nicht so genau.

Kreis Calw/Karlsruhe - Die Zahlen alarmieren das Polizeipräsidium Karlsruhe (PPKa): Von acht Verkehrstoten, die im Jahr 2015 im Kreis Calw starben, trugen vier keinen Sicherheitsgurt.

Für Roland Ley, Vizepräsident des PPKa, der gestern im Rahmen einer Pressekonferenz die Zahlen vortrug, eine hervorstechende und bedenkliche Entwicklung.

Zumal sie aus Sicht der Ordnungskräfte speziell im Kreis Calw mit einer zweiten – ebenfalls besorgniserregenden – Entwicklung korreliere: Denn bei der Entwicklung der Unfälle unter Alkoholeinfluss, die insgesamt im Bereich des PPKa rückläufig seien, gebe es in Calw einen signifikanten "Ausreißer". Hier stand insgesamt in 73 Fällen mindestens ein Unfallbeteiligter unter Alkoholeinwirkung, was gegenüber dem Vorjahr (64) einem Anstieg um 14,1 Prozent entspricht – einsamer Rekord in der Verkehrsunfallstatistik des PPKa. Dabei sei es bei insgesamt 33 Verkehrsunfällen (Vorjahr: 24) zu Personenschäden gekommen, wobei insgesamt 17 Personen sogar schwer verletzt – eine Zunahme von dramatischen 54,5 Prozent – und 24 immerhin noch leicht verletzt wurden, was einem Plus von immerhin noch 4,3 Prozent entspricht. Ein alkoholisierter Pkw-Fahrer verunfallte im Kreis Calw zudem tödlich (Vorjahr: 0).

Ley kündigte an, dass wegen dieser Entwicklung die allgemeine Verkehrsüberwachung schwerpunktmäßig nach nicht angeschnallten Verkehrsteilnehmern Ausschau halten werde – gerade auch im Kreis Calw. Wobei das Polizeipräsidium aufgrund der bisherigen Erfahrungswerte auch über eine klares "Täterprofil" verfüge, das entsprechend gezielt kontrolliert werden solle. Denn es seien speziell im Kreis Calw vor allem ältere Verkehrsteilnehmer, die als Gurtmuffel und Alkoholfahrer auffielen. Und im vergangenem Jahr hier verunglückten.

Ältere Verkehrsteilnehmer seien auch jene Gruppe, die überproportional häufig für die Unfallursache "Nummer Eins" verantwortlich gemacht würden – dies allerdings nicht nur im Kreis Calw: Die Missachtung der Vorfahrt führte 2015 die Hitliste der häufigsten Unfallursachen an.

Insgesamt kam es im Bereich des PPKa im vergangenem Jahr zu 36 945 Verkehrsunfällen, was einer Zunahme von drei Prozent oder 1091 Unfällen entspricht. Auch bei diesen Zahlen liegt der Landkreis Calw über dem Schnitt des PPKa: So wurden hier im Jahr 2015 insgesamt 3053 Verkehrsunfälle polizeilich aufgenommen, was einer Zunahme von 222 Unfällen oder einem Plus von 7,8 Prozent gegenüber 2014 (2831) entspricht. Über die Hälfte davon waren allerdings Bagatellunfälle (1690).

Jedoch: Bei 444 Unfällen war Personenschaden zu beklagen, was gegenüber dem Vorjahr (435) hier einen Anstieg von 2,1 Prozent ausmacht. Insgesamt verunglückten bei diesen Unfällen 573 Menschen, was gegenüber dem Vorjahr (583) einen leichten Rückgang um 1,7 Prozent bedeutet. Schwer verletzt wurden 118 Menschen (2014: 125) und 447 Menschen (451) leicht verletzt.

Die Zahl der Getöteten stieg auf acht Personen, nach sieben im Vorjahr. Dabei handelte es sich um sechs Pkw-Fahrer (davon vier nicht angeschnallt), einen verunglückten 74-jährigen Motorradfahrer und einen Radfahrer, der mit seinem Pedelec tödlich verunglückte.

Eine andere Zahl macht den Beamten des PPKa zunehmend Sorgen – und zwar bezogen auf alle Landkreise: Immer häufiger entfernen sich Unfallverursacher unerlaubt vom Unfallort. Genau 7631-mal im abgelaufenen Jahr, was einem Plus von sechs Prozent entspricht. Oder, wie es Vize-Polizeipräsident Ley ausdrückt: "21-mal am Tag begeht hier bei uns jemand Unfallflucht. Das ist eine Sauerei!"