Auf der kurvenreichen B 463, einer der wichtigsten Verkehrsadern des Landkreises Calw, sollen im Zuge eines Modellprojektes zur Förderung der regionalen Wirtschaft drei Überholspuren gebaut werden. Die Kosten übernimmt der Bund. Foto: Fritsch

Kurvenreiche Strecke wird für mehr als 25 Millionen Euro ausgebaut. Überholspuren statt Autofahrer-Frust.

Kreis Calw - Im Kreis Calw mit seinem kurvenreichen Straßennetz durch Flusstäler und über Schwarzwaldhöhen vermissen gestresste Autofahrer vor allem eines: Überholspuren. Das soll sich nun ändern. Dank des jüngsten Coups von Landrat Helmut Riegger (CDU).

Nicht nur Autofahrer werden auf der den Kreis Calw senkrecht durchschneidenden Bundesstraße 463 auf die Geduldsprobe gestellt, weil auf der Strecke durchs Nagoldtal an vielen Stellen ein Überholen nahezu unmöglich ist. Auch die Wirtschaft liegt dem Chef des Calwer Landratsamtes schon seit Jahren mit der Forderung in den Ohren, endlich eine bessere Verkehrsanbindung an das Oberzentrum im Norden zu schaffen. Vor allem auch im Hinblick darauf, dass die Pforzheimer Westtangente demnächst gebaut werden soll.

Riegger, für den die Förderung der heimischen Wirtschaft seit seinem Amtsantritt vor acht Jahren mit ganz oben auf der Agenda steht, arbeitete im Stillen an diesem Projekt. Im Hintergrund hatte er Hans-Joachim Fuchtel, heimischer CDU-Wahlkreisabgeordneter und Staatssekretär, als Unterstützer in der Sache.

Wann der Calwer Landrat in den vergangenen drei Jahren auch immer zu politischen Terminen in Berlin weilte, schaute er im Bundesverkehrsministerium vorbei, um seiner Forderung – dem Ausbau der B 463 – Nachdruck zu verleihen. Dabei ging er nicht den herkömmlichen Verwaltungsweg und meldete das Projekt über den Bundesverkehrswegeplan an, weil damit eine Realisierung aufgrund des jahrelangen Verfahrens wahrscheinlich in weite Ferne gerückt wäre. Stattdessen überzeugte er die Ministerialen an der Spree mit dem Argument, dass gerade ein ländlicher Kreis wie der seinige einer vernünftigen Verkehrsinfrastruktur bedürfe, um wirtschaftlich den Anschluss halten zu können – und damit "außerhalb von allen Planungen" laufen sollte.

Maßnahme zur Stärkung der Wirtschaft im ländlichen Raum

Was Riegger mit der Hermann-Hesse-Bahn – einem 60-Millionen-Projekt, das den Anschluss des Kreises Calw ans Stuttgarter S-Bahnnetz markiert – bereits erfolgreich angestoßen hat, wird nun auch sein Pendant auf der Straße finden: Fuchtel vermeldete gestern, dass das Bundesverkehrsministerium unter das Modellprojekt B 463 seine Unterschrift gesetzt hat. Damit kann auf der Strecke zwischen Nagold und Pforzheim an drei Stellen eine jeweils rund zwei Kilometer lange Überholspur gebaut werden. Kosten: 25 bis 30 Millionen Euro, die der Bund beisteuert.

Offiziell deklariert wird dieser Geldsegen aus Berlin als Fördermaßnahme zur Stärkung der Wirtschaft im ländlichen Raum. Eine wissenschaftliche Begleitung des Projektes soll dessen Auswirkungen erkunden. "Ich bin schon ein wenig stolz, dass wir das hingekriegt haben", reagierte Landrat Riegger auf die Nachricht: "Für den Kreis Calw ist das ein Meilenstein."

Für seinen Mitstreiter Fuchtel gibt es noch einen wichtigen Nebeneffekt: Für ihn ist es eine "Präventivmaßnahme", um die unfallträchtige Strecke zu entschärfen. Ein Schlüsselerlebnis war für den Politiker eine Fahrt mit einem Parteifreund in dessen PS-Boliden just auf dieser Strecke mit diversen heiklen Überholmanövern. Eine Fahrt, die an Fuchtels Nervenkostüm offenbar Spuren hinterlassen hat. "Mit diesen drei Überholspuren", meint er, "können dann auch Normalmenschen ohne viel PS überholen."