Die Feuerwache Calw ist einer der sieben Standorte für Führungshäuser, die nach dem Ausfall besetzt wurden. Foto: Stocker

Meldeempfänger der Retter bekommen kein Signal mehr. Bei Ausfall werden Feuerwehren per Telefon alarmiert.

Kreis Calw - Man stelle sich vor, es brennt – und die Feuerwehr erfährt nichts davon. Im Zeitalter moderner Technik ist das kaum noch vorstellbar. In der vergangenen Woche hätte jedoch genau das passieren können – gäbe es nicht das ehrenamtliche Engagement oder vorsorgliche Ausweichsysteme, die in einem solchen Fall greifen. Denn eine Störung legte die Alarmierung der Rettungskräfte lahm.

"In Oberreichenbach war der digitale Alarmumsetzer ausgefallen", berichtete Kreisbrandmeister Hans-Georg Heide im Gespräch mit unserer Zeitung. Demnach hatte ein Defekt auf einer Platine einen Dauerimpuls ausgesendet, der wie ein Störsender das Alarmierungsnetz aushebelte. In Zusammenarbeit mit der Bundesnetzagentur suchten Reinhard Ohngemach, Bernhard Mai und Michael Neubauer, einer der Fernmeldesachbearbeiter im Landkreis Calw, nach dem Fehler. Nach etwa einer Stunde konnte die Platine ausgetauscht werden.

"Für uns war das auf den Meldeempfängern ersichtlich, da sie keine Signale mehr empfingen", führte Heide aus, wie der Vorfall bemerkt wurde. Im Bereich der Feuerwehr im Kreis Calw wurden deshalb die so genannten Führungshäuser per Telefon aktiviert. "Wir haben die gesetzliche Aufgabe, ein kreisweites Alarmierungssystem sicherzustellen", erklärte der Kreisbrandmeister.

Soll heißen, an sieben zentralen Standorten fanden sich die Verantwortlichen der Feuerwehren in Bereitschaft zusammen. Von dort aus organisierten sie ein Kommunikationsnetzwerk zu den Kameraden in den einzelnen Ortschaften. "Wir haben uns per Handy verständigt und sogar einen Probealarm auf diese Weise durchgeführt", erzählte der Unterreichenbacher Kommandant Jochen Kusterer am Rande einer Übung. Er war, wie die Kollegen aus Bad Liebenzell, der Stützpunktfeuerwehr Schömberg in einem der Führungshäuser zugewiesen.

Nicht nur diese Wehren bedienten sich des Multimedia-Verhaltens, wie der Kreisbrandmeister erfuhr. Obwohl er sich zum Zeitpunkt des Vorfalls in Berlin befand, war er stets durch seinen Stellvertreter, Bad Wildbads Stadtbrandmeister Tido Lüdtke, informiert. "Sie leben ihren Job, der an sich kein Ehrenamt ist, sondern als Verpflichtung verstanden wird", sprach Heide den Brandschutzkräften in allen Gemeinden seine Anerkennung aus.

In diesem Zusammenhang mahnte er aber auch an, dass ein Großteil der Bevölkerung sich aufgrund des hohen Sicherheitsstandards in falscher Sorglosigkeit wiege. "Deshalb haben wir vor vier Jahren die Führungshäuser installiert, die auch bei Großereignissen die Koordination des Einsatzaufkommens von der Leitstelle weg nehmen", unterstrich der Kreisbrandmeister. Als Beispiel für ein solches Ereignis erinnerte Heide an unzählige leer zu pumpende Keller im Raum Altensteig nach einem Starkregen im Juni.

Ungeachtet dessen, war der Ausfall der digitalen Alarmierung die erste Störung in dem seit 13 Jahren bestehenden System.

"Für uns spielte es keine Rolle, da wir verschiedene Rückfallebenen installiert haben", sagte César dos Reis, Rettungsdienstleiter des Deutschen Roten Kreuzes im Kreis. Demnach wurde die Handy-Alarmierung installiert, seit es das mobile Telefonieren gäbe. "Wir haben sie ganz bewusst beibehalten, falls die digitale Technik ausfällt", meinte er im Hinblick auf die bestehende Handy-Ausstattung.