Landrat Helmut Riegger bedauert den Verlust zweier Abgeordneter aus dem Kreis Calw. Foto: Schwarzwälder-Bote

Statt mit drei Abgeordneten ist der Kreis Calw nur noch mit einem im Landtag vertreten.

Kreis Calw - Statt mit drei Abgeordneten ist der Kreis Calw nur noch mit einem im Landtag vertreten. Calws Landrat und führende Wirtschaftsvertreter bedauern zwar den schwindenden Einfluss in Stuttgart, halten sich aber sonst mit negativen Prognosen zurück – mit einer Ausnahme.

Der Vorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung MIT, Ulrich Kallfass, ist ein Freund der klaren Worte. Er sieht eine "schwierige Zeit" auf die Wirtschaft im Land und in der Region zukommen. Der Mittelstand werde mit etlichen weiteren Regulierungen seiner Arbeit zu kämpfen haben, prognostiziert der Christdemokrat. Die neue Regierung werde sich mit den vielen neuen Abgeordneten gerade in der komplexen Wirtschaftspolitik schwer tun. Zudem seien viele Abgeordnete zu weit weg von den Problemen des Mittelstands.

Kallfass, der in der Region und in Stuttgart auf Netzwerke setzt, sieht den Kreis Calw nach der Wahl deutlich geschwächt: "Die Kontakte in Stuttgart bröckeln", so der Nagolder Christdemokrat. "Und der Kreis Calw braucht diese Kontakte dringend."

Für seine Partei, die im Kreis Calw ein "ganz ordentliches Ergebnis" eingefahren habe, sei diese Zäsur ein Anlass zur Bestandsaufnahme, was man ändern oder besser machen könne. "Einfach zur Tagesordnung überzugehen, das wäre zu wenig."

Für Karl Braun, Mittelständler aus Haiterbach und ehemaliger Bundestagskandidat der FDP, kam das schlechte Ergebnis, das er als "Katastrophe" bezeichnet, nicht überraschend. Der CDU habe er mal eine solche Schlappe wie diese gewünscht, so Braun. Aber dass es jetzt auch die FDP getroffen habe, schmeckt dem Liberalen freilich ganz und gar nicht.

Trotz allem hält sich der Pessimismus des Mittelständlers angesichts der grün-roten Landesregierung in Grenzen: "So blöd können die gar nicht sein, dass sie der Wirtschaft Knüppel zwischen die Beine werfen", wird der Liberale deutlich. Zudem ist er überzeugt: "Unser Mittelstand ist so stark, der kann auch das aushalten."

Riegger: Abgeordnete haben sich vorbildlich für Kreis eingesetzt

Landrat Helmut Riegger, selbst CDU-Mitglied und einige Jahre selbst in Ministerien in Stuttgart tätig, gibt sich angesichts des schwindenden Einflusses des Kreises Calw in der Landeshauptstadt eher zurückhaltend. Den Verlust von zwei Abgeordneten könne man nur bedauern, ließ Riegger gestern über seinen Pressesprecher Florian Kirchmann mitteilen. Es sei sehr positiv gewesen, dass die Interessen des Landkreises in verschiedenen Fraktionen im Landtag vertreten gewesen seien. Und alle drei Abgeordneten hätten sich vorbildlich für den Kreis eingesetzt.

Als Landkreis sei man zwar auf die Landesregierung angewiesen. Dass der Kreis Calw nicht mehr mit einem Abgeordneten in der Regierungskoalition vertreten ist, sieht Riegger nicht als Gefahr für seine Arbeit: "Mit vernünftigen Anliegen findet man bei allen Parteien Gehör", meint der Kreischef.

Moderate Töne kommen auch aus Richtung der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald. Deren Hauptgeschäftsführer Martin Keppler erwartet durch den Verlust von zwei Abgeordneten keine fundamentalen Nachteile für die Region Nordschwarzwald. Man habe zwar an Durchschlagskraft verloren, sei aber weiter kompetent in Stuttgart vertreten. In Richtung der neuen Regierung stellte Keppler gestern Unterstützung in der Sacharbeit in Aussicht.

Befürchtungen angesichts der grün-roten Regierung hegt Keppler nicht. In der neuen Konstellation liege die Chance, dass man – auch in der Region – die Technologie-Führerschaft etwa bei erneuerbaren Energien übernehmen könne. Das könne einen neuen Schub für die Wirtschaft bringen, so Keppler gestern.