Bei seiner Verabschiedung hat Winfried König noch gut lachen. An seinem letzten Arbeitstag verschickte er eine E-Mail, die den ehemaligen Sprecher der Calwer Polizeidirektion jetzt in Bedrängnis bringt. Foto: Archiv

Winfried König soll in Calw bei privatem Streitfall Gesetze verletzt haben. Landespolizeidirektion Karlsruhe ermittelt.

Kreis Calw - Ausgerechnet an seinem letzten Arbeitstag soll der frühere Sprecher der Calwer Polizeidirektion, Winfried König aus Straubenhardt, gegen das Bundes- und Landesdatenschutzgesetz verstoßen haben. Ihm wird nämlich vorgeworfen, dass er vom Bürocomputer auf dem Calwer Schlossberg aus private Nachrichten über einen lange schwelenden Erbstreit in der Familie verschickt hat.

Im Auftrag der Tübinger Staatsanwaltschaft haben Beamte der Sonderkommission der Landespolizeidirektion Karlsruhe Winfried König inzwischen dazu vernommen. Ermittlungen gegen einen Kollegen dürfe nicht die örtliche Polizei führen, sondern die Sonderabteilung in Karlsruhe, so der der Leitende Oberstaatsanwalt Walter Vollmer. Zum Hintergrund: Die Staatsanwaltschaft wolle Ergebnisse von unbefangenen Ermittlern.

"Ich hab’ da wohl einen Fehler begangen"

Im Gespräch mit unserer Zeitung räumte König gestern dazu ein, dass er da wohl einen Fehler begangen hat. Ihm sei es bei den E-Mails, deren Adressaten die Polizeiführungen in Calw und Pforzheim sowie ein verwandter Polizist am Bodensee waren, darum gegangen, Licht in die Angelegenheit zu bringen. Die Lebensgefährtin seines eigenen inzwischen verstorbenen Bruders habe er aufgefordert, die "Wahrheit zu sagen".

"Ich wollte Vorwürfe gegen mich in dem Erbstreit widerlegen", so König. Dass er gegen geltendes Recht verstoßen hat, ist ihm nachträglich bewusst geworden. Seine Aktion sei aber wohl auch so etwas wie ein Hilferuf gewesen, sagt er.

In dem Schreiben schildert er aus seiner Sicht die Hintergründe des seit dem Jahr 1997 schwelenden Erbfalles. Im Mittelpunkt steht der letzte Wille seiner Mutter. "Mir ist von Teilen der Familie wider besseres Wissen und bis an den Rande des Rufmords unterstellt worden, dass ich das Testament gefälscht hätte", so König. Die Vorwürfe hätten ihn belastet, als er im Polizeidienst war. Nun aber sei eine Last von ihm gefallen: "Ich bin nicht länger bereit, diese Vorwürfe hinzunehmen", betont er.

"Ein Hilferuf"

Drei Jahrzehnte lang war König das Gesicht der Calwer Polizei. Der Beamte vertrat als Sprecher der Polizeidirektion die Arbeit der Kollegen im Landkreis Calw. In seinem Heimatort ist er seit vielen Jahren ebenfalls weithin bekannt als sozial engagierter Mann für die Bürgerstiftung Straubenhardt. Ende März ging König in den Ruhestand – und seither ist nichts mehr, wie es war.

Er geht davon aus, dass seine Kollegen aus Karlsruhe in alle Richtungen ermitteln werden. So, wie er das früher als Polizeisprecher immer wieder betont hat.