Die ersten Züge der Hesse-Bahn sollen im Jahr 2018 fahren. Foto: Fritsch

Brennstoffzellen-Zug kommt wohl 2020. Landkreis: keine Schallschutzmaßnahmen nötig.

Kreis Calw - Landrat Helmut Riegger hat in Bezug auf die Hesse-Bahn gestern zeitliche Pflöcke eingeschlagen und zugleich mit hartnäckig kursierenden Gerüchten aufgeräumt. Ab 2018 sollen auf der Strecke geleaste Dieselfahrzeuge der neuesten Generation fahren, zwei Jahre später Züge mit Brennstoffzellen-Antrieb.

Immer wieder sah sich Helmut Riegger in den vergangenen Wochen und Monaten mit Gerüchten konfrontiert, der Kreis Calw wolle auf der Strecke der Hesse-Bahn mit veralteter Diesel-Technikfahren, wolle eventuell sogar ausgediente Fahrzeuge der Schönbuch-Bahn übernehmen. Und immer wieder stellte Riegger klar, dass man plane, modernste Technik auf der Strecke der Hesse-Bahn einzusetzen. Doch die Gerüchte blieben. Sogar der Vorsitzende der Fraktion der Freien Wähler im Calwer Kreistag, Volker Schuler, berichtete in der gestrigen Sitzung des Verwaltungsausschusses von Gerüchten über alte Technik bei der Hesse-Bahn, die ihn erreicht hätten.

Und wieder widersprach Riegger in aller Deutlichkeit diesen Gerüchten. Doch damit wollte er es gestern nicht bewenden lassen und offenbarte den Kreisräten den genauen Fahrplan des Kreises in Sachen Hesse-Bahn: 2018 sollen die ersten Züge fahren. Die Fahrzeuge dafür sollen mit modernster Dieseltechnologie angetrieben sein. Doch der Kreis wird die Züge nicht kaufen, sondern nur kurzfristig leasen. Denn schon im Jahr 2020 rechnet man mit der Umstellung auf Züge, die mit Brennstoff-Zellen betrieben werden. Gespräche mit dem Land hätten ergeben, dass Baden-Württemberg zehn solcher Brennstoffzellen-Züge bestellen wird, der Landkreis Calw zwei oder drei. Sorgen, dass die super-modernen Züge bis zum angepeilten Zeitpunkt noch nicht lieferbar sind, macht sich Landrat Riegger keine. "Die Züge fahren bereits auf den Strecken beim Hersteller", berichtete der Kreischef den Räten.

Unmittelbar mit der Antriebstechnik verbunden ist ein anderes Thema, das vor allem bei Anwohnern der Strecke für Unruhe sorgt: die Lärmbelästigung. Zu diesem Thema legte die Verwaltung ihre Meinung den Räten klar auf den Tisch. In der Sitzungsvorlage stellte der Landkreis klar, dass für den größten Teil der geplanten Strecke ohnehin keine Lärmschutzmaßnahmen zu treffen seien. Begründung: Die Strecke Calw-Weil der Stadt sei nie stillgelegt noch entwidmet worden. Deshalb genieße sie in ihrer jetzigen Form Bestandsschutz – ohne weitere Lärmschutzmaßnahmen. Ausnahme seien die Neubauabschnitte rund um Ostelsheim. Doch auch dort seien nach entsprechenden schalltechnischen Untersuchungen keine Schallschutzmaßnahmen nötig.

Der im Kreis Böblingen immer wieder geäußerten Sorge, die Hesse-Bahn könnte den Betrieb der S-Bahn S 6 zwischen Weil der Stadt und Renningen stören, tritt der Landkreis Calw mit dem Argument entgegen, dass die Hesse-Bahn das gleiche Recht auf eine verfügbare Trasse habe wie die von der DB Regio betriebene Stuttgarter S-Bahn. Schon im Zuge der Konzeption der Hesse-Bahn habe die DB Netz AG den anvisierten Fahrplan überprüft und verifiziert, dass die Trasse zu den angegebenen Zeiten zur Verfügung steht.

"Wir bewegen uns im rechtlich vorgegebenen Rahmen und haben unsere Hausaufgaben gut und richtig gemacht", stellte Helmut Riegger in der Ausschuss-Sitzung klar. Auch was die Information der Partner im Kreis Böblingen angeht, habe man sich nichts vorzuwerfen. So habe man in den vergangenen zwölf Monaten 14 Informationstreffen nur mit den Kommunen Weil der Stadt und Renningen abgehalten, so Riegger. Trotzdem will man weiter informieren, ergänzte der für den ÖPNV zuständige Dezernent Albrecht Reusch und kündigte öffentliche Informationsveranstaltungen unter anderem in Weil der Stadt und Renningen an.

Die Kreisräte machen sich trotzdem Sorgen um das Betriebsklima zwischen den Landkreisen Calw und Böblingen, unter anderem auch SPD-Fraktionschef Rainer Prewo. Grünen-Fraktionschef Johannes Schwarz gratulierte der Mannschaft des Landratsamts zu dem in dieser Sache Erreichten. Was die atmosphärischen Störungen mit dem Kreis Böblingen angeht, "benötigt es nun eben einen Kraftakt in Sachen Diplomatie", so Schwarz.
Die ersten Züge der Hesse-Bahn sollen im Jahr 2018 fahren. Foto: Fritsch