Oberreichenbachs Bürgermeister Karlheinz Kistner (links) und Fahrer Stefan Kälberer sind stolz auf das Bussystem. Foto: Fritsch

Anruf genügt - und ein Fahrzeug wartet an der Haltestelle. Modernes Verkehrssystem bringt Flexibilität in ländlichen Raum.

Calw - Man kennt sie, die Geisterbusse, die leer oder allenfalls mit ein oder zwei Fahrgästen übers Land fahren. Gerade im ländlichen Raum wird das zum Problem. Sinkende Schülerzahlen und Wegzüge zehren am Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Jetzt gibt es dazu im Landkreis Calw eine Ergänzung, die Modellcharakter hat.

Es ist ganz einfach. Der Fahrgast ruft an, nennt sein Ziel, und eine Stunde später steht der Bus an der nächstgelegenen Haltestelle, die nichtweiter als 300 Meter entfernt ist. Das ist nicht einmal in jeder Großstadt zu schaffen.

Der Centro-Bus, wie die Einrichtung im Landkreis Calw heißt, ist landes- und wohl auch bundesweit einmalig. "Wir haben das bislang immer behauptet und bislang ist uns nicht widersprochen worden", sagt Obereichenbachs Bürgermeister Karlheinz Kistner. Seine Gemeinde spielt eine Vorreiterrolle in zweierlei Hinsicht. Zum einen sind mit dem Centro schon rund 2000 Fahrgäste gefahren. Und in Oberreichenbach gibt es zudem ein Elektro-Bürgerauto, das von Einwohnern der Gemeinde entwickelt wurde und betrieben wird. Dort fährt der Centro schon seit Dezember.

Kistner sieht darin einen Paradigmenwechsel im ÖPNV: "Der Bus kommt zu den Fahrgästen und nicht umgekehrt." Für Landrat Helmut Riegger ist Centro ein modernes und flexibles System, das ohne Fahrplan funktioniert. Damit reagieren die beteiligten Kommunen und der Landkreis auf die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft. Mobilität gehört für den Calwer Landrat zur Daseinsvorsorge. Centro werde zum Bestandteil eines Netzwerks, zu dem auch Auto, Schiene, Linienbus und Elektromobilität gehören.

Riegger berichtet von Anfragen aus anderen Landkreisen und hofft auf Unterstützung aus EU-Mitteln.

Betrieben wird der Centro von dem Calwer Busunternehmen Rexer, das damit unternehmerischen Mut beweise, so Riegger.

"Man muss halt mal was tun, dann wird man schon sehen, was dabei herauskommt", meint Rexer-Geschäftsführer Arno Ayasse. Wichtig sei, dass sich Fahrgäste trauen würden, das System zu nutzen.