Ein bundesweiter Kliniksimulator lässt beim Verein "Pro Krankenhäuser" die Alarmglocken schrillen. Foto: Archiv: Fritsch

Gesundheitsversorgung: Prokein spricht sich erneut für Verbleib der Orthopädie in Calw aus.

Kreis Calw - Der Kliniksimulator des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankversicherung (GKV), der im vergangenen Monat vorgestellt wurde, sorgt für Unruhe beim Verein "Pro Krankenhäuser Calw und Nagold".

Es gibt, so heißt es dort, nur 66 Standorte in Deutschland, deren Schließung bedeuten würde, dass sich die Fahrtzeit zum nächsten Krankenhaus auf über 30 Minuten erhöhen würde. Zu diesen Kliniken zählen Calw und Nagold.

"Verlagerung wäre unwirtschaftlich"

Dabei geht es nicht um gesetzliche Vorgaben, sondern um eine Simulation. Gleichwohl hält der GKV-Spitzenverband eine Fahrtzeit von mehr als einer halben Stunde für nicht tolerierbar, sofern davon mehr als 5000 Einwohner betroffen sind.

Auf das Ergebnis hat den Verein Friedrich Hezel aufmerksam gemacht. Der frühere Bad Liebenzeller Allgemeinmediziner ist jetzt wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut des Bewertungsausschusses in Berlin, das von GKV und Kassenärztlicher Bundesvereinigung 2006 gegründet worden ist.

Zwar sei, so Hezel, durch den geplanten Neubau der Standort Calw für eine Grundversorger-Klinik nicht gefährdet; dies könne aber durchaus eintreten, wenn ein solches Krankenhaus dauerhaft ein zu hohes Defizit verursacht. Rote Zahlen sind in der Planung für Calw nun mal einkalkuliert.

Deshalb ist es für den Vorsitzenden des Vereins "Pro Krankenhäuser", den früheren Calwer Chefarzt Ewald Prokein, unverzichtbar, dass die Orthopädie in Calw verbleibt und nicht, wie geplant, nach Nagold verlegt wird. Nur dann sei das Calwer Haus überlebensfähig; denn nur dann sei die Anästhesie ausgelastet, die nicht nur für die Allgemeinchirurgie sondern auch für die Abteilungen Innere Medizin und Gynäkologie unverzichtbar sei. Sprecher Bernd Neufang verweist auf die gute Auslastung der Orthopädie. Laut GKV-Simulator weise Calw ein Einzugsgebiet von 287 000 Einwohner auf, Nagold von 183 000 Einwohnern. Prokein: "Eine Verlagerung in ein Einzugsgebiet minderer Größe wäre unwirtschaftlich."

Für den Verein macht die GKV-Untersuchung nicht nur das GÖK-Gutachten, nachdem sich die Krankenhausplanung im Kreis Calw richtet, angreifbar. Viel mehr müsse man in der Gesundheitsversorgung in Sachen Krankenhäuser neu nachdenken, so Vorsitzender Prokein. Planungen sollten sich nicht allein auf Städte und Kreise beziehen, sondern auf Regionen. Es gehe auch, so Neufang, keineswegs darum, Calw und Nagold gegeneinander auszuspielen. Vielmehr würden, mit dem Bauchzentrum in Nagold, beide Kliniken für die Versorgung der Bevölkerung gebraucht.