Die Kindergartenkinder wissen: Weder die Liege noch der Reifen gehören in den Wald. Foto: Riedhammer

Im Rahmen der "Aktion saubere Landschaft" wird im ganzen Calwer Kreisgebiet die Natur von wild entsorgtem Unrat befreit.

Kreis Calw - Auspuffanlagen, Reifen, Stahlträger – das ist nicht die Einkaufsliste eines Hobbybastlers. Das – und noch viel mehr – haben Helfertrupps bei der jüngsten "Aktion saubere Landschaft" gefunden und zeigen, dass die Aktion immer wieder Sinn macht. Auch für die meist jungen Helfer. Bereits 2001 regte die AWG Abfallwirtschaft Landkreis Calw (AWG) die "Aktion saubere Landschaft" im gesamten Kreis an. Seither unterstützt sie die teilnehmenden Gemeinden mit stabilen Müllsäcken, Handschuhen und vier Euro Verpflegungszuschuss pro Helfer. Nicht nur die AWG, auch die Helfer merken jedes Jahr aufs Neue, dass das Engagement nötig ist und dass so mancher Müllsünder keine Skrupel bei der Entsorgung von Abfall kennt. Das zeigte sich auch bei der jüngsten Aktion

Erster Schauplatz: Nagold, Eisberg. Fröhlich schwatzend ziehen die 26 Schüler der Klasse 6d des Otto-Hahn-Gymnasiums zusammen mit ihren zwei Lehrerinnen von der Bushaltestelle bis zum Industrie- und Gewerbepark Nagold-Gäu. Sie sind extra mit dem Bus hochgefahren, um bis zur Mittagszeit im Naturschutzgebiet Eisberg die Abfälle gedankenloser Leute aufzusammeln.

"Teilweise ganz schön eklig"

Schon entlang der Zufahrtsstraße sammeln sie zwei Säcke Müll ein, finden eine Auspuffanlage, zwei Autofelgen und einen mit Abfall gefüllten Eimer. Und wie finden das die Schüler? "Also, das Müllsammeln finde ich ganz cool", erzählt Marius. "So haben wir heute keinen Unterricht." Dem Urteil schließt sich zwei Drittel der Klasse an. Die Kinder genießen es, bei dem strahlenden Sonnenschein im Freien sein zu können. Die anderen sind zwar nicht ganz so begeistert, freuen sich aber auch über den angenehmen Effekt der Müllsammelei: Geld für die Klassenkasse.

Erstaunt sind die Schüler, was sie alles finden. Viele Autoteile und sogar einen riesigen Stahlträger holen sie aus den Gebüschen entlang des Weges. Verständnis dafür haben sie nicht. "Das ist doch blöd, dass irgendjemand sein Zeug einfach wegschmeißt und wir müssen das sammeln. Das ist teilweise ganz schön eklig, was wir da finden," ist zu hören.

Zweiter Schauplatz: Bad Liebenzell-Unterhaugstett. Selbst die kleinen Kinderhandschuhe sind teilweise noch zu groß für die fleißigen Müllsammler des Waldkindergartens Bad Liebenzell. Trotzdem sind alle eifrig bei der Sache. In sechs Gruppen aufgeteilt, sammeln die Kinder alles ein, was nicht in den Wald gehört. Erst einmal verläuft die Suche etwas schleppend. Zigarettenkippen, Bonbonpapiere oder Taschentücher liegen zwar einige herum, aber so wird eine Mülltüte ja nicht voll. Doch dann entdecken die Kinder in einem Waldstück entlang der L 343 richtig viel Abfall. Plastikfolien und –tüten in allen Größen und Farben, Eimer, Reifen und sogar eine noch funktionstüchtige Gartenliege. Damit füllen sie Müllsack um Müllsack. Das Erfolgserlebnis beim Sammeln spornt die Kinder immer weiter an. "Hier liegt noch was, komm doch mal mit dem Sack her", schallt es immer wieder durch den Wald. Der dreijährige Ferdinand buddelt sogar eine halb unter Erde und Zweigen vergrabene Plastikfolie aus, um sie dann freudestrahlend in einen Sack zu stopfen. Der mitgebrachte Bollerwagen ist bald gefüllt und so müssen die Liege sowie die Reifen nicht nur mühsam aus dem Wald gezerrt, sondern auch noch den ganzen Weg bis zur Hütte gezogen werden. Einer der Knirpse bringt es auf den Punkt: "Wer Müll in den Wald schmeißt ist doch doof. Das ist doch ganz gefährlich für die Tiere!"

Dritter Schauplatz: Bad Liebenzell. Im Rathaus versammeln sich Mitglieder verschiedener Vereine aber auch Geschäfts- und Privatleute aus Liebenzell und lassen sich ihre Einsatzgebiete zuweisen.

Ein schwieriges und anstrengendes Sammelgebiet erhalten die Mitglieder des Jugendclubs Prisma. Sie sammeln entlang der L 343 von Unterlengenhardt bis Bad Liebenzell. Besonders viel finden sie an der Bushaltestelle Maisenbach-Zainen. Dort müssen sie mehrfach steil den Berg ab- und wieder aufsteigen, um den Müll zur Straße zu bringen. Ein echter Knochenjob.

Auch dort gilt es wieder, Reifen, Mülltüten, Eimer und sogar einen gefüllten Ölkanister zur Abholung bereit zu stellen. Besonders fluchen die jungen Männer über die schweren und teilweise schon brüchigen Tüten voller Windeln. "Das ist doch eine Sauerei! Wer macht denn so was?", schimpft Rafael Koch, nachdem er wieder einen Windelsack den Berg hochgewuchtet hat. "Ich mache jedes Jahr die Strecke von Unterlengenhardt bis zur Burg. Und hier liegt immer viel."

Aber was bringt junge Menschen dazu, früh aufzustehen und Müll anderer Leute zu sammeln? "Na ja, das ist halt ein Geben und Nehmen. Wir brauchen Unterstützung, um den Jugendraum wieder zu öffnen, und da setzen wir uns eben auch für das Gemeinwohl ein."