Die steigenden Kinderzahlen bedeuten für die Kommunen im Kreis "positive Herausforderungen". Foto: Stratenschulte

Geburtenrate landesweit im vorderen Drittel. Steigende Nachfrage nach verlängerten Öffnungszeiten ist Herausforderung.

Kreis Calw - Es ist eine gute Nachricht, die der Erste Landesbeamte Frank Wiehe im Jugendhilfeausschuss verkündete: Im Kreis Calw kommen wieder mehr Kinder zur Welt. In punkto Geburtenrate liegt man landesweit sogar im vorderen Drittel. Das stellt die Kommunen freilich, wie Wiehe es nannte, vor eine "positive Herausforderung".

Denn die Kleinen werden schon mit dem vollendeten ersten Lebensjahr qua Gesetz einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz haben. Und diese Plätze sind, wie es Christa Blattner, Fachberaterin für Kindergärten, im Ausschuss bezeichnete, "überall ziemlich ausgereizt".

Dabei haben die Kommunen im Kreis in den vergangenen Jahren ihr Angebot für die Kleinkindbetreuung deutlich ausgebaut: Noch vor zehn Jahren standen 4390 Null- bis Dreijährigen ganze 219 Plätze zur Verfügung. Eine Quote von gerade einmal fünf Prozent. Zwischenzeitlich hat sich die Zahl dieser vorgehaltenen Plätze fast verfünffacht, nämlich auf 1094. Bei einer Gesamtkinderzahl in dieser Altersgruppe von 4272 entspricht dieser einer Quote von 25,6 Prozent.

Der Gesetzgeber ging eigentlich davon aus, dass mit dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz deutlich mehr, nämlich 35 Prozent der Kinder, ein solcher Platz zur Verfügung gestellt werden müsste.

"Dickes Lob für breites, qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot"

Während im Kreis nicht nur die Altersgruppe der Null- bis Dreijährigen, sondern auch jene der Sechs- bis Zehnjährigen (5817 Kinder) zahlenmäßig im Vergleich zum Vorjahr leicht zugenommen hat, sank sie sowohl bei den Drei- bis Sechsjährigen (4074) wie auch bei den Zehn- bis 14-Jährigen, die mit 6290 Kindern aber nach wie vor die größte Jahrgangsgruppe stellen.

Für die 12 259 Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren stehen 4826 Betreuungsplätze zur Verfügung – eine Quote von 40 Prozent.

"Ein dicker Pluspunkt, der die Familienfreundlichkeit des Kreises unterstreicht", kommentierte SPD-Kreisrat Lothar Kante diese Zahlen und gab den Kommunen dafür ein "dickes Lob für das breite, qualitativ hochwertige Betreuungsangebot".

Wobei es auch hier regional große Unterschiede gibt: Laut Fachberaterin Blattner werden vor allem in Gemeinden, die an den Kreis Böblingen angrenzen, verstärkt Plätze mit Ganztagsbetreuung nachgefragt. Deutlich über dem Kreisdurchschnitt von 25 Prozent liegen zum Beispiel die Gemeinden Ostelsheim oder Gechingen. Die höchste Quote an Betreuungsplätzen hat einer Bedarfsanalyse zufolge die Stadt Calw mit über 40 Prozent, die niedrigste Althengstett mit kaum 15 Prozent.

FWV-Kreisrat Ulrich Bünger, hauptberuflich Bürgermeister der Stadt Wildberg, nannte diese Statistik "nicht ganz zielgenau". Bünger: "Ich halte nichts von politischen Wunschquoten. In der Praxis sieht alles wieder ganz anders aus." Letztlich müssten diese Betreuungsplätze auch bezahlt werden – "von den Eltern und den Kommunen".

Einig war man sich in der Analyse, dass in Zukunft – angesichts der höheren Kinderzahl und der verstärkten Nachfrage nach verlängerten Öffnungszeiten – mehr Erzieher und Erzieherinnen gebraucht würden. "Die Suche ist aber schwierig", sagte Blattner: "Und es wird nicht besser werden."

Entspannt habe sich derweil die Situation bei den Flüchtlingskindern, denen großteils ein Platz angeboten worden sei. Im vergangenen Jahr wurden kreisweit 71 Flüchtlingskinder in Einrichtungen betreut.