Neun Ordner voller Daten haben sie im Rahmen des Verfahrens nach Karlsruhe geschickt – jetzt freuen sich Projektleiter Michael Stierle (links) und Landrat Helmut Riegger, dass das Regierungspräsidium den Planfeststellungsbeschluss für Kernprojekte der Hermann-Hesse-Bahn gefasst hat. Foto: Härtel

Regierungspräsidium erlässt Planfeststellungsbeschluss für zwei zentrale Neubauvorhaben.

Kreis Calw/Karlsruhe - Auf dieses Signal hat man im Landratsamt lange gewartet: Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat gestern den Neubau von zwei Schlüsselbauwerken der Hermann-Hesse-Bahn – einen Tunnel bei und den zweispurigen Ausbau in Ostelsheim – genehmigt. Für Landrat Helmut Riegger ein "Meilenstein" für das Projekt.

Eineinhalb Jahre lang hat das Team um Projektkoordinator Michael Stierle im Calwer Landratsamt eine Unmenge an Daten rund um die zwei wichtigsten Neubauprojekte im Rahmen der Hermann-Hesse-Bahn gesammelt: zum einen zum neuen Tunnel "Ostelsheimer Kurve", der die Strecke verkürzen soll, sodass die Hacksbergschleife bei Dätzingen und Schafhausen zukünftig nicht mehr durchfahren werden muss. Das soll drei Kilometer Strecke und fünf Minuten Fahrzeit sparen. Zum anderen zum zweigleisigen Ausbau in Ostelsheim, der die Begegnung und die Vorbeifahrt sich entgegenkommender Züge ermöglichen soll. Zusätzlich will man den Haltepunkt in Ostelsheim zum Mittelbahnsteig umbauen.

Baumaßnahmen sind auch finanziell ein Herzstück des Projekts

Zu den von Stierle und seinem Team zusammengestellten Daten gehören auch die umfangreichen Maßnahmen, mit denen der Landkreis dafür sorgen will, dass die mit dem Bau der Hermann-Hesse-Bahn verbundenen Eingriffe in Natur und Landschaft ausgeglichen werden. Dazu zählen unter anderem Maßnahmen, die den Bestand der Fledermäuse sichern helfen.

Letztlich waren es neun prall gefüllte Ordner an Unterlagen, die die Calwer Planer im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens nach Karlsruhe zum zuständigen Regierungspräsidium zur Genehmigung übersandt haben.

Das hat die Unterlagen inzwischen intensiv geprüft und ist nun zu dem Ergebnis gekommen: Die Behörde genehmigt die Vorhaben und erlässt den Planfeststellungsbeschluss. Und da dieser Planfeststellungsbeschluss vergleichbar ist mit dem roten Punkt – den jeder Häuslebauer kennt – heißt das nichts anderes als: Der Landkreis Calw darf die beiden Bauvorhaben – mit 20 Millionen Euro Kosten nicht nur praktisch sondern auch finanziell ein Herzstück des Projekts Hesse-Bahn – tatsächlich umsetzen.

"Mit diesem Planfeststellungsbeschluss liegt nun das Baurecht für die Baumaßnahmen im Bereich Ostelsheim vor. Das ist ein ganz wesentlicher Schritt in Richtung Realisierung der Hermann-Hesse-Bahn", kommentierte Landrat Helmut Riegger die positive Botschaft für das derzeit wichtigste Verkehrsinfrastrukturprojekt des Landkreises. Das Regierungspräsidium wird nun die Bekanntmachung des Planfeststellungsbeschlusses in die Wege leiten und damit das im Juli 2013 mit einem sogenannten Scoping begonnene Verfahren abschließen.

Im Verwaltungsausschuss des Kreistags verkündete gestern Nachmittag ein sichtlich zufriedener Landrat Helmut Riegger die frohe Kunde aus Karlsruhe.

Landkreis will bald GVFG-Zuschussantrag beim Land stellen

Jetzt da die wichtigsten Einzelprojekte Baurecht haben, werde man schnellstmöglich den GVFG-Zuschussantrag beim Land stellen. Das hat bereits zugesagt, das 50-Millionen-Projekt zu mindestens 50 Prozent zu bezuschussen. Aber auch eine noch höhere Förderung scheint nicht ganz ausgeschlossen.

In einer ersten Reaktion auf die Entscheidung ihrer Behörde fand auch Karlsruhes Regierungspräsidentin Nicolette Kressl nur lobende Wort für das Projekt Hermann-Hesse-Bahn zwischen Calw und Renningen: "Die Anbindung von Calw, Althengstett und Ostelsheim durch die Hermann-Hesse-Bahn wird eine Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene bewirken", ist sich Kressl sicher und meint: "Die Berufspendler haben dann endlich eine Alternative zum eigenen Auto – ebenso wie die Freizeitpendler aus dem Großraum Stuttgart, für die der Nordschwarzwald ein wichtiges Naherholungsgebiet ist."