Auch nach dem verheerenden Erdbeben in Mittelitalien werden Hunde bei der Suche nach Verschütteten eingesetzt. Foto: Percossi

Erdbeben: Tiere sind auch auf die Suche in Trümmern spezialisiert. Helfer trainieren teils hunderte Stunden.

Kreis Calw - Das Erdbeben in Italien verdeutlicht auf erschreckende Weise die Unberechenbarkeit der Natur. Mit Rettungshunden suchen dortzahlreiche Helfer nach verschütteten Menschen. Im Landkreis Calw trainieren derweil die Helfer mit ihren wendigen Vierbeinern, um in solchen Ernstfällen einsatzbereit zu sein.

"Gerade für die Suche in Trümmern sind spezifische Übungen von Bedeutung", weiß Michael Stech und verweist auf die Besonderheiten und Schwierigkeiten bei eingestürzten Gebäuden. Der Bereitschaftsleiter der Rettungshundestaffel RHS im Calwer Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes DRK ist deshalb dankbar, wenn leer stehende Gebäude für Trainings zur Verfügung stehen.

Sommerberghotel für Übungen gut geeignet

Immer aufgeschlossen dafür ist beispielsweise Heinrich Blezinger vom Hotel Sommerberg in Bad Wildbad. "Dort können wir im leerstehenden Gebäude diverse Szenarien trainieren", berichtet Stech. In dem Trakt, der mittelfristig saniert wird, lassen sich nämlich Situationen aufbauen, die dem Trümmergeschehen nahe kommen. Das ist dann auch die Herausforderung für die Hundeführer, die immer die eigene Sicherheit mit im Blick haben müssen. Natürlich sei es nur ein vager Vergleich zu eingestürzten Häusern. Allerdings liege das in der Natur der Sache, da solche Ereignisse in der Region glücklicherweise nicht zur Tagesordnung gehören.

"Hier im Nordschwarzwald bietet die Infrastruktur durch den hohen Anteil von Seniorenwohnanlagen und Kliniken ein latentes Risiko, das einen mittel- und langfristigen Bedarf von Rettungshunden erahnen lässt", sagt Stech und erinnert an die steigende Zahl dementer Menschen. Wenn diese in der hiesigen Topografie die Orientierung verlieren und vermisst werden, seiendie Rettungshunde gefordert.

Und deshalb unterscheidet die RHS drei verschiedene Ausbildungsschwerpunkte. Neben der erwähnten Trümmersuche beziehen sie sich auf die Suche in der Fläche sowie dem so genannten Mantrailing, also die Suche nach der Einzelspur einer Person. "Dabei ist vor allem die Spürnase des Hundes entlang individuellen Geruchsstoffen die Grundlage", erläutert der Bereitschaftsleiter.

Alle 18 Monate auf Einsatzfähigkeit geprüft

Er kann auf derzeit 19 Helfer und ebenso viele Hunde zugreifen, von denen acht geprüfte Teams zur Flächensuche sind. Ein Team ist für die Trümmersuche spezialisiert. Alle 18 Monate werden sie auf ihre Einsatzfähigkeit überprüft.

Für die rund zwei Jahre dauernde Ausbildung zum Rettungshund ist fast jeder Hund zwischen acht Wochen und vier Jahren geeignet, wenn er ausgewachsen eine mittlere Größe erreicht. Denn ein zwingendes Kriterium ist, dass der Hundeführer den Vierbeiner auch tragen kann. "Zukünftige Rettungshunde dürfen nicht ängstlich sein und müssen hervorragend sozialisiert sein", so Ausbildungsleiterin Silke Stech. Charakter und wendiger Knochenbau seien die Grundlagen für die Tiere, um beim Klettern, Kriechen oder Springen nicht zu Schaden zu kommen. Um spezielle Komponenten wurde deshalb die Ausbildung der Hundeführer erweitert, die neben dem Sanitätsdienst beispielsweise Orientierungs- und Kartenarbeit oder auch Kynologie und Erste Hilfe am Hund durchnehmen.

Alle Mitarbeiter im Rettungshundewesen arbeiten ehrenamtlich mit ihren privaten Hunden und investieren rund 600 Stunden jährlich für Ausbildung, Einsatz oder Vorführungen.

Weitere Informationen: www.rettungshunde.drk-kv-calw.de