So soll nach den Vorstellungen der Bahn der tiefergelegte Bahnhof im Rahmen von Stuttgart 21 von oben einmal aussehen. Foto: SB-Archiv

Stuttgart-21-Werbeveranstaltung mit Projektsprecher Udo Andriof.

Kreis Calw - Stuttgart 21 hin, die aus diesem Projekt für den Kreis erwachsenden Chancen her: Die wichtigste Nachricht bei der Werbeveranstaltung für S 21 überbrachte Claudia Stöckle: "Die Voraussetzungen, dass der Kreis bis 2019 an das S-Bahn-Netz angeschlossen werden kann, sind derzeit sehr gut."

Die Landrat-Stellvertreterin war eine der Befürworterinnen des umstrittenen Stuttgarter Großprojekts, die die beiden Calwer Stadtverbände von CDU und FDP eingeladen hatten, um darzulegen, dass es auch genügend Befürworter gibt. Prominentester Redner war dabei kein Geringerer als der ehemalige Stuttgarter Regierungspräsident und jetzige offizielle Sprecher von Stuttgart 21, Udo Andriof. Er freute sich über das "überwältigende Interesse" an der Veranstaltung am Dienstagabend in Calw. "Das zeigt, dass es sich um ein außergewöhnliches Vorhaben handelt. Aber auch, dass es nicht nur Gegner gibt."

Allgemeine Politikverdrossenheit

Die Bäume im Schlosspark und der Seitenflügel des alten Bahnhofes sind seiner Meinung nach nicht allein für das Ausmaß der Proteste ausschlaggebend, die die Landeshauptstadt ins Blickfeld fast der halben Welt gerückt haben. Andriof geht davon aus, dass hier auch die allgemeine Politikverdrossenheit und die anstehende Wahl in Baden-Württemberg eine gewichtige Rolle spielen. Dabei sei eigentlich allen klar, dass der alte Stuttgarter Bahnhof nicht mehr zukunftsfähig sei. Generalsaniert müsste er auf jeden Fall werden. 1,5 Milliarden würde das so oder so kosten. Und da hätten sich dann die Verantwortlichen auf die Suche nach einer besseren Lösung begeben und festgestellt: Das ist Stuttgart 21.

Der Bahnhof wird leistungsfähiger, der Wirtschaftsstandort Stuttgart, aber auch die gesamte Region wird gestärkt, es handelt sich um ein ökologisches Projekt, die Risiken sind gut beherrschbar, die Kosten vertretbar. Auf diese seine Feststellungen ging Andriof auch näher ein. Zum Beispiel, indem er betonte, dass das Land an den Gesamtkosten von 4,8 Milliarden Euro mit 1,7 Milliarden Euro beteiligt sei, und das verteilt auf zehn Jahre.

Nicht zu übersehen sei in diesem Zusammenhang, dass endlich einmal Bundesmittel nach Baden-Württemberg zurückfließen würden. Ansonsten sei man beim Länderfinanzausgleich vor allem fleißiger Zahler.

"Das Projekt ist gesetzlich legitimiert." "Es gibt Verträge mit der Europäischen Union und mit Frankreich." "Alle Einwendungen sind hinlänglich geprüft." "Schlimm wäre es, wenn man sich auf gefasste Entscheidungen nicht mehr verlassen könnte." Diese Feststellungen von Andriof griffen auch die anderen Podiumsredner, nämlich die beiden Landtagsabgeordneten Beate Fauser und Thomas Blenke, der Sprecher das baden-württembergischen Städtetags, Manfred Stehle, sowie Martin Keppler, Geschäftsführer der IHK Nordschwarzwald, auf. Und sie gingen auf die Vorteile ein, die Stuttgart 21 in Sachen Wirtschaft oder Verkehr ihrer Meinung nach auch für den Kreis Calw bringt.

Wie eben Claudia Stöckle. "Wir müssen für den Kreis Calw eine komfortable Infrastruktur schaffen. Dabei kommt es vor allem auf einen S-Bahn-Anschluss nach Stuttgart an", betonte sie. Die Chancen sind in ihren Augen sehr gut. Trotz oder auch wegen Stuttgart 21.

Ob nach der Veranstaltung wirklich alle Zuhörer, wie von Udo Andriof gewünscht, für das Projekt aufstehen werden, ist eher unwahrscheinlich. Unter sie hatten sich auch erklärte Gegner gemischt. Doch alles blieb ruhig. In der Diskussion gab es aber nicht nur Zustimmung.