Ein für Kaninchen tödlicher Virus grassiert in Europa. Foto: dpa

Kaninchenzüchter in der Region bangen um Bestand. Jungtierschau abgesagt. Fälle im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Kreis Calw - Ein tödliches Virus grassiert in Europa. Sowohl Tiere als auch Menschen können es übertragen, für Kaninchen kann es den Tod bedeuten. Nun schlägt der Kreisverband der Kleintierzüchter Calw Alarm. Die Jungtierschau wurde abgesagt.

Die Angst geht um unter den Kaninchenzüchtern im Kreis Calw. Und sie hat einen Namen: RHDV-2 (Rabbit haemorrhagic disease Virus Typ 2). Die Symptome dieser Krankheit: Fieber, Annorexie, blutige Auswürfe. Der Krankheitsverlauf ist rasant, viele der Tiere sterben bereits wenige Stunden nach der Infektion. Einige von ihnen weisen dabei die beschriebenen Symptome auf, andere wiederum nicht. Ein Umstand, der es noch schwieriger macht, den durch RHDV-2 ausgelösten Tod als solchen zu erkennen. "Es ist ein reines Zittern im Moment", beschreibt Klaus Kaufhold, Kreisverbandsvorsitzender der Kleintierzüchter Calw, die Situation. Niemand wisse genau, wie viele Tiere bereits davon betroffen sind.

Bislang kein bestätigter Fall im Landkreis Calw

Fakt ist: Das Veterinäramt hat laut Kaufhold bereits mehrere Male bestätigt, dass im Kreis Calw bislang keine Infektion gemeldet wurde. "Unseres Wissens gibt es aber beispielsweise im Schwarzwald-Baar-Kreis Fälle. Und das ist ja nicht weit weg", so Kaufhold. Hinzu kommt, dass nicht jeder Züchter tote Tiere zur Untersuchung einschickt. Ob das neuartige Virus am Tod des Tieres Schuld war, kann allerdings nur eine Obduktion klären.

RHD-Virus seit den 1980er-Jahren bekannt

Das RHD-Virus breitete sich bereits in den 1980er-Jahren von Asien bis nach Deutschland aus. Ein Impfstoff bremste die Verbreitung der auch als Chinaseuche bekannten Krankheit aus. Doch die Viren mutierten. Und so tauchte 2010 in Frankreich erstmals ein neuer Typ der Krankheit – RHDV-2 – auf. Ein neuer Impfstoff musste her. 2013 wurde dann der erste Fall in Deutschland gemeldet.

Der Kreisverband bestand daher bei der geplanten Jungtierschau in Schömberg-Schwarzenberg auf einen Impfnachweis, um so einer möglichen Verbreitung des Virus vorzubeugen. Doch knapp eine Woche vor der Veranstaltung wurden lediglich 30 Kaninchen angemeldet. "In der Regel sind es um die 150 Tiere", gibt der Vorsitzende zu bedenken. Bei einer solch niedrigen Zahl an Anmeldungen sei eine Ausstellung nicht mehr wirtschaftlich. Der Verband sagte die Jungtierschau ab.

Die Angst einer möglichen Ansteckung – was bereits beim bloßen Hautkontakt passieren kann – lähmt die Kleintierzuchtvereine. Dabei gibt es bereits wirksame Lösungen. "In Frankreich und Spanien gibt es schon länger einen Impfstoff gegen RHDV-2", so Kaufhold. In Deutschland sei er bislang nicht genehmigt worden. "Dabei hat das Friedrich-Loeffler-Institut bereits nachgewiesen, dass der Impfstoff wirkt."

Den deutschen Züchtern bieten sich daher momentan zwei Möglichkeiten zur Vorsorge: Bei der günstigen Variante injiziert ein Tierarzt den in Deutschland zugelassenen RHD-Impfstoff. Was bleibt, ist ein Restrisiko, da die Impfung nur mit einer Sicherheit von 92 Prozent wirkt. Darüber hinaus muss sowohl der Impf-Rhythmus für die Grundimmunisierung als auch für die Auffrischung konsequent eingehalten werden. Eine Impfung kostet laut Kaufhold etwa 2,50 Euro pro Tier. "Gute Züchter haben einen Bestand von etwa 100 Tieren", so Kaufhold.

Viele Züchter meiden den teuren Impfstoff

Bei der teureren Variante muss der Tierarzt den wirksamen RHDV-2-Impfstoff im Ausland bestellen. Dafür ist allerdings eine Ausnahmegenehmigung nötig. "Allein die Genehmigung kostet 60 Euro", erklärt der Vorsitzende. Der Impfstoff schlägt je nach Größe der Dosis mit etwa 150 Euro zu Buche. "Viele Züchter sagen: ›Das ist mir zu teuer, der Aufwand ist mir zu groß‹", bilanziert Kaufhold. Für eine Teilnahme an der Jungtierschau wäre mindestens die Impfung mit dem günstigeren Mittel vonnöten gewesen.

Wie geht es also weiter? "Wir werden weiterhin beobachten, was passiert", so Kaufhold. Für ihn müssen flexiblere, schnellere Lösungen her. "Die Bürokratie muss abgeschafft werden, um den Schaden abzuwenden." Ansonsten könne es auch bei der Kreiskaninchenschau Anfang Dezember in Wildberg Probleme mit den Anmeldungen geben. Doch laut Kaufhold steht noch viel mehr auf dem Spiel. Er warnt: "Unsere gesamten Kaninchen-Bestände sind in Gefahr."