Es ist möglich, dass es statt wie bisher 78 bald fast 260 solcher Standorte für Glascontainer im Kreis Calw geben wird. Dass schon die bisherigen Standorte – wie dieser in Nagold – immer wieder vermüllen, ist der Abfallwirtschaft ein Dorn im Auge. Foto: Bernklau

Abfallwirtschaft möglicherweise nicht mehr für Abfuhr verantwortlich. Lösung wären 260 Container-Standorte.

Kreis Calw - An mehr als 70 Stellen im Landkreis stehen Container für Altglas. Selten sind sie eine Augenweide, häufig vermüllen die Standorte. Jetzt steht im Raum, dass die Zahl der Container mehr als verdreifacht werden muss. Denn beim Altglas könnte es zu radikalen Änderungen kommen.

Seit vielen Jahren funktioniert die Entsorgung von Altglas und Dosen im Kreis Calw auf die gleiche Art und Weise. Da gibt es auf der einen Seite für die Haushalte die grüne Tonne, die in regelmäßigen Abständen wie andere Mülltonnen auch geleert wird.

Als Zusatz dazu hat die Abfallwirtschaft im Kreis Calw an 78 Standorten im gesamten Landkreis so genannte Depot-Container aufgestellt, an denen die Bürger ebenfalls ihr Altglas und Dosen entsorgen können.

Mit diesen Containern ist man bei der Abfallwirtschaft allerdings nicht wirklich glücklich. Nicht nur dass die Behälter an sich schon ab und an ziemlich ramponiert aussehen. Auch die Standorte selbst sind immer wieder wenig ansehnlich. Oft wird rund um die Container einfach auch noch anderer Müll entsorgt. Immer wieder müssen die Mitarbeiter der Abfallwirtschaft die Plätze säubern.

Eigentlich hatte man in der Zentrale der Abfallwirtschaft im Kreis Calw den Plan gefasst, wenigstens die maroden Container zu erneuern. Doch dieser Plan liegt jetzt auf Eis. Denn es könnte sein, dass sich die Bewohner des Kreises Calw auf radikale Neuerungen beim Altglas einstellen müssen – und das liegt nicht an der heimischen Abfallwirtschaft.

Glas und Dosen gehören zum Dualen System

Hintergrund dieser möglichen radikalen Neuerungen ist die Tatsache, dass Glas und Dosen eigentlich Abfälle sind, die dem privatwirtschaftlichen Dualen System zugeordnet sind, dessen bekanntester Vertreter der "Grüne Punkt" ist. Die akzeptierten bis dato das Calwer Modell. Doch das ist im Begriff sich zu verändern. Mindestens drei Parteien sind an diesem Spiel rund um das Altglas im Kreis beteiligt. Da wäre zum ersten das Bundeskartellamt, das einen Blick auf das Calwer Modell geworfen hat.

Das könnte den zweiten Beteiligten, das Unternehmen Landbell, seines Zeichens Ausschreibungsführer des Dualen Systems im Kreis Calw, dazu zwingen, die Abfuhr- und Sammelleistungen für das Altglas neu auszuschreiben. Das könnte wiederum dazu führen, dass die Abfallwirtschaft im Kreis Calw als dritter Beteiligter nicht mehr mit der Abfuhr und Recycling des Glases beauftragt werden würde.

Das würde in einem möglichen Fall dazu führen, dass ein anderes Unternehmen für die Entsorgung von Glas und Dosen verantwortlich zeichnet, allerdings die Abfallwirtschaft nicht mehr mit der privaten Mitfinanzierung der grünen Tonne planen kann. Und das könnte sich wiederum negativ auf die Gebührenhöhe für die Bürger auswirken.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass die haushaltsnahen Sammlungen von Altglas durch diese Entwicklung ganz wegfallen. Dann müsste man das System komplett ändern. Und zwar dahingehend, dass man komplett auf die nicht so geschätzten Container umstellt, in die die Bürger dann ihr Altglas einwerfen können. Für die 4550 Gewichts-Tonnen Glas und Dosen, die im Jahr im Kreis anfallen – 3500 Tonnen werden derzeit mit der Glasmüllabfuhr über Abfalltonnen eingesammelt – müssten dann statt der bisher 78 Glascontainer fast 260 im Kreis aufgestellt werden. Das würde eine mehr als Verdreifachung der Behälterzahl bedeuten.

Für den Bürger hätte das die Konsequenz, dass er für möglicherweise höhere Müllgebühren weniger Service bekommt.

Wie die Sache letztlich ausgeht, ist derzeit noch unklar. Aber im Kreis Calw stellt man sich schon mal auf die möglichen Neuerungen ein – und hat die Neuanschaffung der Glascontainer erst einmal auf Eis gelegt.