Porsche-Ingenieure sollen künftig mit ihren Kollegen bei Audi kooperieren, um sportliche E-Autos zu entwickeln. Foto: AFP

Für sportliche Elektroautos der Zukunft lassen Audi und Porsche Teile ihres Entwicklungspersonals künftig kooperieren. Das soll Kosten senken und Entwicklungszeiten verkürzen.

Die beiden VW-Premiummarken Audi und Porsche bündeln ihre Entwicklungsabteilungen für sportliche und selbstfahrende Elektroautos. „Die besten Köpfe beider Unternehmen stellen gemeinsam die Weichen der Zukunft“, erklärt Audi-Chef Rupert Stadler. Sein Porsche-Amtskollege Oliver Blume betont indessen, dass die beiden Marken trotz enger Entwicklungskooperation ihre jeweilige Identität behalten sollen. „Wir achten sehr genau auf die Differenzierung zwischen unseren Marken, ein Porsche ist immer ein Porsche, und das wird auch in Zukunft so sein“, versichert der Porsche-Chef.

Die elektrischen Premiumplattformen, die das Duo nun gemeinsam entwickelt, könnten auch bei der VW-Tochter Bentley Verwendung finden, aber nicht bei den anderen Konzernmarken, sagen Insider.

Die konkrete Zusammenarbeit soll in den kommenden Monaten gestaltet werden

Audi und Porsche entwickeln nun gemeinsam mehrere Modelle und Fahrzeuggenerationen, die von 2021 an auf die Straße kommen. Wie viele Modelle geplant sind, ist noch ein Geheimnis. Auch wer wofür im Detail zuständig ist, wird in den nächsten Monaten erst in gemeinsamen Arbeitsgruppen bilateral entschieden, die mit Vertretern beider Marken besetzt sind. Sie sollen die Zusammenarbeit inhaltlich konkret vorbereiten und einen bis 2025 reichenden Modell-Fahrplan entwickeln. Vorgaben dazu durch den Mutterkonzern gibt es dem Vernehmen nach im Detail nicht.

Klar ist aber schon jetzt der wegweisende Charakter der Neuaufstellung. Zum einen sollen die Entwicklungskosten dadurch deutlich schrumpfen, zum anderen die Entwicklungszeiten spürbar verkürzt werden. Heute dauert die Entwicklung eines neuen Modells im VW-Konzern auf Basis des traditionellen Plattformkonzepts rund vier Jahre. Gelebte Praxis ist dabei, dass der jeweilige Systemführer im VW-Konzern die Bedürfnisse von Schwestermarken einsammelt und die in seine Entwicklung einspeist, was ein mühseliger Prozess sein kann.

Die Kooperation soll die Entwicklungszeit um ein Viertel verkürzen

Audi und Porsche sollen jetzt gemeinsam entwickeln ohne ständig Rücksprache halten zu müssen. Eine so entstehende Fahrzeugarchitektur soll die Entwicklungszeiten für ein neues Modell auf drei Jahre verkürzen. „Gemeinsam kommen wir im Rennen um die Mobilität der Zukunft schneller voran und arbeiten zusammen, wo es sinnvoll ist“, stellt Blume klar. Zugleich würden Synergien gehoben und Kosten gesenkt. Heute kostet die Entwicklung eines neuen Modells branchenüblich rund eine Milliarde Euro. Die neue Form der Zusammenarbeit zwischen den beiden VW-Premiummarken soll diese Kosten um 20 bis 30 Prozent senken, absolut gesehen also um jeweils mehrere hundert Millionen Euro.

Druck auf Arbeitsplätze bedeutet das aber nicht, weil es personell ohnehin anspruchsvoll sei, Autos mit Verbrennungsmotor weiterzuentwickeln und gleichzeitig neue Elektrovehikel zu konzipieren, sagen Insider. Zudem bindet die Bewältigung des VW-Abgasskandals konzernweit und speziell auch bei der dafür mitverantwortlichen Premiumtochter Audi einige Kapazitäten. Von der neuen Kooperation zwischen Audi und Porsche betroffen sind im übrigen nur überschaubare Teile des Entwicklungspersonals, das im Fall von Audi beispielsweise rund 10 000 Ingenieure umfasst. Davon werden künftig einige hundert Entwickler mit Porsche-Kollegen kooperieren. Das kann im Einzelfall bis zum physischen Wechsel eines Arbeitsplatzes gehen, wenn ein Audianer bei Porsche mitentwickelt und umgekehrt.

VW, Audi und Porsche entwickeln heute schon zusammen SUVs

Vor allem aber geht es um Entwicklungskooperation per Internet oder in Form gemeinsamer Treffen. Klar ist aber auch, „dass jedes Bauteil beim jeweils anderen reinpassen muss“, wie es ein Insider mit Blick auf gemeinsam entwickelte Module und Fahrzeugkomponenten formuliert. Die Marken Porsche und Audi dennoch sauber entlang der bestehenden Käufer zu trennen, sei trotzdem durch verschiedenes Design und unterschiedliche Leistungsmerkmale möglich. Von den Unternehmenkulturen her erwartet Stadler keine Probleme. „Uns verbinden viele gemeinsame Werte“, betont er.

Wirklich neu ist ein enger Schulterschluss bei der Fahrzeugentwicklung im VW-Konzern ohnehin nicht. Speziell im Bereich der Baureihen für SUV-Geländewagen arbeiten die Marken VW, Audi und Porsche bereits seit Jahren zusammen. Die neue Entwicklungskooperation zurrt nun eine neue Art der Zusammenarbeit für das nächste Jahrzehnt fest.