Gaza-Stadt wird weiter bombardiert. Das Sterben in dem Konflikt findet kein Ende. Foto: EPA

In der Nacht schlagen die Bomben ein: Laut dem Leiter der Rettungskräfte im Gazastreifen ist die Tahl der Toten auf über 700 angestiegen. Auf israelischer Seite kamen bislang mindestens 32 Soldaten und zwei Zivilisten ums Leben.

In der Nacht schlagen die Bomben ein: Laut dem Leiter der Rettungskräfte im Gazastreifen ist die Tahl der Toten auf über 700 angestiegen. Auf israelischer Seite kamen bislang mindestens 32 Soldaten und zwei Zivilisten ums Leben.

Gaza/Tel Aviv/Berlin - Die israelischen Streitkräfte haben in der Nacht auf Donnerstag ihre Angriffe im Gazastreifen fortgesetzt. Augenzeugen zufolge fiel der Strom aus, nachdem das wichtigste Kraftwerk des Küstengebiets getroffen wurde. Menschen gerieten in Panik.

Trotz internationaler Vermittlungsbemühungen stieg die Zahl der Toten weiter. Wie der Leiter der Rettungskräfte im Gazastreifen, Aschraf al-Kidra, sagte, kletterte die Zahl der Opfer in dem Gebiet auf 707. Mehr als 4500 Menschen seien verletzt worden. Auf israelischer Seite kamen bislang mindestens 32 Soldaten und zwei Zivilisten ums Leben.

Protest in Paris gegen Gewalt im Gazastreifen

In der französischen Hauptstadt Paris demonstrierten am Mittwochabend viele Tausend Menschen gegen die Gaza-Gewalt. Nach Übergriffen auf jüdische Einrichtungen am Wochenende sicherten mehr als Tausend Polizisten den Protestzug. Im österreichischen Bischofshofen wurde ein Testspiel des israelischen Fußballclubs Maccabi Haifa am Mittwochabend nach pro-palästinensischen Demonstrationen abgebrochen. Israels Militäroffensive im Gazastreifen geht in die dritte Woche. Ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht.

Zu einer möglichen Waffenruhe gab es am Abend widersprüchliche Signale. Hamas-Exilchef Chaled Maschaal machte die Zustimmung seiner Organisation zu einer Vereinbarung mit Israel erneut von einem Ende der Blockade des Gazastreifens abhängig. "Wir sind bereit, unser Leben zu opfern, um die Belagerung (von Gaza) zu beenden", erklärte er in der katarischen Hauptstadt Doha. Zuvor hatten palästinensische Offizielle angekündigt, eine Waffenruhe sei "binnen Stunden" möglich.

Der israelische Regierungssprecher Mark Regev dementierte wenig später jedoch, dass eine Feuerpause unmittelbar bevorstehe. Ein Mitglied des israelischen Sicherheitskabinetts sagte dem Fernsehsender Aruz 10, die Vereinbarung einer Waffenruhe werde bis zu diesem Samstag erwartet. US-Außenminister Kerry hatte zuvor von "gewissen Fortschritten" in den Vermittlungsbemühungen gesprochen.

Ziel der israelischen Offensive ist es, die Infrastruktur der Hamas wie Raketenabschussrampen, Waffenschmieden und vor allem unterirdische Tunnel zu zerstören. Durch Tunnel dringen Hamas-Kommandos nach Israel vor, um Anschläge zu verüben. Immer wieder schlagen Raketen aus dem Gazastreifen in Israel ein.

Wie die Streitkräfte in der Nacht mitteilten, wurden am Mittwoch mehr als 95 Geschosse auf Israel abgefeuert. Das Militär gab an, an dem Tag mehr als 100 Ziele im Gazastreifen angegriffen zu haben.

Fluglinien setzten Verbindungen aus

Wegen des andauernden Raketenbeschusses aus dem Gazastreifen haben mehrere Fluglinien Verbindungen zum Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv vorübergehend ausgesetzt - darunter die Lufthansa und Air Berlin. Die Flugstreichungen der deutschen Airlines gelten mindestens bis einschließlich Donnerstag. Auch die US-Luftfahrtbehörde FAA verlängerte zunächst ihr Flugverbot am Mittwoch um 24 Stunden, hob es inzwischen aber wieder auf. Der Ben-Gurion-Flughafen dürfe seit 05.45 Uhr (MESZ) am Donnerstag wieder angeflogen werden, teilte die Behörde auf ihrer Webseite mit. Man werde die Situation im Auge behalten und nötigenfalls Maßnahmen ergreifen.

Der einflussreiche US-Republikaner Ted Cruz hatte Präsident Barack Obama vorgeworfen, mit dem Flugverbot einen "Wirtschaftsboykott Israels" zu starten. Das US-Außenministerium bezeichnete dies als "lächerlich und beleidigend".

Es ist das erste Mal seit 1991, dass ausländische Fluggesellschaften in größerer Zahl den Betrieb nach Israel einstellen. Damals hatte der irakische Diktator Saddam Hussein im Golfkrieg Scud-Raketen auf Israel abschießen lassen.

Der UN-Menschenrechtsrat verurteilte derweil eine "systematische und schwere Verletzung" internationaler Menschenrechte in dem Konflikt. In der Resolution des UN-Menschenrechtsrats vom Mittwoch wird unter anderem eine UN-Untersuchungskommission gefordert, die möglichen Verletzungen internationalen Rechts nachgehen soll. Das Gremium aus 47 Nationen nahm den Entwurf bei einer Sondersitzung in Genf mehrheitlich an. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, zog in Zweifel, dass Israel alles tue, um zivile Opfer zu vermeiden.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte Aufklärung über einen Raketenfund in einer Schule der Vereinten Nationen im Gazastreifen. Er sei empört darüber, dass die Waffen in der Schule entdeckt worden und anschließend verschwunden seien, sagte Ban laut UN-Mitteilung. "Die Verantwortlichen haben damit Schulen zu möglichen Angriffszielen gemacht und die Leben von unschuldigen Kindern, UN-Mitarbeitern und Schutzsuchenden in Gefahr gebracht." Die Vereinten Nationen würden den Vorfall untersuchen und alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass so etwas noch einmal passieren könne.

Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNWRA) hatte vor rund einer Woche mitgeteilt, dass in der leerstehenden UN-Schule ein Raketenlager mit rund 20 Geschossen entdeckt worden sei. UNRWA unterhält nach eigenen Angaben 245 Schulen in Gaza, in denen rund 225 000 palästinensische Kinder unterrichtet werden.

Überschattet vom Gaza-Konflikt übergibt der israelische Präsident Schimon Peres am Donnerstag sein Amt an Reuven Rivlin.