IHK-Präsident Georg Fichtner (links) und Handwerkskammerpräsident Rainer Reichhold. Foto: Max Kovalenko

Die Präsidenten der IHK und der Handwerkskammer der Region Stuttgart, Fichtner und Reichhold, haben von künftigen Stadt- und Gemeinderäten eine wirtschaftsfreundliche Politik gefordert.

Die Präsidenten der IHK und der Handwerkskammer der Region Stuttgart, Fichtner und Reichhold, haben von künftigen Stadt- und Gemeinderäten eine wirtschaftsfreundliche Politik gefordert.

Stuttgart - Das Wort „liberal“ kam Georg Fichtner schließlich doch über die Lippen. Er tendiere zu Parteien mit einem Bekenntnis zu einer „liberalen Wirtschaftsordnung“, so der Präsident der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart (IHK) am Dienstag. Zuvor hatte er namentlich keine Wahlempfehlung abgeben wollen, auch keine für die FDP. Sein Kollege blieb noch neutraler: Die Bürger sollen sich für die „Kandidaten ihres Vertrauens“ entscheiden, sagte Handwerkskammerpräsident Rainer Reichhold.

Kurz vor den Kommunal- und Regionalwahlen haben beide Wirtschaftsorganisationen in gemeinsamen Erklärungen formuliert, was sie von den künftigen Mandatsträgern erwarten. Bildung, Arbeitsmarkt, Rente, Wirtschaftswachstum, Wohnen, Verkehr – gestreift haben Fichtner und Reichhold dabei fast alle Politikfelder. Tenor: Seinen Wohlstand behält die Region Stuttgart nur, wenn die Unternehmen wachsen können, sie wachsen aber nur, wenn die Kommunalpolitiker regionweit für ausreichend Gewerbeflächen sorgen. So benötigten Unternehmen im Stuttgarter Norden und im Kreis Ludwigsburg bis 2020 rund 100 Hektar zur Erweiterung oder Neuansiedlung.

Priorität haben für IHK und Handwerkskammer zudem die Themen Energiewende, die mehr kommunal organisiert werden müsse, ein sinnvoller Ausbau von Straßen und Nahverkehr, sowie Bildung und Ausbildung. Im Hinblick auf den fortschreitenden Mangel an Fachkräften setzt Reichhold „massiv auf die individuelle Förderung in Gemeinschaftsschulen“. Jugendliche ohne Beruf könne sich die Region nicht leisten.

Beide beklagten schwerfällig arbeitende Behörden, wollten jedoch beim Personal in den Kommunen noch Sparpotenzial erkannt haben. Dem Drang von Städten und Gemeinden, selbst Wirtschaftsbetriebe vorzuhalten – etwa in den Bereichen Gastronomie oder Tourismus – erteilten Fichtner und Reichhold eine Absage. Und es gelte, in der Region eine Willkommenskultur zu etablieren. Das Welcome-Center, das die Stadt Stuttgart und die IHK im Herbst demnächst im Alten Waisenhaus eröffnen, sei ein Anfang. „Die Region muss nach außen sexy und wohlhabend wirken und nicht wie Berlin arm aber sexy sein “, so Reichhold.