OB Fritz Kuhn (Grüne, links) gratulierte CDU-Chef Alexander Kotz Foto: Leif Piechowski

Nach einer Zitterpartie im Gefolge der Stuttgarter Gemeinderatswahl ist die CDU doch noch von der Verliererstraße abgekommen. Nach fünf Jahren Pause ist sie wieder die Nummer eins im Rathaus. Einige Neulinge sorgen für mehr Vielfalt, sagt auch OB Fritz Kuhn.

Stuttgart - Das hatten auch die führenden Christdemokraten fast nicht mehr zu hoffen gewagt: Ihre Partei geht aus der Gemeinderatswahl am Sonntag doch noch als zahlenmäßig stärkste Kraft im Stuttgarter Rathaus hervor. Nach fünf Jahren, in denen die Grünen die Nummer eins waren. Am Dienstag wurde das vorläufige Endergebnis nach Auszählung sämtlicher Stimmen offiziell verkündet. Die CDU holte 28,3 Prozent – und gewann damit vier der 8,6 Prozent, die sie 2009 verloren hatte, zurück. Sie hat nun 17 statt 15 Sitze. Die Grünen erhielten 24,0 Prozent (-1,3) und nur noch 14 statt bisher 16 Sitze.

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Auch der Stimmenkönig hat jetzt ein CDU-Parteibuch: Es ist Fraktionschef Alexander Kotz (93 004 von insgesamt 11 192 986 Stimmen), vor Anna Deparnay-Grunenberg von den Grünen (86 820) und Silvia Fischer von den Grünen (86 437).

Die Verschiebungen lösten nach der Bekanntgabe bei einer Pressekonferenz gleich ein Ringen um die Deutungshoheit aus. OB Fritz Kuhn (Grüne), kraft Amtes Vorsitzender des Gemeinderats, bescheinigte den Grünen ein „sehr, sehr starkes Ergebnis“, wenn man bedenke, dass ihnen ein Abschwung vorhergesagt worden sei. Das CDU-Ergebnis deutete er anders. Er bezeichnete sie zwar als neue stärkste Kraft, sagte aber auch, trotz mehr Mandaten habe sie ihr Ziel, mit der FDP und den Freien Wählern eine Mehrheit im Gemeinderat bilden zu können, „deutlich nicht erreicht“.

Der Ohrenzeuge Kotz verließ wenig amüsiert den Raum. Zu dem Zeitpunkt hatte die CDU schon verlautbart, man habe das Wahlziel erreicht. Man sei wieder stärkste Fraktion im Rathaus und habe drei Sitze mehr als die Grünen. Anders als bei der Prognose von infratest dimap von Sonntagabend, die ein Patt zwischen Grünen und CDU vorhersagte, bilde das Endergebnis die von der CDU gefühlte Stimmung im Wahlkampf ab, ließ der Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann wissen. Und Kotz hob hervor, die Zahl der grün-rot-linken Stadträte sei auf 29 geschrumpft.

Damit hätten sie im Gemeinderat – wo 60 Stadträte und der OB Stimmrecht haben – keine absolute Mehrheit mehr. Das bürgerliche Lager aus CDU, FDP und Freien Wählern kommt aber auch nur auf 25 Sitze. Daraus schließt Kotz, im neuen Gemeinderat werde sachorientierte Arbeit gefragt sein.

Um eine Mehrheit bilden zu können, brauchen das öko-soziale Lager und Kuhn mindestens eine Stimme von einem der Neulinge. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte Peter Pätzold (Grüne). Aber noch immer könne man Mehrheiten für grüne Ziele organisieren. Das Ergebnis sei „immer noch gut“.

Die SPD verliert nach vier Sitzen im Jahr 2009 erneut einen Sitz. Die FDP konnte gerade noch ihren Fraktionsstatus mit vier Stadträte erhalten – wie die Freien Wähler. Das Bündnis Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) hat das Ziel verfehlt, Sitze zuzulegen. Dagegen haben die Linken gleichgezogen auf drei. Die Alternative für Deutschland (AfD) schaffte auf Anhieb den Einzug und stellt drei Stadträte. Neu im Rathaus sind die Piraten, die Wählervereinigung Stadtisten und die studentische Liste. Die rechten Republikaner verloren ihren letzten Sitz.