Viele junge Mediziner ziehen eine Anstellung im Krankenhaus einer eigenen Praxis auf dem Land vor. Foto: dpa

Deutschland hat keinen Ärztemangel, sondern ein Verteilungsproblem. Es braucht neue Konzepte für Hausärzte im ländlichen Raum, kommentiert unser Autor Steffen Rometsch.

Stuttgart - Selbst der Landarzt in der gleichnamigen Fernsehserie praktiziert nicht mehr. Das ZDF hat die Produktion im Sommer 2013 nach 25 Jahren eingestellt. Für den Sendeplatz würden „neue Formatideen“ entwickelt, hieß es damals. Neue Formatideen braucht längst auch der reale Landarzt. Die Zahl der Hausärzte sinkt dramatisch. Mit dem Generationenwechsel wird deutlich, dass nur noch wenige junge Mediziner ihre Zukunft auf dem Lande und in der Grundversorgung sehen. Auch in vielen kleinen Orten Baden-Württembergs machen Praxen dicht, weil keine Nachfolger gefunden werden.

Trotz des ungebremsten Interesses am Beruf entscheiden sich immer weniger angehende Ärzte nach dem Studium für die Allgemeinmedizin. 357 000 Ärzte bundesweit sind Rekord. Das sind gut 80 000 mehr als vor 20 Jahren – es gibt keinen Medizinermangel, sondern ein Verteilungsproblem. Warum? Wenn nahezu ausschließlich Einser-Abiturienten zugelassen werden, darf es nicht überraschen, dass sich die Uni-Absolventen am Ende gegen eine Karriere als Landarzt entscheiden, zumal das Studium nach wie vor stark fach- und klinikgeprägt ist.

Viele junge Mediziner wollen keine eigene Allgemeinpraxis, um nicht über Jahre hinweg an einen Standort gefesselt zu sein – noch dazu finanziell schlechtergestellt und mit deutlich längeren Arbeits- und Notdienstzeiten als ihre Facharzt-Kollegen. 70 Prozent der Berufsanfänger sind mittlerweile Frauen mit dem starken Wunsch nach Teilzeitarbeit und Flexibilität.

Um weiterhin eine wohnortnahe Versorgung sicherzustellen, braucht es daher ein gemeinsames Umsteuern von Politik, Universitäten und Ärzteverbänden. Geld allein in Form einer Anschubfinanzierung, wie in Baden-Württemberg praktiziert, wird das Problem nicht lösen.

s.rometsch@stn.zgs.de