Experte Detlef Krahé von der Universität Wuppertal macht Messungen in einer Leinfeldener Wohnung Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Bei der Suche nach den Ursachen des mysteriösen Brummtons fühlt sich keiner so richtig zuständig. Doch die Betroffenen leiden extrem. Deshalb kann sich die öffentliche Hand nicht einfach ihrer Verantwortung entziehen.

Stuttgart - Man könnte es sich einfach machen und sagen: Menschen, die ein unerträgliches Brummen hören und davon um den Schlaf gebracht werden, sind Spinner. Und in der Minderheit noch dazu. Sollen sie sich halt selbst um ihr Problem kümmern. Was geht das die Allgemeinheit an?

Doch das wäre völlig falsch. Zum einen ist die Minderheit gar nicht so klein. Experten gehen davon aus, dass fünf bis zehn Prozent der Leute tieffrequente Töne wahrnehmen – zum Teil extrem. Immer mehr Betroffene melden sich auch in der Region Stuttgart. Dass solche Geräusche gesundheitsgefährdend sind, ist unbestritten. Und sie sind messbar, selbst wenn sie die höchst umstrittenen Richtwerte, die ein Mensch angeblich hören kann, in manchen Fällen nicht überschreiten.

Für die Opfer ist besonders bitter, dass sie kaum Gehör finden. Oft leiden sie massiv, sind völlig am Ende – und werden zudem nicht ernst genommen. Sie investieren Tausende Euro in Messungen und Gutachten, ohne weiterzukommen. Fachleute sind sicher, dass äußere Einflüsse zu dem mysteriösen Ton führen. Doch weil man nichts Genaues weiß, redet sich jeder mit dem Hinweis auf fehlende Zuständigkeit heraus. Auch in Leinfelden-Echterdingen, wo es besonders viele Opfer gibt, sollen die Betroffenen einen Großteil der Untersuchungen selbst bezahlen. Dabei ist die öffentliche Hand in der Pflicht, nach Lösungen für leidende Bürger zu suchen. Sie darf es sich nicht so einfach machen.